Eine Klimaplattform für Halle (Saale) zum vernetzen und mitmachen

Ein einfacher Weg zu einer BNE-Akteurs-Vernetzungsplattform

Wie in Halle (Saale) die Engagementplattform der Freiwilligen-Agentur genutzt wurde, um ein Online-Portal für BNE-Akteurinnen und Akteure aufzubauen

Eine Übersicht über BNE-Akteurinnen und Akteure erhalten, den Austausch untereinander fördern, für Mitwirkung werben und BNE-Angebote sichtbar machen. Geht das alles auf einmal? Ja. Die Online-Plattform www.klima-engagiert-in-halle.de macht all das möglich. Entstanden ist diese Erweiterung der Engagement-Plattform der Freiwilligen-Agentur in Kooperation mit der Stadt Halle (Saale) im Rahmen eines EU-geförderten Projektes. Da viele Freiwilligen-Agenturen in Deutschland für ihre Engagement-Plattform bereits die Freinet-Datenbank als online-Infrastruktur nutzen, kann die Erweiterung (Add-on) auch in anderen Städten zur Zweitnutzung angepasst werden. Wir zeigen hier wie es geht.

Ausgangssituation und Idee

Im Projekt SMARTilienceGoesLive* wurde der Bedarf sichtbar, Bürger:innen den Einstieg ins Thema Klimaschutz zu erleichtern und die vielen niedrigschwelligen Handlungsmöglichkeiten, die es bereits gibt, aufzuzeigen. Dafür hat das vom Dienstleistungszentrum Klimaschutz der Stadt Halle (Saale) koordinierte Projekt eine Online-Plattform erstellt, die insbesondere außerschulische BNE-Angebote und Möglichkeiten für ein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz für alle Altersgruppen beinhaltet.

Da die Programmierung, Etablierung und regelmäßige Aktualisierung einer solchen Plattform aufwändig ist, kam die Überlegung auf, kein eigenständiges Angebot zu schaffen, sondern mit der Freiwilligen-Agentur vor Ort zusammenzuarbeiten. Das neue Portal „www.klima-engagiert-in-halle.de“ ist in die Engagementplattform www.engagiert-in-halle.de eingebunden. Die Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur bot sich an, weil:

  • … es dort erfahrene Expert:innen in Sachen Engagement und Vernetzung gibt.
  • … die Plattform als Erweiterung (Add-on) der bereits bestehenden Freinet-Datenbank programmiert werden konnte.
  • … die Webseite „engagiert-in-halle.de“ bereits etabliert ist.
  • … die Freiwilligen-Agentur sich um die Pflege von Datenbank und Plattform kümmert. 

 

* gefördert im Rahmen der Fördermaßnahme »Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Europäischen Union

Ziele der Plattform

Mit der um die acht Engagementfelder erweiterten Plattform verfolgt die Stadt Halle verschiedene Ziele:

  • Die regionale BNE-Bildungslandschaft soll sich in enger Zusammenarbeit mit den Anbietern der Erwachsenenbildung und Nachhaltigkeitsinitiativen weiterentwickeln.
  • Es sollen Teilnehmende für Workshops, Seminare und Veranstaltungen gewonnen werden, sowohl aus bereits in Nachhaltigkeit engagierten Zielgruppen als auch generell Personen, die sich engagieren wollen.
  • Der Zugang zu vielfältigen Bildungs- und Beteiligungsangeboten im Kontext von Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird erleichtert z.B. Clean-Up-Aktionen, Lebensmittel retten, Aktionstage, Naturbeobachtung (Citizen-Science), Service-Learning und alternative Stadtrundgänge.
  • Freiwillige für konkretes Engagement für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung können gewonnen werden.
  • Sie ist ein Onlineschaufenster - eine Möglichkeit für Einzelpersonen und Organisationen sich zu präsentieren, für die eigene Expertise zu werben und sich zu vernetzen.

Vorteile der Plattform

Die Plattform beantwortet die Fragen: Wer bietet was an? Wo findet was und wann statt? Wer ist in der Engagement-Landschaft zu Nachhaltigkeit in der Region aktiv? Den Akteurinnen und Akteuren, die sich auf der Plattform präsentieren, nützt dies für die Bewerbung der eigenen Angebote. Für das Bildungsmanagement der Stadt gibt es zudem eine Zusatzfunktion: Als Anbieter der Plattform erhält das Bildungsbüro (ggf. über einen Kooperationsvertrag mit der Freiwilligen-Agentur) die Anfragen von Interessierten, die über die jeweiligen Kontaktformulare gesendet werden (an Vereine und Organisationen hinsichtlich der Engagementangebote, Projekte u.a.) in Kopie. So lassen sich Motive und andere Informationen der Interessierten auswerten und für die Weiterentwicklung der Engagement- und Bildungsangebote nutzten. 

