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Kurzmitteilung aus der Forschung: Was ist wichtig für die Verstetigung von BNE in der Kommune?

Die Sicht der Akteurinnen und Akteure vor Ort

Worum geht es?

Um das Thema BNE nicht nur als zeitlich befristetes Projekt, sondern als Daueraufgabe beziehungsweise eine kommunale Daseinsvorsorge zu verstetigen, bedarf es Prozesse und Strukturen, die die Bearbeitung der Aufgabe – für alle Menschen BNE-Bildungsangebote bereitzustellen – dauerhaft zur Selbstverständlichkeit wird (vgl. Deutscher Bundestag 2006; vgl. Deutsche UNESCO-Kommission e.V. 2014). Damit dies gelingen kann, braucht es den Prozess der strukturellen Verankerung von BNE.

Die strukturelle Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Kommunen wie sie im Nationalen Aktionsplan BNE (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017) für alle Kommunen in Deutschland gefordert wird, kann nur als eine gemeinsame Aufgabe verschiedener kommunaler Akteurinnen und Akteure z.B. aus Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft sowie der formalen und non-formalen Bildung umgesetzt werden. Den empirischen Erkenntnissen zufolge verfügt aber der eigentliche Umsetzungsprozess der strukturellen Verankerung von BNE über „keine erprobten Fahrpläne oder Blaupausen, an die sich die Akteurinnen und Akteure halten können. Vielmehr müssen die Akteurinnen und Akteure ihre Ziele und Handlungen kontinuierlich aufeinander abstimmen und dabei mit wechselseitigen Abhängigkeiten umgehen“ (Duveneck/Singer-Brodowski/Seggern 2020, S. 1). (Ausführlicher siehe hierzu Was charakterisiert eine strukturelle Verankerung von BNE in Kommunen? und Eulenberger (i.E.)) 

Angesichts unterschiedlicher BNE-Verständnisse, Kompetenzen, Ressourcen etc. blicken die beteiligten Akteursgruppen aus verschiedenen Perspektiven auf die Verstetigung von BNE. Vor diesem Hintergrund stellen sich folgende Fragen: 

  • Welche Aspekte sind für lokale Akteurinnen und Akteure bei der strukturellen Verankerung von BNE in der Kommune wichtig? 
  • Gibt es erkennbare Unterschiede zwischen den Akteursgruppen in Bezug auf Gelingensbedingungen der strukturellen Verankerung von BNE?

Auf diese Weise können nicht nur Aspekte, die aus der Akteurssicht wichtig sind, sondern auch die damit verbundenen Herausforderungen innerhalb verschiedener Akteursgruppen der kommunalen Bildungslandschaft betrachtet werden. Um diesen Fragen nachzugehen, wurden Expertinnen und Experten aus Politik, Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und der formalen und non-formalen Bildung im Interview gefragt: „Wie soll BNE aus Ihrer Sicht in Ihrer Kommune langfristig verankert werden?“.

Datengrundlage für die folgenden Darstellungen ist die zweite Welle der qualitativen Expertenbefragung (48 leitfadengestützte Interviews ) innerhalb des Projekts „Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune“ (nähere Informationen zur Datengrundlage siehe Methodenbericht).

Ergebnisse

Aus Akteurssicht sind folgende Aspekte für die strukturelle Verankerung von BNE in Kommune förderlich und begünstigen somit auch den Verstetigungsprozess: 

  • strategische Zielsetzung, 
  • politische Unterstützung und Ressourcen, 
  • Strukturen und Vernetzung 
  • sowie Sichtbarkeit.

Diese (Teil)Aspekte lassen sich u.a. den folgenden fünf von insgesamt sieben BNE-Handlungsfeldern zuordnen. Dabei handelt es sich um die Bereiche „Ziele und Strategien“, „Steuerung und Koordination“, „Netzwerke und Kooperation“ sowie Sichtbarkeit und Transparenz (Eulenberger (angenommen)).

