Luftaufnahmen von Espoo, Okayama, Larissa und Barcelona

Dokumentation: How Do International Municipalities Approach ESD?

Texte, Videos und andere Materialien zum Nachlesen und -schauen.

Am 23. März 2022 fand der Internationale Lernraum "How Do International Municipalities Approach ESD? - Bildung für nachhaltige Entwicklung in internationalen Kommunen" online statt. Etwa 20 Vertreter:innen aus deutschen Kommunen und im Bereich BNE engagierten Organisationen nahmen an der Veranstaltung teil, um sich von Praxisbeispielen aus Barcelona (Spanien), Espoo (Finnland), Larissa (Griechenland) und Okayama (Japan) inspirieren zu lassen und zu der Übertragbarkeit innovativer Ideen auf kommunale Bildungslandschaften in Deutschland auszutauschen.

Datum (von, bis)

digitale Veranstaltung

In dieser Dokumentation finden Sie Informationen zu den einzelnen Programmpunkten und ausgewählte Videomitschnitte.

Einführung

Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch Dr. Lea Schütze, Standortleiterin Süd am BNE-Kompetenzzentrum und einem kurzen Kennenlernen begann der englischsprachige Teil der Veranstaltung.

"Promoting Action on local level in the UNESCO-Programm „ESD for 2030“ in Germany"

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Dr. Andrea Ruyter-Petznek bot mit ihrem Vortrag einen Überblick über den BNE-Prozess in Deutschland und aktuelle Programme zur Förderung von BNE.

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Dr. Andrea Ruyter-Petznek Referat, 333 - Bildung in Regionen; Bildung für nachhaltige Entwicklung, Bundesministerium für Bildung und Forschung

Dr. Andrea Ruyter-Petznek

Bundesministerium für Bildung und Forschung

Leiterin des Referat 333 - Bildung in Regionen; Bildung für nachhaltige Entwicklung

Okayama

ESD Initiatives – Okayama, Japan

Sachie Kumano gab einen umfassenden Einblick in die Initiativen, die die Stadt Okayama in den letzten 17 Jahren ergriffen hat, um BNE voranzubringen. Ein besonderer Fokus lag auf der Vorstellung lokaler Lernzentren, der Kominkans, die in den 37 Bezirken der Stadt verortet sind und eine zentrale Rolle für die Umsetzung von BNE vor Ort spielen.

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Abteilung zur Förderung von SDGs und BNE, Okayama City, Japan

Sachie Kumano

SDGs & ESD Promotion Division, Okayama City

Von der internationalen Praxis zur deutschen Kommune

Anknüpfend an den Input und die dort herausgearbeiteten Charakteristika des Praxisbeispiels aus Okayama/Japan diskutierten die Teilnehmenden die Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten der Adaption für die Modellkommunen.

Insbesondere der niedrigschwellige Ansatz der etablierten und bei den Bürger:innen akzeptierten „Kominkans“ hilft dabei, Zielgruppen zu adressieren, die oftmals eher schwierig zu erreichen sind und gleichzeitig lokal bedarfsgerechte Angebote zu schaffen. Ein Äquivalent für die Kominkans gibt es in Deutschland nicht, dennoch finden die Anwesenden schnell Strukturen, die zumindest in Teilen für ähnliche Zwecke genutzt werden könnten, wie bspw. Volkshochschulen und auch Stadteil- und Quartiersbüros.

Kominkans können auch als Begegnungsort, der aktiv durch die Kommune gefördert und von Bürger:innen genutzt wird, wichtige Beiträge leisten. Dies gilt beispielsweise für den Umgang mit Zielkonflikten und damit verbundenen Aushandlungsprozessen. Auch in diesem Kontext wird überlegt, ob es vergleichbare Orte mit ähnlichen Potenzialen in Deutschland gibt. Dorfgemeinschaftshäuser, Jugendzentren u.ä. könnten solche Ansatzpunkte sein, die auch weitere bisher ungenutzte Potenziale in sich tragen.

