Menschen halten SDG-Karten hoch

Der Beirat für Nachhaltigkeit der Stadt Geestland

Mit einem Beirat für Nachhaltigkeit gibt sich die Stadt Geestland 2018 eine strukturierte Form der Partizipation. Er steht der Verwaltung in Fragen der Nachhaltigkeit unterstützend, beratend, aber natürlich auch Kritik übend zur Seite.

Das Vorhaben: Strategiepapiere mit Leben füllen

„Zukunftsgestaltung kann nur gelingen, wenn die Bedürfnisse der heutigen Generation mit den Lebenschancen zukünftiger Generationen verknüpft werden und in einer Art Generationenvertrag die langfristige Stadtentwicklung so gestaltet wird, dass sie beiden gerecht wird.“ Eine Formulierung, die so oder so ähnlich in vielen Leitbildern, Strategiepapieren oder vergleichbaren Dokumenten steht. Um den Satz von einer Phrase und floskelhafter Kommunikation abzuheben, gilt es, ihn bekannt zu machen, mit Leben zu füllen und eine hohe Akzeptanz bei den Personen und Organisationen zu erreichen, die davon betroffen sind.
In der Stadt Geestland ist man überzeugt, dass dies am besten gelingt, indem man neben der ganz eigenen Perspektive der Verwaltung auch weitere Akteure mit unterschiedlichstem fachlichen und privatem Hintergrund in die Konkretisierung und Ausgestaltung von Konzepten einbezieht, denn: „Die Umsetzung und Weiterentwicklung der Leitlinien lebt von der Einbindung eines bürgerschaftlichen Dialogs und Engagements“ (aus: Leitlinien der Stadt Geestland).

Es ist keine brandneue Erkenntnis, dass Beteiligungsprozesse die Qualität von Ergebnissen bei komplexen Ausgangslagen und Herausforderungen verbessern können. Dennoch ist Beteiligung kein Selbstzweck und in der praktischen Umsetzung nahezu immer mit großen Herausforderungen verknüpft.

 

Voraussetzung für Transformation: Zusammenarbeit mit Bürger:innen, Unternehmen, Organisationen

Im Kontext von nachhaltiger Entwicklung ist ein Ausbleiben der Einbindung von Bürger:innen, Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen u.v.m. allerdings keine Option, sondern deren aktive Rolle vielmehr eine notwendige Bedingung zum Gelingen der gesamtgesellschaftlichen Transformation. Klar ist: Beteiligung sollte geplant verlaufen und in der Bearbeitung und Verwertung der Ergebnisse strukturiert sein, um ihren Zweck erfüllen zu können. Stellt sich die entscheidende Frage, welche Wege es gibt, Schwierigkeiten und negativen Effekten bestmöglich entgegenzuwirken und praktikable Wege der Beteiligung zu etablieren?

Geestlands Beirat für Nachhaltigkeit berät, unterstützt und übt Kritik

In der Stadt Geestland machte man sich daher im Jahr 2018 auf den Weg, eine strukturierte Form der Partizipation zu finden, die in Fragen der Nachhaltigkeit unterstützend und beratend, aber natürlich auch Kritik übend der Verwaltung zu Seite stehen kann. Die Wahl fiel auf ein bewährtes Instrument und mündete in die Gründung des Beirats für Nachhaltigkeit. Inzwischen blickt das Gremium – bestehend aus Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung – auf mehrere Treffen zurück, auch wenn erwähnt werden muss, dass nicht zuletzt die Corona-Pandemie die Arbeit des Beirats vor zusätzliche Herausforderungen gestellt hat.

Bereits bei der Erstellung der ersten Nachhaltigkeitsstrategie war das Gremium, gemäß seiner in der Geschäftsordnung festgehaltenen Funktion, beratend tätig und hat Einfluss auf die Ausgestaltung der Strategie und auch viele weitere Themen mit Nachhaltigkeitsbezug in der Stadt Geestland nehmen können.

Multiperspektivischer Austausch fördert Verständnis

Allerdings wird der Beirat von Bürgermeister Thorsten Krüger und den Mitgliedern nicht als (beratende) Einbahnstraße verstanden, die ausschließlich unterstützend für die Arbeit der Verwaltung ist. Vielmehr nutzt der multiperspektivische Austausch und der damit verbundene Einblick in andere Realitäten auch dem gegenseitigen Verständnis. Daher kann der Beirat für Nachhaltigkeit in Geestland auch als ein vermittelnder Ort des Interessenausgleiches auf Augenhöhe betrachtet werden.
Ebenso wichtig ist, dass alle Mitglieder das dort Erlebte und bestenfalls Erlernte auch nach außen tragen: „Unsere Mitglieder im Beirat sind wichtige Multiplikatoren. Sie geben dem Thema Nachhaltigkeit ein Gesicht und fördern im Dialog mit den vielfältigen Akteuren unserer Stadtgemeinschaft das Bewusstsein für die Notwendigkeit bestimmter Veränderungen. Die ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeitsziele bestimmt ihr Handeln – sie sind die Treiber der Transformation“, bringt es Bürgermeister Thorsten Krüger auf den Punkt. Auch aus diesem Grund hat der Beirat in Geestland in unregelmäßigen Abständen auch eher untypische Aspekte in Form einer Öffentlichkeitsarbeit für sich übernommen, wie beispielsweise in einem selbstproduzierten Video zur konstituierenden Sitzung.

Logo-Bild für die Initiative Klima-Zukunft

Aktuelles Thema: Die Rolle der Bildung in der Nachhaltigkeitsstrategie hervorheben

Im Rahmen der Teilnahme am Modellprojekt des BNE-Kompetenzzentrums hat sich die Stadt gemeinsam mit dem Beirat nun auf den Weg gemacht, die bestehende Nachhaltigkeitsstrategie ganz im Sinne einer laufenden Weiterentwicklung fortzuschreiben. In einer der jüngsten Sitzungen wurde daher gemeinsam der Vorschlag aus der Verwaltung verabschiedet, dem bereits benannten Themenfeld der Bildung einen zentraleren und übergeordneten Charakter für das Gelingen der gesamten Strategie zu verleihen. In lebhaften Diskussionen wurden so inhaltliche, aber auch die Struktur des handlungsleitenden Strategiepapiers betreffende Aspekte erarbeitet. Die Vielzahl an unterschiedlichen Rückmeldungen gilt es nun von Seiten der Verwaltung einzuarbeiten und über die Arbeitsschritte zu informieren - nicht zuletzt auch bei Nichtberücksichtigung oder Anpassung von Standpunkten, die ggf. Eingang erhalten sollten. „Die Fortschreibung unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist ein zentrales Anliegen des Beirats. Unsere Welt wandelt sich. Entsprechend muss auch unsere Strategie von Zeit zu Zeit überarbeitet werden. Sie ist ein lebendiges und dynamisches Dokument, denn mit dem fortlaufenden Zuwachs an Wissen und Innovation wandeln sich auch die Anforderungen, die wir an die Strategie stellen“, so Sonja Thomas, Verantwortliche der Stabsstelle "Nachhaltigkeit und Beteiligung", zur Arbeit mit dem Beirat.

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