Strategische Zielsetzung

In verschiedenen Publikationen wird die Bedeutung von gemeinsamen Zielen und Strategien als Orientierung bei einer gemeinsamen und planvollen Arbeit für alle BNE-Akteurinnen und -Akteure hervorgehoben (Jossin/Hollbach-Grömig 2020, S. 21; Grapentin-Rimek 2019a, S. 251). Auch in den vorliegenden Daten zeigt sich die Bedeutung dieses Aspekts. So sehen es Akteurinnen und Akteure aus Kommunalverwaltung als wichtig an: „[…] dass Bildung immer als einer der relevanten Schlüssel mitgedacht ist“ (Verwaltung, 2022). Allerdings ist der Stand der Entwicklung einer kommunalen BNE-Strategie insgesamt aus Akteurssicht noch nicht zufriedenstellend. Ein politischer Vertreter bezeichnete ihn als: „[…] noch zu hoch gesprungen“ bzw. noch von der Zielerreichung weit weg. Das deckt sich auch mit Aussagen der Expertinnen und Experten aus Kommunalverwaltung und Politik. Ihrer Meinung nach fokussieren die vorhandenen Strategien immer noch sehr auf den Nachhaltigkeitsaspekt im Klima- und Umweltschutzbereich. 

Zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure beschäftigen sich schon lange mit Fragen der Annäherung an gesellschaftlich relevante Themen wie Nachhaltigkeit. Aus ihrer Sicht ist die BNE-Förderung sowohl in Verwaltung als auch in den nichtkommunalen Bereichen die Aufgabe der Kommune: „Also, genau, ich würde mir von der Kommune wünschen, dass sie sich wirklich noch mal damit beschäftigen, was ist BNE […]“ (Verein 2022). Dabei erhoffen sie sich eine Übereinkunft auf der politischen Seite zur BNE Konzeption: „[…] für die man Geld ausgibt, für die es Akteure gibt, wo die Stadt sagt […] das ist uns wichtig“ (Vertreter:in der Zivilgesellschaft 2022). An der Stelle besteht ebenso eine gewisse Skepsis, ob die Politik wirklich bereit ist, nicht in einem sektoralen Denken hängenzubleiben, sondern: „so weit gehen und verstehen, dass die Bildung die Bedingung für das Gelingen des Ganzen ist […]“ (ebenda).

Des Weiteren ist angesichts der Prozesshaftigkeit der Bildung nach Ansicht zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure eine einmalige Einigung zum BNE-Verständnis nicht ausreichend, sondern diese muss „immer wieder neu angestoßen, besprochen und reflektiert werden“ (Vertreter:in der Zivilgesellschaft 2022). Ebenso ist BNE, laut der Expertinnen und Experten der formalen und non-formalen Bildung, nicht als On-Top-Aufgabe zu verstehen, sondern wäre als eine kommunale Querschnittsaufgabe zu verankern. Damit kommt hier die Relevanz einer BNE-Strategie nicht nur in der Kommunalverwaltung, sondern in der gesamten kommunalen Bildungslandschaft zum Ausdruck. 

Demzufolge ist allen befragten Akteursgruppen die Bedeutung der Entwicklung und Verfolgung einer gemeinsamen BNE-Strategie in der Kommune bewusst. Das sektorale Denken könnte bzw. sollte durch einen dauerhaften Austausch zwischen den Akteurinnen und Akteuren aus der Zivilgesellschaft und dem Bildungsbereich z.B. mit kommunalen Prozessverantwortlichen überwunden werden. 

Politische Unterstützung und Ressourcen

Für eine stärkere Priorisierung des BNE-Themas innerhalb der Kommunen braucht es einer politischen Aufwertung beispielsweise durch einen kommunalpolitischen Beschluss zur Verankerung von BNE (Grapentin-Rimek 2019b, S. 5–6). So muss aus der Perspektive zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure der Aufbau einer BNE-fähigen Bildungslandschaft vom Stadtrat gewollt sein und kann sich nicht nur auf das persönliche Engagement Einzelner stützen. Akteurinnen und Akteure der formalen und non-formalen Bildung schätzen ebenso den politischen Rückhalt für die Verankerung als wertvoll ein: „Also wenn jetzt unser Oberbürgermeister sagen würde: „BNE ist das Thema, und ich lasse mich daran messen, dann wäre es schon sinnvoll“ (Zukunftsschule, 2022). 

