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Dokumentation: Herbstkonferenz 2022

Mitschnitte, Materialien und Ergebnisse

Hauptprogramm

Themenpanels

Marktplatz


Themenpanels

An zwei Tagen wurde ein umfassendes Bild des Themas BNE auf kommunaler Ebene gezeichnet. Neben dem Hauptprogramm boten Themenpanels die Möglichkeit einzelne Schwerpunkte in Workshops und Diskussionsrunden zu vertiefen:

drei Themenblöcke
  • Kommunale Bildungslandschaft weiterdenken
    Die kommunale Praxis stand hier im Fokus – Erfahrungen, Anregungen und der Austausch zu häufig auftretenden Herausforderungen.
  • BNE weiterdenken
    BNE ist weit mehr als Umweltbildung. Dieser Schwerpunkt widmete sich den Facetten von BNE, die häufig erst auf den zweiten Blick betrachtet werden.
  • Sie und das BNE-Kompetenzzentrum
    Aus der Diskussion sollten Impulse für unsere künftige Arbeit generiert werden: Was bedeuten unsere Erkenntnisse für die konkrete Praxis vor Ort? Und welche Rolle kann BNE in Kommunen angesichts der aktuellen Krisen spielen?
Kommunale Bildungslandschaften weiterdenken

Kommunale Bildungslandschaft weiterdenken

Trotz klammer Kassen Zukunft weiterdenken: BNE in schwierigen Zeiten gemeinsam gestalten

Workshop

Ideensammlung auf einer Pinnwand

„Transformation muss nicht teuer sein“ und „Kooperation macht handlungsfähig“ – Diese zwei Thesen strukturierten den 90-minütigen Workshop und stießen angeregte Diskussionen an. Auf die erste These bezugnehmend schlug Til Farke vor, wie man an bestehende Kontakte, Netzwerke, Wissensbestände und Routinen anknüpfen könne, um BNE kommunal zu gestalten. Die zweite These untermauerte Sabine Süß. In einem Input zeigte die Koordinatorin des Netzwerks Stiftungen und Bildung auf, dass es in jeder Kommune Akteur:innen aus Zivilgesellschaft und speziell aus Stiftungen gibt, die ansprechbar sind und räumliche, zeitliche und finanzielle Ressourcen sowie Fachwissen in den BNE-Prozess einbringen können.

„DKBM ist das Rohr, BNE ist das Wasser das hindurchfließt.“

Sabine Süß (Netzwerk Stiftungen und Bildung)

Eine intensive Diskussion entspann sich beim Vorschlag des Anknüpfens an das Datenbasierte Kommunale Bildungsmanagement (DKBM) um die Unterscheidung und den Zusammenhang von DKBM und BNE. Sabine Süß fand dafür ein treffendes Bild: „DKBM ist das Rohr, BNE ist das Wasser das hindurchfließt.“ Auch eine weitere Erkenntnis lieferte der Workshop: Nachhaltigkeit in befristeten Projekten mit befristeten Stellen voranzubringen, ist eigentlich ein immanenter Widerspruch.

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Sabine Süß

Sabine Süß

Netzwerk Stiftung und Bildung

Leitung der Koordinierungsstelle

Dr. Lea Schütze / Til Farke

BNE-Kompetenzzentrum

BNE durch die Verankerung in der Nachhaltigkeitsstrategie stärken

Präsentation mit anschließender Fishbowl-Diskussion

In einem Input stellte Claudia Glöckner, Mitarbeiterin der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, die Zusammenhänge der Nachhaltigkeitsstrategie und der Arbeit an dem Themenfeld BNE dar. BNE ist als Ansatz zur Vermittlung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sowohl Maßnahme zur Nachhaltigkeitsstärkung allgemein als auch Bestandteil der verschiedenen Themenbereiche (z.B. Globales Lernen, Umweltbildung usw.). In der anschließenden Diskussion wurde noch einmal betont, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie ein wichtiges initiales Moment für BNE sein kann. Anders herum sei es aber auch denkbar, dass der Impuls aus dem Bereich Bildung und von BNE ausgehe und dann zu einer Strategie führt, die auch Maßnahmen zur Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Daneben war auch die Unterstützung von Kommunen durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) sowie durch andere externe Institutionen und Förderprogramme ein Thema in der Diskussion. Kommunen wünschen sich diese Begleitung und Unterstützung auch über die Startphase hinaus. Kritisch betrachtet wurde, dass diese Angebote besser abgestimmt werden könnten. In diesem Zusammenhang wurde eine gemeinsame Förderpolitik zumindest der Ministerialressorts auf Bundesebene zur Nachhaltigkeit gefordert, um das Thema auch entsprechend mit robusten Ressourcen zu hinterlegen.