Im Vergleich zu klassischen Bildungsplattformen, die, um bekannt zu werden, stark beworben werden müssen (siehe Vergleichsbeispiel A3-Bildungsplattform Augsburg unten), ist es deutlich günstiger, mit einer bestehenden und in der Kommune und BNE-Szene bekannten Plattform zu kooperieren. Dennoch ist viel Netzwerkarbeit und einiges an Abstimmung nötig, um Akteurinnen und Akteure dafür zu gewinnen, ihre Angebote selbständig einzutragen.

Ein partizipativer Erarbeitungsprozess

Während des ein Jahr dauernden Entwicklungsprozesses wurden vom Dienstleistungszentrum Klimaschutz Bedarfe der Akteurinnen und Akteure gesammelt. Im Zuge der Werkstätten, die die einzelnen Schritte der Programmierung begleiteten, wurde die Zahl der Engagementfelder festgelegt und Verbesserungsvorschläge zurückgemeldet. Im lokalen BNE-Netzwerk wurde das neue Angebot vor dem Launch diskutiert.

Auch die Weiterentwicklung der Plattform ist als ein partizipativer Prozess angelegt. So finden quartalsweise Live-Veranstaltungen zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure und zum Austausch von Tipps & Tricks statt. Die kontinuierliche Pflege, Weiterentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit liegt bei der Freiwilligen-Agentur.

Bisherige Ergebnisse

Die Klimaplattform hat bereits eine hohe Aufmerksamkeit, auch durch die Einbindung auf der Plattform engagiert-in-halle.de. Im April 2024 stellten dort im Bereich Bildung/Sensibilisierung und Wissenschaft bereits 45 Vereine, Initiativen und Organisationen ihre Projekte sowie Mitmachangebote vor. Insgesamt bietet die Klimaplattform aktuell 38 Projektbeschreibungen und 48 Engagementgesuche für regelmäßige oder sporadische Einsätze. 

Die Plattform wurde durch das Dienstleistungszentrum Klimaschutz und die Freiwilligen-Agentur bei zahlreichen Fachveranstaltungen und Partner:innen vorgestellt. Eine Übertragung der Infrastruktur der Plattform in andere Kommunen ist möglich.

Schritte zur eigenen BNE-Plattform

  • Prüfen Sie auf https://www.freinet-online.de/hp/freinet/agenturen.php, ob eine Freiwilligenagentur in Ihrer Nähe die Freinet-Datenbank für ihre Engagement-Plattform verwendet.
  • Sprechen Sie mit zentralen BNE-Akteuren, ob die Engagement-Plattform Ihrer Freiwilligenagentur bekannt ist, ob eine Plattform gewünscht ist oder ob es schon andere gut funktionierende Lösungen gibt.
  • Nehmen Sie Kontakt zur Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. auf und lassen Sie sich beraten. Entwickeln Sie darauf aufbauend einen realistischen Kosten- und Finanzrahmen. 
  • Prüfen Sie, ob es sich anbietet, mit anderen Kommunen in der Nachbarschaft zu kooperieren (z.B. Stadt mit umgebenden Landkreisen).
  • Bringen Sie die Idee in die Gremien und das BNE-Netzwerk und beantragen Sie die Mittel rechtzeitig. Überlegen Sie auch Stiftungen dafür anzusprechen.
  • Sichern Sie sich die politische Unterstützung in allen beteiligten Kommunen.
  • Setzen Sie einen ersten Prototyp um und laden Sie einige BNE-Akteurinnen und Akteure ein, einige Angebote einzutragen.
  • Sorgen Sie für die Verstetigung des Projektes indem Sie ein Redaktionsteam zur Umsetzung gründen. Werten Sie im Bildungsmanagement die Kommunikation auf der Plattform aus, so dass BNE-Anbietende schnell auf sich verändernde Bedarfe reagieren können. So entsteht ein Mehrwert für all Nutzerinnen und Nutzer.
  • Nehmen Sie die Öffentlichkeitsarbeit ernst.

Wenn unterschiedliche Kommunen die Erweiterung nutzen, kann der Austausch untereinander auch zu weiteren Verbesserungen führen.

Kontakt

Sulamith Fenkl-Ebert

Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.

sulamith.fenkl-ebert@freiwilligen-agentur.de


Ein anderes Beispiel zum Vergleich: 

A3-Bildungsplattform Augsburg

Die Kommunen Stadt Augsburg, Landkreis Augsburg und Landkreis Aichach-Friedberg haben eine gemeinsame Plattform für die Bildungslandschaft entwickelt. Die Plattform kostete 10.000 Euro für die Entwicklung sowie jährlich 6.000 - 11.000 Euro für Pflege und Marketing. Aktuell wird an einer Weiterentwicklung mit KI-Unterstützung gearbeitet.

https://www.bildungsportal-a3.de/

| Sulamith Fenkl-Ebert und Thomas Schwab
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