Nach Grapentin-Rimek fassen vor allem Akteurinnen und Akteure aus Politik und Verwaltung eher „langfristige Strategien und Beschlüsse und müssen gleichzeitig auch finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen, um BNE dauerhaft zu implementieren“ (Grapentin-Rimek 2019b, S. 4). Das Vorhandensein öffentlicher Gelder und einer Ansprechperson bzw. eines Gremiums für BNE sind auch aus anderen empirischen Studien bekannte Indikatoren für die Verankerung von BNE (Brock 2018, S. 233). Dies bestätigen auch die befragten Expertinnen und Experten. So erwarten Akteurinnen und Akteure aus der Kommunalverwaltung eine Willenserklärung seitens der Politik zur Akquise von Fördermitteln z.B. als Bildungskommune oder anderweitiger Mittel zur Sicherung koordinierender Stellen für BNE. Ihrer Meinung nach ist es wichtig, das Personal zur Verfügung zu stellen, um solche Umstände wie „wenige Stundenkapazitäten“ für BNE oder BNE „oft als eine zusätzliche Aufgabe“ auszugleichen. Die Erwartung zur Etablierung einer finanziellen Förderung von BNE wird teilweise auch von politischen Vertreter:innen befürwortet. Zivilgesellschaftliche und Bildungsakteurinnen und -akteure thematisieren ebenfalls die notwendige finanzielle Unterstützung – nicht nur für gewisse Grundressourcen wie Personalkapazitäten, sondern auch eine finanzielle Förderung für die gesamte Breite an BNE-Aufgaben. Nach Ansicht eines Schulträgers wären die Finanzierung für Personal und Räumlichkeiten am sichersten: „[…], wenn sie bundesfinanziert sind“ (Berufsschule, 2022). Zudem halten Bildungsakteurinnen und -akteure ein BNE-Qualifizierungsbudget für erforderlich, um vor allem Führungskräfte in der Kommunalverwaltung oder aber auch sich selbst didaktisch fortzubilden. Damit erörtern die Interviewten hauptsächlich die aus ihrer Sicht notwendigen Unterstützungsbedarfe.

Nur in zwei Fällen interpretieren die Vertreter:innen aus der Kommunalverwaltung die strukturelle Verankerung von BNE in ihren Kommunen als bereits umgesetzt. In einer Kommune wird eine „richtige Haushaltsstelle“ für Bildungskoordination als verstetigt betrachtet: die „[…] hängt jetzt fest am Dezernat, egal welche politischen Irrungen und Wirrungen auch die Stadt im Rahmen der Wahlen irgendwann mal erreichen werden, aber die Stabsstelle ist da fest geschaffen" (Umwelt- und Naturschutzamt, 2022). In einer anderen Kommune wird der Erfolg in einer politischen Vereinbarung gesehen: „Sie wissen ja, dass bei uns BNE schon verstetigt ist. Steht sogar immer in den Koalitionsverträgen drin […]“ (Bildungsmanagement, 2022). Damit wurde in beiden Kommunen eine tragfähige Basis für die Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verankerung von BNE geschaffen. 

Wie jedoch können diese Art Vorrausetzungen initiiert werden? Es gibt nur wenige Aussagen dazu, wie eine strukturelle Verankerung von BNE innerhalb des existierenden Gesetzesrahmens (BNE als freiwillige Aufgabe) künftig in der Kommune verankert werden kann. Ein:e politische Vertreter:in erklärte, der Weg aus diesem Dilemma sei, wenn beispielsweise BNE zur Pflichtaufgabe erklärt wäre: „Das muss rein in die Pflichtaufgaben einer Kommune" (ehrenamtliche Kreisbeigeordnete, 2022). Damit wird deutlich, dass die Verstetigung entsprechender Stellen trotz der Zustimmung durch kommunale Entscheider:innen, weiter als Herausforderung vor dem Hintergrund knapper Kassen bestehen bleibt. Eine andere Kommune adressiert die Bündelung regionaler Ressourcen über die Gründung eines gemeinsamen Vereins als strategische Überlegung zur Verfolgung von Nachhaltigkeitsthemen: „[…] da wird dann Personal aus den Verwaltungen abgeordnet, die momentan vorhanden sind, und dann kann der Verein über Förderprojekte selbst Personal einstellen“ (Nachhaltigkeitsbeauftragter, 2022). Das Modell wäre laut des Gesprächspartners auch für Unternehmen interessant, weil sie ihre Geldspenden oder Mitgliedsbeiträge steuerlich absetzen könnten. Dabei bliebe der Grundkern der Bildung bei der BNE-Koordinierungsstelle und könnte durch diesen Verein unterstützt werden (ebenda).