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Claudia Glöckner

Claudia Glöckner

Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) / Engagement Global

Projektkoordinatorin Global Nachhaltige Kommune


Jugendbeteiligung im kommunalen BNE-Prozess – Wie kann es gelingen?

Gesprächsrunde

Simon Gottowik, Lukas Zimmermann und Sebastian Schiller auf dem Podium im Gespräch mit Greta Wulfekötter.

Partizipation ist ein wichtiges Element von BNE. Jugendlichen als Vertreter:innen der Generation, die die Zukunft erleben wird, kommt dabei eine besondere Rolle zu. Simon Gottowik, Lukas Zimmermann und Sebastian Schiller tauschten sich auf dem Podium zu Aspekten erfolgreicher Jugendbeteiligung aus. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Faktor Zeit. Jugendliche haben ein anderes zeitliches Erleben als Erwachsene, ein einjähriges Engagement ist für sie schon ein langer Zeitraum. Auch der richtige Zeitpunkt wurde diskutiert. Während das youpaN sich bei seinen Aktivitäten auf 16- bis 26-Jährige fokussiert, stellte Sebastian Schiller ein Programm vor, bei dem die vorgesehene Partizipation auch schon in der Kita erfolgt.

Einen weiteren Fokus legten die Teilnehmenden auf die Frage, wie möglichst heterogene Beteiligung erreicht werden kann. Sowohl Stadtteilmanager:innen als auch Sozialraumkoordinator:innen können dort ansetzen, wo Jugendliche sich räumlich aufhalten. Verschiedene Jugendliche zu erreichen ist vor allem Beziehungsarbeit, so Sebastian Schiller. Die Referenten gaben den Teilnehmenden zahlreiche Impulse und Ideen an die Hand, wie Kinder- und Jugendbeteiligung gelingen kann. Diese wurden mit den eigenen Erfahrungen verglichen, gemeinsam diskutiert und weitergedacht.

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Sebastian Schiller

Sebastian Schiller

Deutsches Kinderhilfswerk e.V.

Leitung Fachstelle Kinder- und Jugendbeteiligung

(Bildrechte: Cindy u. Kay Fotografie)

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Lukas Zimmermann

Lukas Zimmermann

youpaN

Simon Gottowik

youpaN

Wie Dringlichkeit von BNE gegenüber kommunalen Führungskräften vermitteln?

Vortrag mit anschließender Diskussion

In diesem Panel ging es um die Frage, wie man angesichts konkurrierender Krisen und kommunaler Aufgaben die Relevanz von BNE stärker gegenüber kommunalen Spitzen vertreten kann. Sabine Drees stellte das SDG-Portal vor, in dem sich Kommunen anhand verschiedener Indikatoren ihre Fortschritte in Bezug auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Agenda 2030) und ihre Unterziele anzeigen lassen können. Dieses öffentliche Vergleichsinstrument soll als Ansporn dienen, kontinuierlich an den Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten. Die anschließende Diskussion brachte den Brückenschlag zu der Frage, wie das Portal helfen könne, die Dringlichkeit von BNE zu kommunizieren: Eine Orientierung an den 17 SDGs könne ein Schlüssel für den BNE-Diskurs in Kommunen sein. Einer der Teilnehmenden wies ergänzend auf BNE-Positionspapiere vom Deutschen Städtetag, Landkreistag und Fachforum Kommunen hin, die aktuell in Entwicklung seien oder kürzlich veröffentlicht wurden und als Argumentationshilfen gegenüber Führungskräften dienen könnten.