Barcelona

“Escoles + Sostenibles” Barcelona ESD experience

Das “More Sustainable Schools Program - Escoles + Sostenibles” gibt es seit über 20 Jahren. Es ist ein städtisches Programm, das mit fachlicher Expertise und finanziellen Zuschüssen Schulen motiviert und unterstützt BNE-Projekte umzusetzen.

Etwa 60 % der Schulen der Stadt haben sich bereits beteiligt und beispielsweise gemeinsam mit Schüler:innen die Schulhöfe umgestaltet oder ein Peer-Learning-Programm aufgesetzt, bei dem ältere Schüler:innen als Agenten des Wandels zum Vorbild für Jüngere werden.

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Albert Roger Herreros, More sustainable schools program, Barcelona City Council

Albert Roger Herreros

More Sustainable Schools Program, Barcelona City Council

Von der internationalen Praxis zur deutschen Kommune

In der anschließenden Diskussion des Praxisbeispiels haben sich die Teilnehmer:innen mit der Frage der Übertragbarkeit beschäftigt. Die klare Strukturierung des Programms und vor allem der hohe Stellenwert eines Multiplikator:innenkonzepts wurde von den deutschen Kommunalvertreter:innen sehr gelobt.

Als besonders innovativ wurde die gemeinschaftsorientierte sowie partizipative Gestaltung des vorgestellten Programms verstanden. Insbesondere wurde hierbei der Ansatz, die Angebotsinhalte an den Interessen und den Bedürfnissen der Zielgruppen auszurichten, also nachfrageorientiert zu agieren und somit die Legitimation zu steigern, positiv hervorgehoben. Eine weitere Chance sahen die Diskutant:innen in der Fokussierung und Stärkung der Schulsozialarbeit.

Mit Blick auf mögliche äquivalente Angebote in Deutschland wurde vor allem der hohe Bedarf an internen sowie intensiven Verwaltungs- und Schulstrukturen sowie an besonders motivierten Mitarbeiter:innen diskutiert.

Espoo

Sustainable Development in Education and Training, Case Espoo Finland

Mervi Janssson stellte in ihrem Vortrag zwei Ansätze vor, die in Espoo verfolgt werden: Der erste Ansatz „school as a service“ begreift Schulen als Lernorte, an dem auch nach Schulschluss und über den Lehrplan hinaus Bildungsangebote für das ganze Stadtviertel stattfinden können. Der zweite Ansatz beschäftigt sich mit der verbindlichen Verankerung von BNE in den Lehrplänen für berufliche Aus- und Weiterbildung.

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Mervi Jansson, Chair of the Finnish VETQA committee and CEO of Omnia Education Partnerships | Espoo Finnland

Mervi Jansson

Chair of the Finnish VETQA committee and CEO of Omnia Education Partnerships (OEP)

Von der internationalen Praxis zur deutschen Kommune

Die Praxisbeispiele für BNE in Espoo beeindruckten die Teilnehmenden: Angeregt diskutiert wurde das Programm „School as a service“, das eine Nutzung der Schulgebäude über die Unterrichtszeit hinaus ermöglicht, der sowohl eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes im Sinne des „Whole Institution Apporach“ als auch eine stärkere Wahrnehmung der Schule im Wohnviertel als alltagsnahes Bildungszentrum mit sich bringt.

Daneben hoben die Diskutierenden das Konzept von OMNIA besonders hervor. OMNIA ist ein Zusammenschluss von 3000 privaten und öffentlich finanzierten Organisationen im Bereich beruflicher Weiterbildung. Durch das von der Kommune finanzierte Netzwerk gibt es einen breiten Überblick über das Bildungsangebot und eine gemeinsame Koordination um Nachhaltigkeit in diesen Angeboten zu verankern: sowohl über die Themen der Bildungsangebote selbst, als auch über die flexible Gestaltung der Angebote bezüglich sozialer Bedarfe und Lebenswelten der Teilnehmenden.

Wichtig für alle Aktivitäten von OMNIA ist die Wahrnehmung der Menschen in Espoo als Problemlöser, nicht Problemverursacher: Dies vermittelt ein Menschenbild, in dem der und die einzelne für seine und ihre Umwelt gestaltend und positiv verändernd sorgt, anstatt die Welt dreckiger, wärmer und ärmer zu machen.