Insgesamt kann hier festgehalten werden, dass nach Meinung der Expertinnen und Experten der Aufbau einer BNE-fähigen Bildungslandschaft vor allem zur Akquise von Fördermitteln einer politischen Unterstützung bzw. Willensbekundung bedarf. Zudem existieren punktuell auch strategische Überlegungen, wie künftig innerhalb des jetzigen Gesetzesrahmens eine strukturelle Verankerung von BNE in die Kommune möglich wäre. Dies wären beispielsweise die Überführung von BNE aus der freiwilligen in die Pflichtaufgaben oder Bündelung regionaler Ressourcen.

Strukturen und Vernetzung

Die meisten Nennungen richten sich im Kontext der Verstetigung auf Strukturen und Netzwerke. Die Bedeutung bzw. der Stellenwert „bleibender“ Strukturen wie z.B. Aufbau von Steuerungs- und Entscheidungs- oder Netzwerkgremien mit externen Akteurinnen und Akteuren sind sowohl den Akteurinnen und Akteuren aus der Kommunalverwaltung als auch den politischen Vertreter:innen bewusst. Die Letzteren sehen eine BNE begleitende Stelle in der Verwaltung als notwendig an: „Letztlich muss es eine konkrete Verankerung, Vernetzungsposition auf Verwaltungsseite geben […]“ (Mitglied des Rats- u. Kreistags, 2022). Ein kontinuierlicher Austauschprozess mit der Zivilgesellschaft könnte nach Ansicht einer/-s Akteurs/-in aus der Kommunalverwaltung vor allem eine gemeinsame Strukturgestaltung (wie etwa die Etablierung von bereichsspezifischer Arbeitsgruppen) ermöglichen. Ebenso bejahen die Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft die Notwendigkeit des Ausbaus der Netzwerkarbeit bzw. eines Netzwerk-Steuerungsgremiums für die Verankerung von BNE. Aus der Perspektive eines Vereins könnte ein:e BNE-Kümmerer:in („Menschen mit BNE-Grundkompetenz“) an entscheidenden Schnittstellen in jedem Fachbereich/ jeder Einrichtung konzeptionell in der eigenen Arbeitspraxis prüfen, wo man dem Grundansatz von Bildung für nachhaltige Entwicklung ein Stück näherkommen kann. Zudem würde aus Sicht der Bildungsakteurinnen und -akteure ein Austausch beispielsweise im Rahmen einer Arbeitsgruppe eine Plattform bieten, sich einzubringen oder auch Projekte vorstellen zu können. Ihrer Meinung nach ist so eine „Netzwerkschiene" für eine Verstetigung zielgerichteter und sie würden es auch unterstützen. Auch nach Ansicht einer/-s Vertreter:in aus der Zivilgesellschaft ist eine Implementierung von BNE „aus der Verwaltung heraus gar nicht zu leisten“ (Verein, 2022), sondern kann „nur über Austausch" und Einbeziehung vielfältiger Akteurinnen und Akteure gelingen. Darüber hinaus soll im Rahmen der Verstetigung das Wissen einzelner Gruppen und Personen, die in der BNE-Vernetzung aktiv und in der Regel bei Vereinen angestellt sind, im Prozess mitgenutzt und gefördert werden (Verein, 2022). 

Demzufolge benötigen der Aufbau und die Gestaltung von Strukturen unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen. 