„BNE muss mit lokaler und aktueller Betroffenheit aufgeladen werden, um zu bewegen.“

Prof. Joachim Funke (Universität Heidelberg)

Prof. Joachim Funke betrachtete die Kommunikation zu Nachhaltigkeit und BNE aus psychologischer Perspektive und riet dazu Prioritäten zu setzen. Die 169 Unterziele der 17 SDGs seien zu viele, Kommunen sollten sich auf maximal 10 Ziele fokussieren und könnten diese dann durch BNE vertiefen. Er warnte davor, zu hohe Erwartungen zu wecken, da diese meist nicht erfüllt werden können, was zu Enttäuschung führe. Gerade bei BNE sei ein langer Atem entscheidend. Um die Dringlichkeit von BNE deutlich zu machen, empfahl er, die Nachhaltigkeitsthemen mit lokaler und aktueller Betroffenheit aufzuladen, um die Menschen zu bewegen. Um Menschen zu motivieren sei Freiwilligkeit der Verpflichtung immer vorzuziehen, dafür könnte z.B. mit sozialer Norm gearbeitet werden. Das bedeutet aufzuzeigen, was andere bereits tun, um die Adressierten dazu anzuregen, sich ebenfalls so zu verhalten.

In der anschließenden Diskussion wurde auch bei diesem Programmpunkt wieder darauf hingewiesen, dass über BNE Kompetenzen aufgebaut werden können, die einen konstruktiven Umgang mit aktuellen und künftigen Krisen, Zielkonflikten und zunehmender Komplexität fördern. Dies helfe das Gemeinwesen zusammenzuhalten und Akzeptanz für Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung zu schaffen.

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Sabine Drees

Sabine Drees

Deutscher Städtetag

Leiterin Referat Internationale Angelegenheiten und Fachausschuss für kommunale Entwicklungszusammenarbeit des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE)

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Prof. Joachim Funke

Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Funke

Universität Heidelberg

Professor für Allgemeine und Theoretische Psychologie, Universität Heidelberg (im aktiven Ruhestand)


BNE weiterdenken

BNE weiterdenken

Der Whole Institution Approach am Beispiel Schule: Wie wir BNE in einen Lernort tragen

Workshop

„Wer muss sich bewegen, damit sich was bewegt?“

Margret Rasfeld (Schule im Aufbruch)

Wo sind die Stellschrauben um in Schulen etwas zu verändern? Wie können sie ganzheitlich zu BNE-Lernorten werden? Das waren die zentralen Fragen, denen dieser Workshop gemeinsam mit den Teilnehmenden nachging. Bewegende und teilweise erschreckende Briefe von Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen, die die Leipziger Initiative „Real-Labor Friedliche Bildungs-Revolution“ gesammelt hat, bildeten den Einstieg. Sie zeigen Probleme auf, die sich teilweise in der Corona-Zeit noch verstärkt haben: Leistungsdruck, Stress und starre Lehrpläne, die keinen Raum lassen für wichtige Zukunftsthemen und die Entwicklung von Kompetenzen, um Wissen auch anzuwenden.

Margret Rasfeld

Margret Rasfeld entwickelt dafür mit verschiedenen Initiativen Lösungen, wie z.B. das Lernformat des Frei Day – in vier Schulstunden in der Woche können Schüler:innen interessengeleitet und ohne Noten-Bewertung Projekte zu Zukunftsthemen durchführen. Bereits über 80 Schulen in Deutschland haben den FREI Day eingeführt. Eine wichtige Erkenntnis aus Rasfelds Beitrag war, dass Schulleitungen und Lehrkräfte durchaus Handlungsspielräume bei der Gestaltung des Schulalltags haben und BNE einbringen können. Ihnen sei das jedoch häufig nicht bewusst oder es fehlten Ihnen selbst die Kenntnisse dafür.

Stephanie Wiskow berichtete aus ihrer Perspektive einer BNE-Beauftragten an einer berufsbildenden Schule, dass für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Schule, Kommune und Kultusministerium insbesondere das Engagement der Schulleitung und des jeweiligen Kultusministeriums entscheidend sei. Die Kommune trete eher zurückhaltend als Träger auf. Chancen für BNE biete die gesetzliche Einführung des Ganztags. So wurde in Niedersachsen über einen BNE-Erlass des Kultusministeriums für jede niedersächsische Schule ein:e BNE-Beauftragte:r eingesetzt. Über solche Maßnahmen sei es möglich, dem starren System Schule, in dem häufig ständige Vergleiche und wenig wertschätzende Kommunikation Schüler:innen nicht gut tun, etwas entgegen zu setzen. Insgesamt brauche es mehr Raum für Beziehungen und Kommunikation.

