Collage: Portrait von Jeanette Braun, SDG-Würfel, Menschen im Naturpark Lüneburger Heide

Bock auf Zukunft machen – Networking und Marketing für BNE im Landkreis Lüneburg

Interview mit der BNE-Beauftragten des Landkreises Jeanette Braun 

Jeanette Braun ist seit Anfang 2024 BNE-Beauftragte des Landkreises Lüneburg. Angesiedelt ist sie mit dieser hauptamtlichen Stelle im Bildungs- und Integrationsbüro des Kreises. Ihre Aufgabe ist es, Vernetzung unter beteiligten Akteurinnen und Akteuren zu fördern und BNE innerhalb und außerhalb der Verwaltung stärker sichtbar zu machen. In weniger als einem Jahr konnte sie bereits einiges erreichen: Sie hat BNE in das Aus- und Fortbildungsprogramm der Verwaltung integriert und einige Kooperationsprojekte initiiert. (Einige Beispiele, wie die "Goals in the Box", stellte sie auf der Herbstkonferenz 2024 in Leipzig vor.) 

Da Jeanette Braun vor ihrer Zeit beim Landkreis Lüneburg journalistisch und im Marketing tätig war, geht sie gern kreativ und pragmatisch an neue BNE-Projekte heran und widmet sich mit Vorliebe der Frage, wie sich diese sprachlich, werblich attraktiv sowie öffentlichkeitswirksam umsetzen lassen. Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihre Rolle als BNE-Beauftragte versteht und ausfüllt.

Was sind Ihre Ziele bei der Verankerung von BNE im Landkreis Lüneburg?

Mir ist es wichtig, langfristig die Landkreis-Verwaltung als zentrale BNE-Anlaufstelle für Akteur:innen der Bildungslandschaft, aber auch Kolleg:innen in der Verwaltung zu etablieren. Die Basis dafür ist, Aufmerksamkeit für den wichtigen Stellenwert von BNE zu generieren, Mitarbeitende intern über entsprechende Bildungsangebote für das Thema zu sensibilisieren und sich für alle BNE-Aktivitäten in- und extern mit kompetenten Partnern aus anderen Fachdiensten zu vernetzen. Außerdem arbeite ich sukzessive daran, mich innerhalb der Bildungsregion Lüneburg mit den zentralen BNE-Ansprechpersonen und -Institutionen zu vernetzen. 

Mit wem arbeiten Sie innerhalb der Verwaltung zusammen?

Innerhalb unseres Bildungs- und Integrationsbüros ergeben sich wertvolle Anknüpfungspunkte im Bereich politische Bildung, etwa über unseren Beauftragten gegen Rechtsextremismus, aber auch mit Kolleginnen, die sich mit den Themen Inklusion und kulturelle Bildung befassen. Man denke beispielsweise an die Rolle der SDGs in Kulturverwaltungen – ein Thema, das gerade stark an Bedeutung gewinnt.

Über unseren Bildungsbereich hinaus sind insbesondere die Fachdienste Umwelt sowie Klimaschutz/Kreisentwicklung/Wirtschaft meine wichtigsten Anlauf- und Vernetzungsstellen. Beispielsweise, wenn es um die Förderung von Klimaschutzprojekten an Schulen geht oder die Idee, Auszubildende in der Verwaltung im Rahmen von Workshops oder Mitmachaktionen an Nachhaltigkeitsthemen heranzuführen. Das kann von einem Klimaplanspiel über einen SDG-Workshop bis hin zu einer Führung an der Euthanasie-Gedenkstätte in Lüneburg reichen.

Wie gehen Sie bei der Vernetzung mit anderen Fachdiensten vor?

Ich gehe aktiv auf die entsprechenden Kolleg:innen zu, indem ich mich ganz ungezwungen persönlich melde und BNE-Euphorie verbreite! Das ist in der Tat äußerst effektiv. Wichtig ist mir, dabei zu verdeutlichen, dass wir die so wertvolle Arbeit, die beispielsweise ein Fachdienst Umwelt leistet – vom Schutz der Biotope bis zur Fließgewässerentwicklung – positiv herauszustellen und gemeinsam zu überlegen, wie wir diese in Bildungsangeboten im Landkreis und bei uns in der Verwaltung auch lebendig machen können. Unsere jüngste Errungenschaft: Eine Wasser-Toolbox, die finep uns zur Verfügung stellt und die wir für Workshops oder Tage der offenen Tür einsetzen können, um das wichtige Thema der effektiven Wassernutzung darzustellen.

Wie gehen Sie vor, um die Wahrnehmung von BNE zu stärken?