Des Weiteren ist laut aller befragten Akteursgruppen eine Vernetzung essentiell für eine strukturelle Verankerung von BNE. So würde aus Perspektive eines Vereins die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft und Verwaltung Ideen des (BNE-)Prozesses den Menschen, „die noch nicht ein Teil davon sind", zugänglicher machen. Nach einer Stimme aus Kommunalverwaltung würde ein Austausch beispielsweise mehr Einblicke in Bildungsprojekte innerhalb der Verwaltung gewähren und damit zur Kräftebündelung und Umsetzung von Gemeinschaftsprojekten beitragen. Die Bildungsakteurinnen und -akteure bezeichnen die Netzwerkarbeit nicht nur als immens wichtig, da die Impulse von außen „sehr erhellend" sind, sondern sie betrachten auch Kommunen oft nicht als Vorreiter in Sachen BNE, da sie bereits auch ohne kommunale Unterstützung in diesem Themenfeld aktiv waren: „Das haben wir schon alleine hingekriegt" (Berufsschule, 2022). Selbstredend versuchen sie nichtsdestotrotz den kommunalen BNE-Prozess mit zu unterstützen und finden es anerkennenswert, dass die Kommune jetzt „deutlich Farbe bekennt" (ebenda) und damit sehen sie für sich auch eine Mitgestaltungsmöglichkeit. Dabei muss nach Ansicht einer ehrenamtlichen Initiative die Verwaltung als Hauptakteurin den von ihr eingeschlagenen Weg im Rahmen ihrer Möglichkeiten weitergehen: „Also möglichst viel Vernetzung mit anderen Akteuren, möglichst auch viel Kommunikation über das Thema. Das ist wirklich noch ausbaufähig […]" (ehrenamtliche Initiative, 2022). Damit wird die Federführung der Kommunalverwaltung im gesamten Vernetzungsprozess durchweg anerkannt und eine Steigerung des Entwicklungspotentials gewünscht.

Aus der Sicht befragter Expertinnen und Experten ist der Aufbau von Steuerungs- und Netzwerkgremien bei einer strukturellen Verankerung von BNE von einer großen Bedeutung. Dabei ist ein kontinuierlicher Austauschprozess mit externen Akteurinnen und Akteuren für den Prozess einer gemeinsamen (Netzwerk)Strukturgestaltung förderlich. 

Sichtbarkeit

Bei der Gestaltung des BNE-Prozesses wird außerdem eine bessere Sichtbarkeit als ein weiterer förderlicher Aspekt erwähnt: „[…] um unterschiedlichen Gruppierungen vom Kindergartenalter bis hin zu Senioren mitzunehmen und sie als ein Gemeinsames werden zu lassen“ (Vereinsvertreter:in, 2022). Nach Ansicht einiger zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure sind viele Elemente der Sichtbarkeit bereits vorhanden. Allerdings müssen sie: „[…] nur gegenseitig voneinander stärker wissen, aufeinander bezogen sein und sich dann stärken können“ (Vereine, 2022). Aus der Perspektive eines Bildungsarbeitskreises könnte eine in beide Richtungen wirkende Verbindung als „ein Feedback aus den Quartieren […], von den Organisationen in die Stadtverwaltung und zurück“ (VHS, 2022) dazu beitragen, diese Sichtbarkeit zu erhöhen. Ebenso erhoffen sich zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akture, über eine transparente Beteiligung Aktivitäten in diesem Bereich besser abzustimmen und aufeinander zu beziehen. 

Somit kann der Aspekt der Sichtbarkeit als wichtig und erforderlich bekräftigt werden.

Was bedeutet das für die Praxis?

Die Ergebnisse zeigen ein großes Einvernehmen bei allen befragten Akteursgruppen hinsichtlich der förderlichen Aspekte zur strukturellen Verankerung von BNE in kommunalen Bildungslandschaften. So besteht beispielsweise Einigkeit in Bezug auf die Gelingensbedingungen wie etwa der Verfolgung einer Strategie, dem Vorhandensein der politischen Unterstützung, ausreichenden Ressourcen, einer festen Struktur, einer entwickelten Vernetzung und der Herstellung von Sichtbarkeit. Im Kontext einer langfristigen Verstetigung wird vor allem die Bedeutung von Strukturen und Netzwerken hervorgehoben, um unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen beim Aufbau und der Gestaltung von BNE-Strukturen zu berücksichtigen. Des Weiteren können bereits vor Ort vorhandene strategische Überlegungen als ein positives Zeichen hinsichtlich der strukturellen Verankerung von BNE gedeutet werden.