Um im Schulsystem etwas verändern zu wollen, brauche es Mut, so das Fazit. Die Transformation bedeutet einen tiefgreifenden Haltungswandel, nur so könne es eine Schule für alle und für die Zukunft geben.

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Referentin Margeret Rasfeld

Margret Rasfeld

Schule im Aufbruch

Gründerin und Geschäftsführerin 

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Stephanie Wiskow

Stephanie Wiskow

Berufsbildende Schulen II Stade

BNE-Beauftragte an einer berufsbildenden Schule

Ute Puder

„Real-Labor Friedliche Bildungs-Revolution“

Künstlerin


BNE ist mehr als Umweltbildung: BNE und soziale Nachhaltigkeit

Workshop

Pinnwand mit angepinnten Zetteln

Was verbinden Sie mit sozialer Nachhaltigkeit? Mit dieser Frage stieg der Workshop ein. Bei den Antworten fiel auf, dass Bildungsgerechtigkeit als Grundlage für soziale Teilhabe besonders oft genannt wurde. Weitere Antworten zielten auf Grundbedürfnisse, Grundrechte und Partizipation ab. Aufbauend auf diesem Bild wurden Herausforderungen des Bereiches und Zielkonflikte mit anderen Nachhaltigkeitszielen präsentiert, um den Bereich der sozialen Nachhaltigkeit in seiner Verbundenheit mit weiteren Bereichen aber auch in seiner Spezifität zu verdeutlichen. Um die theoretische Diskussion mit der Praxis vor Ort zu verknüpfen, wurden mehrere Projekte vorgestellt, die Themen sozialer Nachhaltigkeit aufgreifen, sich an verschiedene Zielgruppen richten und diverse Akteurinnen und Akteure einbeziehen: „Bildung für nachhaltige Entwicklung trifft Jugendsozialarbeit“, „Service Learning – Lernen durch Engagement“ und „TrafoBNE“ (Transformatives Lernen durch Engagement – Soziale Innovationen als Impulsgeber für Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung).

Schließlich waren die Teilnehmenden gefragt. In Kleingruppen trugen sie Angebote, Zielgruppen und mögliche Kooperationspartner:innen aus ihren Kommunen zusammen. Dabei stellten die Teilnehmenden fest, wie umfangreich sowohl die Themen als auch die Zugänge zur Zielgruppe im Bereich sozialer Nachhaltigkeit sein können. Als besonders spannend wurde gesehen, dass soziale Nachhaltigkeit bestimmte inhaltliche Schwerpunkte mit der Inklusion sozial häufig zu wenig beachteter Bildungsteilnehmer:innen verbinden kann.

Dr. Lea Schütze/ Lisa Barthels

BNE-Kompetenzzentrum

BNE ist mehr als Umweltbildung: BNE und ökonomische Nachhaltigkeit

Workshop

Wie kann BNE dabei helfen, nachhaltiges Wirtschaften voranzubringen? Wie gelangt BNE in Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren? Wie kommt die Expertise dieser Unternehmen zu BNE-Angeboten? Welche Lehr- und Lernangebote gibt es und könnte es geben? Mit welchen ersten Schritten kann man all das anstoßen? Das waren die leitenden Fragen für diesen 90-minütigen Workshop.

Einführend erklärten Nora Böhme und Oliver Wolff, warum die Umsetzung aller 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) für die Wirtschaft relevant ist. Zu einzelnen Zielen stellten sie beispielhaft vor, wie diese mit BNE-Angeboten hinterlegt werden können, die vor allem eine ökonomische Perspektive einnehmen.

