Interkommunale Qualifizierung

Rückblick: Qualifizierung beleuchtet die zentrale Rolle von Partizipation im Kontext von BNE

Interkommunale Qualifizierung am Standort Nord-Ost

Partizipation ist ein zentraler Begriff im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Zwölf Personen aus unterschiedlichen Kommunen nahmen am 6. Oktober 2022 an der Interkommunalen Qualifizierung „Partizipation und BNE – Auf dem Weg zu nachhaltigem Handeln mitnehmen" teil, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Partizipation in der Theorie

Die Komplexität des Themas stellte Dr. Jörg Eulenberger in seiner theoretischen Einführung „Was bedeutet Partizipation im Kontext BNE in der kommunalen Bildungslandschaft?“ dar. Mit einer Bestimmung des Begriffes Partizipation stieg er in seinen Vortrag ein. Dabei ergänzte er die Definition von Gaby Straßburger und Judith Rieger (2019), dass Partizipation bedeute, an Entscheidungen mitzuwirken und damit Einfluss auf das Ergebnis nehmen zu können, um drei weitere Kriterien:

  • Es handelt sich um Entscheidungen im öffentlichen Raum.
  • Es haben Personenkreise teil, die nicht routinemäßig derartige Entscheidungen vornehmen.
  • Beteiligte Personen mit einem legitimen Anliegen sind ausreichend repräsentiert.

Informationsangebote, Abfragen von Meinungen, Stellungnahmen und lebensweltlicher Expertise sind demnach Vorstufen von Partizipation. Erst wenn die Teilnehmenden auch an Entscheidungen mitwirken können, d.h. wenn die jeweilige Institution (z.B. die Kommune oder eine Bildungseinrichtung) die Mitbestimmung zulässt, handelt es sich um Partizipation im eigentlichen Sinne.

Sowohl in den politischen Programmen zu nachhaltiger Entwicklung und BNE als auch im pädagogischen Konzept BNE spielt Partizipation eine entscheidende Rolle. Eine Zielstellung von BNE ist es, Menschen zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung zu befähigen. BNE-Angebote sollen den Lernenden eine aktive Mitgestaltung ermöglichen. Da der Aufbau kommunaler Strukturen für BNE und die Gestaltung von entsprechenden Angeboten ein partizipativer Prozess ist, gilt es Mitwirkungs- und Entscheidungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

Eulenberger beendete seine theoretische Einführung mit einer Einordnung in die Praxis. Dabei merkte er an, dass die Übergänge zwischen Partizipation und den angrenzenden Themen Kooperation und Netzwerkarbeit oft fließend sind.

Partizipation in der Praxis

Den Blick in die Praxis vertiefte Lea Kohlhage mit ihrem Vortrag „Bürger:innen in kommunale Nachhaltigkeitsprozesse einbinden.“ Am Beispiel von kommunalen Nachhaltigkeitsprozessen zeigte sie, wie Bürger:innenbeteiligung umgesetzt werden kann und was es aus der Perspektive der Kommunalverwaltung dafür braucht. Konkret stellte Kohlhage die partizipative Erstellung und gemeinsame Umsetzung der Detmolder Nachhaltigkeitsstrategie vor, die viele Ansatzpunkte für partizipative BNE-Prozesse bietet.

Der Vortrag zeigte auch, dass es eine Vielzahl an möglichen Formaten, gibt um Bürger:innen einzubeziehen. Eine ergänzende Übersicht von Oliver Wolff zeigt die Bandbreite auf.

Herausforderungen im Gespräch

In einer Umfrage stimmten die Teilnehmenden ab, über welche Herausforderungen vertiefend gesprochen werden soll. Sie wählten die beiden Themen „BNE richtig platzieren“ und „Bürger:innen einbinden“ als die für sie relevantesten Herausforderungen zur Diskussion aus. In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, dass Beteiligung zu BNE im Speziellen bislang nur selten durchgeführt wird. Im Feld der Nachhaltigkeit trugen die Teilnehmenden verschiedene Beteiligungsaktivitäten, von Bürgerräten, Bürgerforen und -tischen bis hin zu Aktionswochen oder Befragungen, aus ihrer Arbeit zusammen. Betont wurde, dass es wichtig sei, einzelne Zielgruppen gezielt anzusprechen; egal ob mit einzelnen Formaten oder zielgruppenspezifischen Angeboten bei größeren Aktionen wie z.B. Nachhaltigkeitswochen.

Fazit

Die Veranstaltung hat das Thema Partizipation im Kontext von BNE von der Theorie bis zu Praxisbeispielen beschrieben.

Für die Umsetzung aus Verwaltungssicht wurde deutlich, dass eine klare Zielsetzung und gute Planung von Ressourcen und Zeit zentral sind: Partizipationsprozesse sind aufwändig, daher müssen die nötigen Ressourcen vorhanden sein, um diese durchzuführen und auch die Entscheidungen in einer angemessenen Zeitspanne umzusetzen. Sonst kann sich das Gegenteil des gewünschten Ergebnisses einstellen: Verdruss bei den Beteiligten. Und nur wenn die Mitbestimmung wirklich gewünscht ist, ist Partizipation der richtige Weg.

Die Veranstaltung zeigte neben Partizipationsprozessen auch viele andere Möglichkeiten, um verschiedene Zielgruppen mit dem Thema BNE zu erreichen, mit Akteur:innen im Feld von BNE in den Austausch zu treten, diese untereinander zu vernetzen und Kooperationen anzustoßen. Je nach Zielsetzung bieten also Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsformate sowie Netzwerk- und Gremienarbeit die passenden Methoden. Sie bieten zudem eine gute Grundlage für erfolgreiche Partizipationsprozesse: Zum gewünschten Zeitpunkt und Thema kann an bereits laufende Aktivitäten und entstandene Strukturen der externen Kooperation angeknüpft werden, um die richtigen Gruppen zu erreichen und partizipative Entscheidungen herbeizuführen.

Dokumentation für Teilnehmende (passwortgeschützt)

| Antje Müller