Insbesondere die übergeordnete Koordination des Netzwerks und seiner Aktivitäten fand Anklang. Allerdings räumten die Teilnehmenden auch ein, dass dafür der politische Wille und eine entsprechende finanzielle Ausstattung unerlässlich ist. Auch die Frage der Motivation, sich im Bereich der beruflichen Weiterbildung auf Themen der Nachhaltigkeit einzulassen, wurde diskutiert. Partizipation und demokratische Teilhabe können hier nur erste Schlagworte sein, um diese Herausforderungen weiter zu diskutieren und kommunalspezifische Lösungen zu finden.

Larissa

Larissa-Learning City: The challenges of the future for a sustainable and democratic learning city in times of crisis

Dimitrios Deligiannis berichtete davon, wie BNE trotz und gerade in Krisenzeiten in Larissa umgesetzt wurde und warum Partizipation insbesondere benachteiligter Gruppen dabei eine zentrale Rolle spielte.

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Hinweis: Wir bitten den abrupten Einstieg zu entschuldigen. Aus Datenschutzgründen mussten wir die ersten Sekunden schneiden. Es fehlt die Vorstellung: Dimitrios Deligiannis ist „Deputy Mayor of Administration, Education and Lifelong Learning“ und war von 2015 – 2019 „Deputy Mayor for Social Policy”.

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Deligiannis Dimitrios, Deputy Mayor of Administration, Education and Lifelong Learning

Dimitrios Deligiannis

Deputy Mayor of Administration, Education and Lifelong Learning

Von der internationalen Praxis zur deutschen Kommune

Das Praxisbeispiel aus Larissa regte die Teilnehmenden in der Kleingruppe besonders durch seinen basisdemokratischen Ansatz an. Partizipation ist ein fester Bestandteil im Verständnis, wie BNE in der Learning City praktiziert und gelebt wird. Gerade die zielgruppenorientierte Ansprache (z. B. Menschen mit Benachteiligungen oder Sinti und Roma) beeindruckte das Publikum.

Viele Herausforderungen, die Herr Deligiannis präsentierte, kennen auch Vertreter:innen deutscher Kommunen – seien es knappe finanzielle Spielräume oder die Schwierigkeit, manche Zielgruppen zu erreichen. Larissas Antwort darauf ist ein breit angelegter Beteiligungsprozess über verschiedene Programme, wie z.B. der citizens‘ university Larissa oder dem Summer Camp in the City.

Die Teilnehmenden diskutierten besonders den Ansatz der Citizen Science, da dieser auch hierzulande immer stärker in der Fachöffentlichkeit thematisiert wird: Hier muss auf allen Ebenen etwas getan werden, sowohl seitens des Bundes als auch der Länder. Einig war man sich schließlich darüber, dass man die Kommunalpolitik stärker in solche Prozesse einbezieht.

Fazit

"Nicht zuletzt bleibt die motivierende Erfahrung, dass wir mit BNE weltweit gemeinsam die gleichen Herausforderungen angehen und gemeinsam den Fragen der Zukunft begegnen."

Dr. Lea Schütze, BNE-Kompetenzzentrum, Standortleiterin Süd

Der Lernraum hat deutlich gemacht, dass in internationalen Kommunen die gleichen Themen wie in Deutschland behandelt werden, um Bildung für nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Das sind Fragen der Finanzierung, des Einbindens der politischen Spitze, der Motivation von Akteur:innen aus dem Bildungsbereich und der Beteiligung der breiten Bevölkerung.

Die Gastgeberin vom BNE-Kompetenzzentrum Dr. Lea Schütze zieht ein positives Resümee. „Der Internationale Lernraum war eine bereichernde Veranstaltung. Die spannenden Berichte aus den internationalen Kommunen boten den Teilnehmenden und auch uns am BNE-Kompetenzzentrum vielseitige Anregungen, wie BNE erfolgreich umgesetzt werden kann. Nicht zuletzt bleibt die motivierende Erfahrung, dass wir mit BNE weltweit gemeinsam die gleichen Herausforderungen angehen und gemeinsam den Fragen der Zukunft begegnen“, fasst sie zusammen.

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