„Das Netzwerk Nachhaltigkeit in der Wirtschaft möchte Experten und Interessenten zusammenbringen, um konkrete Lösungspotenziale zu ermitteln. Weil die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Zusammenhänge komplex sind, wollen wir neue Ansätze aus verschiedenen Blickwinkeln diskutieren und gemeinsam einen Konsens finden“

Dr. Sophie Kühling (IHK Halle-Dessau)

Anschließend stellte Dr. Sophie Kühling das Netzwerk Nachhaltigkeit in der Wirtschaft vor, dass in Mitteldeutschland Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und zivilen Organisationen zusammenbringt.

Schließlich sammelten die Teilnehmenden gemeinsam Ideen für Lernangebote, Kooperationspartner:innen und Startpunkte. In den Gesprächen wurde dabei unter anderem auf das Potential bestehender fachlicher Expertise in kommunalen Unternehmen hingewiesen, die man mit BNE-Angeboten zusammenbringen könne. Im Feld der beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung könne die Erarbeitung von nachhaltigen Berufsbildpositionen ein interessanter Anknüpfungspunkt sein. Konkrete Ideen für erste Angebote, die man schaffen könne, waren Projekte mit kommunalen Auszubildenden sowie verschiedene Formate, um Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen und zu vernetzen. Als relevante Lerninhalte zu ökonomischer Nachhaltigkeit wurden beispielsweise Kreislaufwirtschaft, Postwachstum und Systemdenken genannt.

Dr. Sophie Kühling

IHK Halle-Dessau | Netzwerk “Nachhaltigkeit in der Wirtschaft”

Referentin für Innovation und Technologietransfer im Geschäftsfeld Innovation und Umwelt der IHK Halle-Dessau und Sprecherin des Netzwerks “Nachhaltigkeit in der Wirtschaft”

Nora Böhme / Oliver Wolff

BNE-Kompetenzzentrum

BNE ist mehr als Umweltbildung: BNE und kulturelle Nachhaltigkeit

Workshop

Auszug aus der Präsentation

Neben der sozialen und ökonomischen Dimension von Nachhaltigkeit wurde auch der Aspekt der Kultur im Kontext BNE in einem Workshop diskutiert. Um den eigentlichen Gegenstand dieses Workshops zu fassen, holte Dr. Angela Firmhofer in einem einführenden Vortrag etwas weiter aus. Für den Begriff Kultur gibt es zahlreiche Definitionen, die weit über die Gleichsetzung mit Hochkultur bzw. Kunst (Theater, Malerei etc.) hinausgehen. Der Begriff der kulturellen Bildung diente ihr dann als Brücke zu BNE. Daran anknüpfend entwickelte sie drei Beschreibungen, was eine kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung sein könne.

Die theoretischen Überlegungen wurden mit den Teilnehmenden weitergedacht und an die Praxis angebunden: Alle 17 Nachhaltigkeitsziele wurden als relevant für das Thema kultureller Nachhaltigkeit gesehen. Jedoch wurden Ziele wie hochwertige Bildung, weniger Ungleichheit, Geschlechtergerechtigkeit etwas stärker von den Teilnehmenden mit dem Thema assoziiert. Mögliche Anknüpfungspunkte für kulturelle BNE setzten sie oft in Bezug zu Kunst(-projekten). Es gebe aber auch strukturelle Verbindungen, die sich nutzen ließen, wie z.B. zu Kulturräten oder -stammtischen. Als kommunale BNE-Angebote nannten sie dementsprechend oft Museen, Volkshochschulen oder Bibliotheken als Lernorte. Ebenso könnten aber auch ganze Stadtteile für „Stadtteilspaziergänge“ als Lernort dienen. Verbündete um kulturelle BNE voranzubringen sahen sie in Kulturpädagog:innen bzw. der freien Szene, Akteur:innen der Sozial- und Jugendarbeit, Verlagen und Beauftragen für Inklusion/ Gleichstellung/ Antidiskriminierung. Besondere Zielgruppen seien Jugendliche, mehrsprachige Personen, Eltern und Pädagog:innen (als Multiplikator:innen).

Welch starke Wirkung künstlerische BNE-Angebote haben, erlebten die Teilnehmenden bei der Vorstellung von zwei Beispielen: dem Projekt „Kunstreisen zur Natur“ der Stadt Kaiserslautern, welches von Sabine Michels, Bildungsmanagerin in Kaiserslautern, vorgestellt wurde, und einem SDG-Poetry Slam in Halle.