Sowohl zivilgesellschaftliche als auch Akteurinnen und Akteure der formalen und non-formalen Bildung erheben zwar an der einen oder anderen Stelle detaillierte Ansprüche bzw. bekunden Erwartungen gegenüber den kommunalen Prozessverantwortlichen – z.B. hinsichtlich politischer Unterstützung oder der Akquise von Fördermitteln. Dennoch erkennen sie die Federführung der Kommunalverwaltung im kommunalen Verankerungsprozess an und unterstützen sie als Hauptakteurin. Demzufolge existiert bei allen Akteursgruppen eine Übereinstimmung im Hinblick auf die Entwicklung und Verfolgung einer gemeinsamen BNE-Strategie in der Kommune. Die dennoch ab und an vorhandene Skepsis insbesondere aufseiten der Akteurinnen und Akteure aus der Zivilgesellschaft und dem Bildungsbereich könnte durch einen dauerhaften BNE-Austauschprozess mit kommunalen Prozessverantwortlichen überwunden werden. 

Darüber hinaus lässt sich aus einzelnen Interviews schlussfolgern, dass es – um sich inhaltlich in Bezug auf BNE breiter (nicht nur mit Fokus auf Klima- und Umweltthemen) aufzustellen – den Ausbau bzw. die Einbeziehung bislang noch nicht involvierter Akteurinnen und Akteure der kommunalen Bildungslandschaft bedarf. Durch eine partizipative Weiterarbeit an Strategien und Konzepten wäre es möglich, die bereits vorhandenen aber oft in verschiedenen Dokumenten und Verlautbarungen enthaltenen (BNE-)Teilkonzepte in ein kohärentes Konzept zu überführen bzw. deren kontinuierliche Aktualisierung voranzutreiben. Dabei könnten die Qualifizierung und Fortbildung beteiligter Akteurinnen und Akteure sowie die Ausweitung von PR-Arbeit zur Verbesserung der Sichtbarkeit, gerade in online-Formaten (Vgl. Aus dem Arbeitskreis ins Rampenlicht) das Gelingen der Verstetigung weiter befördern. Gleiches gilt für die Inanspruchnahme einer Unterstützung externer Service-Akteurinnen und -Akteure im Fundraising-Bereich, wie z.B. der Regionalen Entwicklungsagenturen, die der Kommune dabei helfen könnten, die notwendigen finanziellen Ressourcen aufzubringen.

Literatur

Brock, Antje (2018): Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung im Bildungsbereich Kommunen. In: Brock, Antje/de Haan, Gerhard/Etzkorn, Nadi-ne/Singer-Brodowski, Mandy (Hrsg.): Wegmarken zur Transformation. Nationa-les Monitoring von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Opla-den/Berlin/Toronto, S. 231–266

Duveneck, Anika/Singer-Brodowski, Mandy/Seggern, Janne von (2020): Die Governance von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auf dem Weg vom Projekt zur Struktur. Wissenschaftlicher Report zu Beginn des UNESCO BNE-Programms „ESD for 2030“

Eulenberger, Jörg (i.E.): Kommunale Bildungslandschaften mit BNE-Fokus. Ent-wicklung eines heuristischen Mehrebenenmodells. In: Zeitschrift für Erziehungs-wissenschaft: Beiheft Bildung für nachhaltige Entwicklung

Grapentin-Rimek, Theresa (2019a): Bildung für nachhaltige Entwicklung in kom-munalen Bildungslandschaften. In: Singer-Brodowski, Mandy/Etzkorn, Nadi-ne/Grapentin-Rimek, Theresa (Hrsg.): Pfade der Transformation. Die Verbreitung von Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutschen Bildungssystem. Opla-den/Berlin/Toronto, S. 233–290

Grapentin-Rimek, Theresa (2019b): BNE-Bildungslandschaften – Kommunen als Schlüsselstellen für eine gesellschaftliche Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung. Executive Summary. Berlin

Jossin, Jasmin/Hollbach-Grömig, Beate (2020): Fallstudien guter Praxis der BNE-Verankerung in Kommunen. Projektbericht. Deutsches Institut für Urbanistik. Berlin

Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (2017): Nationaler Akti-onsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNE-SCO-Weltaktionsprogramm. Berlin
 


| Tatjana Mögling
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