Piktogramme zum Thema Bildung und Ziegruppen

BNE an der Volkshochschule

Daten und Erkenntnisse zur Nutzung aktueller Bildungsangebote und zur Gestaltung zukünftiger Kurse

Einführung

Das BNE-Kompetenzzentrum Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune begleitet ausgewählte Modellkommunen bei der strukturellen Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in ihre kommunale Bildungslandschaft. Dazu arbeiten im Umsetzungsprozess einerseits Prozessbegleiter:innen eng mit den Kommunalverwaltungen zusammen. Andererseits beforscht ein Wissenschaftsteam die Umsetzungsprozesse vor Ort, um sie auf der Grundlage empirischer Erkenntnisse zu optimieren. Im Winter 2022/2023 befragte das Wissenschaftsteam Personen, die ein BNE-Angebot an einer der Volkshochschulen (vhs) in den Modellkommunen besucht hatten. Im Mittelpunkt der Befragung standen unter anderem die Bildungsvoraussetzungen und Interessenlagen der Teilnehmenden. 

Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse der Befragung dargestellt und auf mögliche Konsequenzen befragt. Zu berücksichtigen gilt, dass die Ergebnisse aufgrund einer tendenziell lokalen Zentrierung sowie eines geringen Rücklaufes lediglich eingeschränkte Aussagekraft besitzen. 70% der Befragten verteilen sich auf die vhs’en aus fünf Kommunen. Viele der geplanten BNE-Angebote kamen an den vhs´en zudem aufgrund einer geringen Teilnehmerresonanz nicht zustande. Nichtsdestotrotz werfen die folgenden Ergebnisse interessante Fragen für die Entwicklung und Konzeption zukünftiger BNE-Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung auf.

Die Befragten

Die Mehrheit der Befragten verfügt mit dem Abitur über einen hohen Bildungsabschluss.

  • Vor allem Personen mittleren Alters scheinen sich für Bildungsangebote im Nachhaltigkeitsbereich an der vhs zu interessieren. Die größte Altersgruppe bilden unter den Befragten die 50- bis 64-Jährigen, mehr als die Hälfte der Teilnehmenden ist 50 Jahre und älter.
  • Frauen haben an der Umfrage deutlich häufiger teilgenommen als Männer.
  • Sowohl im Hinblick auf das Alter als auch auf das Geschlecht nähern sich die Daten jenen an, die die bundesweite Statistik der Volkshochschulen für die Kursteilnehmer:innen im Programmbereich Politik-Gesellschaft-Umwelt ausweist.

Wie müssen vhs-Angebote im Nachhaltigkeitsbereich gestaltet sein, um z.B. jüngere, männliche Personen oder Menschen mit niedrigen oder mittleren Abschlüssen besser zu erreichen?

Die vhs-Kurse

  • Bildungsangebote, die dem Bereich der Ökologie zugerechnet werden können, wurden mit Abstand am häufigsten besucht. (Grundlage für die Zuordnung der Kurse zu den Nachhaltigkeitsbereichen bildeten die Titelangaben, die die Befragten zum Kurs gemacht hatten.)
  • Das Programmheft ist ein zuverlässiges Instrument, wie die vhs ihre Zielgruppe erreicht. Die Übersicht bietet den großen Vorteil, auch eher Kurzentschlossene von einer Teilnahme zu überzeugen. Die Mehrheit der Befragten gab an, zufällig auf den besuchten Kurs im vhs-Programm gestoßen zu sein.
  • Praktisch alle Teilnehmenden besuchten den vhs-Kurs aus einem persönlichen Interesse heraus. In einigen Fällen gesellten sich zum persönlichen Interesse berufliche Gründe für den Kursbesuch bzw. stand für einen kleineren Teil der Befragten der Besuch des vhs-Kurses auch in Zusammenhang mit dem ehrenamtlichen Engagement. (Im Rahmen der Datenauswertungen wurden die Kategorien „Trifft zu“ und „Trifft eher zu“ zusammengefasst. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich, weshalb die Prozentwerte der einzelnen Antwortkategorien summiert mehr als 100% ergeben)

Inwiefern decken die vhs-Kurse über den ökologischen Bereich hinaus die weiteren Nachhaltigkeitsdimensionen ab? Müssen Angebote im Bereich Ökonomie, Kultur und Soziales bzw. Formate, die die verschiedenen Nachhaltigkeitsdimensionen verbinden, gestärkt werden? Wie kann die vhs über die individuelle Weiterbildung hinaus ihr Potenzial z.B. in der beruflichen Weiterqualifizierung zum Thema BNE ausbauen?

  • Mittels des besuchten vhs-Kurses möchten die Befragten vor allem das Wissen im Themenbereich vertiefen oder einen Überblick über das Thema gewinnen. Auch einen praktischen Nutzen erhoffen sich viele vom gewählten Kurs (siehe Auflistung oben links). 
    (Im Rahmen der Datenauswertungen wurden die Kategorien „Trifft zu“ und „Trifft eher zu“ zusammengefasst. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich, weshalb die Prozentwerte der einzelnen Antwortkategorien summiert mehr als 100% ergeben)
  • Die angegebenen Motive können mittels Clusteranalysen** in zwei Gruppen unterschieden werden. Die Interessenlagen dieser beiden Gruppen variieren in Hinblick auf die besuchten Kurse (siehe Abbildung oben rechts). 
    (Die Clusteranalyse ist ein statistisches Verfahren, welches unter Anwendung eines Algorithmus in einem Datensatz Ähnlichkeitsstrukturen aufdeckt. Objekte, die sich in ihren Merkmalen gleichen, können mittels des Verfahrens in Gruppen – sogenannte Cluster - zusammengefasst werden.)
    • Für die Wissensorientierten steht vor allem die Wissensvermittlung im Vordergrund. Sie möchten mittels des Kurses einen Überblick über das Thema gewinnen sowie das eigene Wissen vertiefen.
    • Auch die Vielseitigen haben ein Interesse an der Wissensvermittlung. Darüber hinaus erhoffen sie sich allerdings auch einen praktischen Nutzen vom Angebot und verfolgen die Absicht, das eigene Verhalten im Alltag zu ändern. Ein weiteres wichtiges Motiv für die Teilnahme am Kurs ist für diese Gruppe der Austausch mit anderen Menschen.

Die Gruppenunterschiede können für die Gestaltung zukünftiger BNE-Kurse genutzt werden:

Das vorwiegende Interesse der Wissensorientierten an der Wissensvermittlung erweist sich als anschlussfähig an eine Vielfalt an BNE-Methoden. Über Wissensvermittlung hinaus können etwa mittels der Schulung eines kritisch-reflektierenden oder analysierenden Denkens gleichzeitig Kompetenzen gefördert werden, die den Teilnehmenden ein nachhaltiges Verhalten ermöglichen. Denn über die reine Wissensvermittlung hinaus bildet die Vermittlung von nachhaltigkeitsfördernden Kompetenzen das Herzstück einer BNE.

Für die Vielseitigen werden Bildungsangebote vor allem dann interessant, wenn sie einen persönlichen Anwendungsbezug besitzen. Das komplexe Thema der Nachhaltigkeit muss für diese Nutzer:innen anschlussfähig an die eigene Lebenswelt gestaltet werden.

| Katrin Otremba