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Sabine Michels

Sabine Michels

Stadt Kaiserslautern

Bildungsmanagement | Stabsstelle Bildung und Ehrenamt, Stadtverwaltung Kaiserslautern
Schwerpunkte der Stabsstelle sind „Kulturelle Bildung“ und „BNE“

Dr. Angela Firmhofer / Tibor Manal

BNE-Kompetenzzentrum

Sie und das BNE-Kompetenzzentrum

Sie und das BNE-Kompetenzzentrum

BNE in der Kommune – Ergebnisse aus der Prozessevaluation

Vortrag

Dr. Maria Albrecht und Dr. Ronald Gebauer im Gespräch mit der Moderatorin

Das BNE-Kompetenzzentrum unterstützt nicht nur seine 48 Modellkommunen mit einer Prozessbegleitung und stärkt das Thema der kommunalen BNE-Arbeit mit verschiedenen Transferprodukten. Es untersucht mit einer Prozessevaluation auch, welche Handlungsfelder in den Kommunen bearbeitet werden und ob es dabei Zusammenhänge zum Entwicklungsstand gibt. Dabei geht es auch darum, Erfolgsfaktoren und Stolpersteine für die Verankerung von BNE in kommunalen Bildungslandschaften zu identifizieren. Dafür wurden und werden in den Modellkommunen quantitative Umfragen und qualitative Interviews mit an BNE beteiligten Personen aus unterschiedlichen Bereichen geführt. Die vorgestellten Zwischenergebnisse dieser Forschungsarbeit zeigten, dass noch viel zu tun bleibt. In der Selbsteinschätzung gaben die meisten Befragten zwar an, ihre Modellkommune habe mit dem Prozess begonnen, aber nur wenige sagten, es wurden bereits ein paar Dinge umgesetzt (31%) oder sogar einiges erreicht (4%).

Etwas konkreter lässt sich dies daraus ablesen, dass die Befragten in mehr als der Hälfte der Kommunen angaben, dass es öffentliche Bekenntnisse und Beschlüsse zu BNE gäbe. Ein gemeinsames BNE-Verständnis sei in etwa jeder dritten Kommune vorhanden, in fast allen anderen Kommunen werde daran gearbeitet. In den meisten Kommunen gibt die Mehrheit der Befragten an, dass es eine Ansprechperson und/oder einen Arbeitskreis bzw. runden Tisch zu BNE gibt. Das Thema Vernetzung und Zusammenarbeit scheint noch ausbaufähig, am stärksten wird das Engagement von Vereinen/NGOs eingeschätzt. In 65% der Kommunen wird BNE laut der Mehrheit der Befragten sichtbar gemacht, am häufigsten durch Pressearbeit.

Der Blick in die Zukunft ist bei den Befragten eher zuversichtlich. Skepsis herrscht insbesondere im Hinblick auf die Kooperation mit Gruppen aus anderen Bereichen. Wünsche nach mehr Unterstützung richten sich an verschiedene Ebenen:

  • Innerhalb der Kommune sollen Politik und strategische Verwaltungsebene BNE höher priorisieren und die kommunalen Spitzen klare Signale senden.
  • Von Bund und Ländern wünschen sich die Befragten strukturelle Programme, Richtlinien und Beratungsangebote.

In der Kommunalverwaltung muss BNE als Querschnittsaufgabe verstanden werden. Damit das möglich wird, brauche es z.B. Weiterqualifizierungen und eine Aufweichung der Fachbereichszuordnungen der Mitarbeiter:innen. Bildungsträger:innen und zivilgesellschaftliche Organisationen wünschen sich eine stärkere Einbindung in den Prozess vor Ort.

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Dr. Maria Albrecht und Dr. Ronald Gebauer geben einen Einblick in den Stand der wissenschaftlichen Evaluation der Verankerung von BNE in den Bildungslandschaften der 48 Modellkommunen.

Dr. Maria Albrecht / Dr. Ronald Gebauer

BNE-Kompetenzzentrum

BNE in Krisenzeiten - Welchen Einfluss haben Pandemie und Krieg?