Indem wir – das Bildungs- und Integrationsbüro – uns stetig ins Gespräch bringen! Beispielsweise über unseren im Sommer 2024 gestarteten monatlichen Bildungsnewsletter, in dem BNE eine feste Rubrik ist. Außerdem ist Social Media eine hervorragende Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu generieren. Von einem Team-Einsatz unseres Bildungs- und Integrationsbüros am Naturparktag bis hin zu einem Workshop für Eltern zum Thema politische Bildung posten wir Aktivitäten unseres Fachdienstes, unserer Schulen oder anderer Bildungsinitiativen auf Facebook oder LinkedIn.

Welche Erfolgsfaktoren gibt es Ihrer Erfahrung nach bei der Vernetzung mit BNE-Partnern außerhalb der Verwaltung?

Mir ist es wichtig, den Landkreis langfristig als Anlaufstelle und Netzwerkknoten für BNE zu etablieren, so dass die Akteur:innen unserer Bildungsregion, aber auch nachhaltig agierende Unternehmen wissen, dass der Landkreis für gemeinsame Projekte und Kooperationen im Bereich BNE offen ist und auch beratend zur Seite steht. Gemeinsam initiierte und umgesetzte Aktionen sind leichter umzusetzen und haben mehr Strahlkraft. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Ansprechpartner:innen für eine Kooperation offen sind, wenn ich betone, dass wir uns zusammentun und jede(r) seine Stärken einbringt.

Wie gehen Sie bei der Anbahnung von Kooperationen konkret vor?

Indem ich sehr viel Zeit in Kommunikation, Networking und Social Media Marketing investiere. Das bringt enorm viel Sichtbarkeit, Kontakte und Ideen. Ein Beispiel: Auf der BNE-Jahrestagung in Hamburg habe ich den Kontakt zu einem BNE-Coach aus Hamburg aufbauen können, den ich für einen Workshop hier im Landkreis gewonnen habe. Ein anderes Beispiel: Die Sparkasse Lüneburg hat das Thema Nachhaltigkeit derzeit stark auf der Agenda. Für die Zusammenarbeit bei einem Projekt habe ich den Kontakt gesucht und es haben sich auf diese Weise Ideen für weitere Kooperationen im Bereich Bildung und Schule ergeben.

Können Sie ein Beispiel für eine Kooperation mit Externen geben?

Gemeinsam mit dem Schulbiologie- und Umweltbildungszentrum (Schubz) habe ich ein Projekt zum Bau von Saatkugelautomaten initiiert. Wir hoffen auf eine Förderung durch die BINGO Umweltstiftung. Die Idee: Drei Schülerfirmen aus der Region bauen ausgediente Kaugummiautomaten in Saatkugelautomaten um. Diese werden dann an frequenzstarken Orten im Landkreis aufgestellt, so dass Bürger:innen sich für 0,50 Cent eine „Saatkugel“ ziehen können, um eine blühende Wiese entstehen zu lassen – ein aktiver Beitrag gegen das Insektensterben. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler besuchen im Rahmen der Aktion auch ein Seminar beim Schubz, in dem sie Wissenswertes über Saatgut, Biodiversität und Artenvielfalt lernen.

Andersherum kann es übrigens auch sinnvoll sein, sich als Landkreis starke Partner und laufende Projekte zu suchen, die sich für eine Kooperation anbieten:

So hat jüngst ein Team unseres Bildungs- und Integrationsbüros am Naturparktag 2024 teilgenommen. Dieser wird vom Naturpark Lüneburger Heide jährlich veranstaltet und ist ein öffentlicher Aktionstag zur Pflege unserer Natur.

Der Landkreis Lüneburg hat als Verwaltung dieses Jahr das erste Mal auf meine Initiative hin teilgenommen: Einen Vormittag lang haben wir gemeinsam ein Stück Heide in unserem Landkreis „entkusselt“, d.h. von jungen Gehölzen (sogenannten Kusseln) befreit, um die Heide vor der natürlichen Bewaldung zu bewahren und wärmeliebenden Insekten ihren Lebensraum zu erhalten.

Image
Portrait Jeanette Braun

Jeanette Braun

BNE-Beauftragte des Landkreises Lüneburg

04131-26 1024
jeanette.braun@landkreis-lueneburg.de

(Foto: Andreas Tamme/tonwert21)

Mehr über die Arbeit von Jeanette Braun können Sie am 09.01.25 im Karriere-Podcast von Jannike Stöhr hören: https://jannikestoehr.com/podcast/ mit dem Thema "Vom Startup in die Behörde".

| Greta Wulfekötter
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