Impulsvortrag und Diskussion

Beispielhaft an zwei aktuellen Krisen wurde diskutiert, wie die aktuellen Krisen BNE hemmen oder voranbringen: Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine.

Wie ist die Situation von BNE im dritten Corona-Jahr 2022 in den Kommunen und Landkreisen? Die Digitalisierung hat durch die Pandemie einen Schub erfahren. Das wurde jedoch nicht nur positiv gesehen. Denn nicht alle Menschen seien mit digitalen Angeboten gleichermaßen zu erreichen. So sei beispielsweise die Bildungsschere durch den digitalen Fernunterricht größer geworden. An sich sei Digitalisierung auch nicht unbedingt nachhaltig, wenn man etwa die Energie für Serverleistung und den Rohstoffabbau für Hardware betrachte.

Aufgrund der zusätzlichen Aufgaben zur Krisenbewältigung seien etliche andere Aufgaben zum Erliegen gekommen. Daraus sollte für die Zukunft gelernt werden. Es brauche neue Konzepte und Strukturen, die solche Krisen künftig abfangen können. Denn Kommunen müssen sich darauf einstellen, dass es nicht nur eine Krise gebe, die vorübergeht, sondern dass sich multiple Krisen aneinanderreihen können. Das bedeute, dass Bund und Länder dafür sorgen müssen, dass Kommunen gut aufgestellt sind, um Krisen bewältigen zu können und dass die Verwaltung Weiterbildungen für den Umgang mit Krisen benötige. An dieser Stelle kam wieder BNE ins Spiel: Denn BNE helfe beim Umgang mit Zielkonflikten.

Claudia Walther

Bertelsmann Stiftung

Dr. Jörg Eulenberger / Dr. Ronald Gebauer

BNE-Kompetenzzentrum

Was brauchen kommunale Bildungslandschaften? Gesprächsrunde zur weiteren Begleitung von Kommunen

Gesprächsrunde

 

BNE ist mehr als ein Bildungsthema, sie ist ein Lösungsansatz für aktuelle Herausforderungen (Klimakrise, Strukturwandel, …) und die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Aktuell geht es aber nicht schnell genug voran. Die aktuellen Krisen üben einen existentiellen Druck aus. Damit BNE alle Menschen erreicht und wir zu wirksamen Lösungen kommen, muss es schneller gehen mit der Verankerung von BNE in den kommunalen Bildungslandschaften. Darin waren sich Jorrit Holst, Natalie Sadik, Dr. Dominic Larue, Dr. Lea Schütze und Dr. Jörg Eulenberger auf dem Podium einig. In einer Gesprächsrunde trugen sie zusammen, was dafür passieren müsse. Die Lösungen müssen an den Strukturen ansetzen.

Zum einen dürfe BNE nicht nur an einzelnen engagierten Personen hängen, die das Thema auf kommunaler Ebene voranbringen, sondern es müssen Strukturen dafür aufgebaut werden. Zum anderen reicht es in den Bildungseinrichtungen nicht aus, wenn BNE nur im Rahmen von Projekten vorkommt, auch hier muss es zentrales Thema sein und strukturell verankert werden. Um dem Ganzen die nötige Bedeutung zu verleihen muss die kommunale Spitze mitziehen und das Thema in der Öffentlichkeit sichtbar sein. Hierfür waren die anschaulichen Beispiele von Natalie Sadik aus dem Landkreis Saarlouis eindrucksvolle Vorbilder.

Dafür sind grundlegende Veränderungen nötig, für die die Kommunen Unterstützung durch Begleitstrukturen benötigen. Diese können den Beteiligten Wissen zu BNE, Prozesswissen und Methoden vermitteln und Motivation geben. Zudem bedarf es für Sachmittel und finanzielle Ressourcen Förderung, um die Prozesse anzuschieben. Die Grenzen der Projektförderung wurden dabei auch kritisch diskutiert.

Am Ende der Gesprächsrunde stand die Erkenntnis, dass der Aufbau von Strukturen Zeit benötige. In den meisten Kommunen müsse man dabei aber nicht bei null anfangen. Oft gibt es schon Strukturen und Strategien (z.B. im Bereich Nachhaltigkeit), an die man anknüpfen könne und Akteurinnen und Akteure, die das Thema vorantreiben. Dort gilt es anzuschließen. Da diese Ausgangssituation in allen Kommunen unterschiedlich ist, leiten sich daraus auch unterschiedliche Schritte und Arbeitsweisen ab.

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Jorrit Holst

Jorrit Holst

Institut Futur, Freie Universität Berlin

Jorrit Holst ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Nationalen BNE-Monitoring des Institut Futur, Freie Universität Berlin.

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Natalie Sadik

Natalie Sadik

Landkreis Saarlouis

Schulentwicklungsplanerin und Bildungsmanagerin

(Bildrechte: Landkreis Saarlouis / Yannick Hoen)

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Dominic Larue

Dr. Dominic Larue

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Referat 333 – Bildung in Regionen; Bildung für nachhaltige Entwicklung, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Dr. Lea Schütze / Dr. Jörg Eulenberger

BNE-Kompetenzzentrum

Gemeinsam Wissen schaffen – Kommunen diskutieren Ergebnisse mit der Prozessevaluation

Gesprächsrunde mit anschließender Diskussion

Zitate aus den qualitativen Interviews wurden an eine Wand gepinnt.

Mit Zitaten aus den qualitativen Interviews mit Expertinnen und Experten aus den Modellkommunen begrüßten Dr. Bettina Arnoldt und Til Farke vom BNE-Kompetenzzentrum die Teilnehmenden dieser Gesprächsrunde. Sie setzten die zwei Schwerpunkte für die folgenden 90 Minuten mit den Themen „BNE-Auszeichnungen“ und „BNE als freiwillige Aufgabe – oder Pflichtaufgabe“.

Dr. Bettina Arnoldt stellte dazu Ergebnisse aus der qualitativen Evaluation vor (s. Download: Präsentation Thesen). Kommunale BNE-Auszeichnungen haben dabei positive und negative Aspekte, letzteres z.B., wenn sie nicht umfassend BNE in der Kommune darstellen oder nicht mit Leben gefüllt sind. Anschließend wurde die provokative These „Auszeichnungen sind für die Etablierung einer ‚echten‘ BNE-Landschaft kontraproduktiv“ kontrovers diskutiert. Die Meinungen reichten von „Preise fördern Kooperation“ und eine „Kultur der Anerkennung“ bis hin zu Positionen, dass zu viele Preise von Nachteil sein können, es daher besser sei, wenn sie punktuell stattfinden oder wiederkehrend als Teil einer Rezertifizierung vorkommen. Mehrfach wurde der Hinweis geäußert, dass es keine „Inflation“ bei Auszeichnungen geben soll. Betont wurde die Bedeutung der Ganzheitlichkeit, die bei Preisen oft nicht abgedeckt ist, weil diese auf bestimmte Aspekte fokussieren.

 In den Interviews der qualitativen Evaluation war ein vielfach geäußerter Wunsch, dass BNE eine höhere Aufgabenpriorität erfährt, also Pflichtaufgabe wird. Die These „BNE muss kommunale Pflichtaufgabe werden“ erhielt in der Diskussion breite Zustimmung. Die geäußerte Hoffnung der Teilnehmenden war, dass damit auch entsprechende Ressourcen für diese Aufgabe bereitgestellt werden. Eine Möglichkeit ist, bei Kreisentwicklungsprozessen BNE einzubringen, damit diese dann verpflichtend werden kann. Gibt es Aspekte, die negativ wären an einer Pflichtaufgabe?, fragten Til Farke und Dr. Bettina Arnoldt vom BNE-Kompetenzzentrum die Teilnehmenden. Pflichten können auch zu eng sein, so berichtete ein Teilnehmender und eine „Kann-Option“ kann manchmal auch mehr möglich machen. Als Beispiel wurde Schleswig-Holstein genannt, das die Pflicht zur nachhaltigen Beschaffung in eine Kann-Option umgewandelt hat.

Downloads

Dr. Bettina Arnoldt

Deutsches Jugendinstitut

Til Farke

BNE-Kompetenzzentrum

Hauptprogramm

Themenpanels

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