Interkommunale Qualifizierung zum Handlungsfeld Qualität und Wirkung

Qualität und Wirkung

Wie kann die Qualität von BNE-Angeboten festgestellt werden?

So vielfältig wie die Bildung für nachhaltige Entwicklung selbst sind auch die Qualitätskriterien, die deren Güte bestimmen. Sie berücksichtigen Inhaltliches genauso wie Prozesse und Strukturen, die damit zusammenhängen. So lässt sich prüfen, ob sich die geplante Wirkung von kommunaler BNE-Praxis tatsächlich einstellt.

Die Qualität kommunaler BNE-Aktivitäten hat im Hinblick auf deren Wirkung eine große Bedeutung. In diesem Kapitel wollen wir Ihnen daher zeigen, wie man eine Verbesserung der eigenen BNE-Aktivitäten erreichen und die gewünschten Wirkungen erzielen kann. Dabei geht es nicht um aufwendige Qualitätsmanagementsysteme, sondern um einfache Prozesse und hilfreiche Kriterien. 

Unter Qualitätsarbeit verstehen wir „(…) alle Tätigkeiten, Führungs- aufgaben und Methoden, die zur Planung, Umsetzung, Sicherung, Überprüfung und Verbesserung von Prozessen, Dienstleistungen und Produkten sowie ihrer Leistungsbedingungen gehören“ (Die Bundesregierung 2020, S. 1).

Der Begriff Wirkung beschreibt eine Veränderung, die durch eine Maßnahme bedingt ist. Wird eine Maßnahme oder ein Prozess so geplant, dass damit eine bestimmte Wirkung gezielt erreicht werden soll, dann spricht man von Wirkungsorientierung (PHINEO 2021). 

Die Verbesserung der Qualität eines Prozesses oder einer Maßnahme sollte immer wirkungsorientiert erfolgen. Das bedeutet, dass die Qualität durch eine gezielte Planung von Wirkungen und eine darauf auf- bauende Wirkungsanalyse verbessert werden kann (Bergmüller/Quiring 2019, S. 13). Ganz konkret hilft Wirkungsorientierung dabei, sich klarer darüber zu werden, welcher Handlungsspielraum angesichts der gegebenen Rahmenbedingungen und begrenzten Ressourcen besteht. Auf diese Weise können Prioritäten so gesetzt werden, dass die vorhandenen Ressourcen effektiv verwendet werden und damit sowohl die BNE-Prozesse als auch die BNE-Angebote die gewünschte Wirkung erzielen. 

Im Kern geht es somit um eine systematische Reflexion der BNE-Aktivitäten und deren optimale Anpassung an die Möglichkeiten und Ressourcen Ihrer Kommune. Daraus ergeben sich zahlreiche Mehrwerte:

  • Die Erarbeitung eines gemeinsamen Qualitätsverständnisses trägt zu einer besseren Akzeptanz und Wahrnehmung von BNE-Maßnahmen bei.
  • Der qualitäts- und wirkungsorientierte Auf- und Ausbau der BNE-Struktur erleichtert Arbeitsprozesse
  • Die systematische Verwirklichung Ihrer kommunalen BNE-Ziele wird vereinfacht.
  • Durch regelmäßige Reflexion und Anpassung des BNE-Prozesses schaffen Sie Sichtbarkeit, Transparenz und Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Auf diese Weise bereiten Sie auch die Grundlage für Zertifizierungs- und Fördermöglichkeiten.
  • Teilnehmer:innen der Bildungsangebote profitieren durch Qualitätsverbesserungen.

Vorgaben des Nationalen Aktionsplans BNE

Der Nationale Aktionsplan BNE ermutigt die Kommunen dazu, eine Qualitätsoffensive für BNE zu starten. Das kann beispielsweise durch die Entwicklung von Qualitätskriterien oder durch BNE-Auszeichnungsverfahren für Bildungseinrichtun- gen erfolgen (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017, Ziele II.5, S. 93). Die Qualitätskriterien sollen den Kommunen als Grundlage dienen, die Qualität der kommunalen BNE-Arbeit zu erfassen und einschätzen zu können (Nationale Plattform BNE 2017, S. 92).

Dimensionen des Qualitätsbegriffs

Im Qualitätsmanagement wird zwischen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität unterschieden (siehe Abb. 20). 

Bei der Betrachtung der Strukturqualität nehmen Sie die Rahmenbedingungen in den Blick. Dies sind zum Beispiel zeitliche, personelle, räumliche und finanzielle Ressourcen der BNE-Stellen in Bildungs- büros oder der BNE-Koordinatorinnen und -Koordinatoren sowie der umsetzenden Stellen, also der Bildungsträger. Um die Strukturqualität zu bewerten, könnten Sie beispielsweise Stundenanteile für die BNE- Koordination, (unbefristete/befristete) Personalstellen, Qualifikationen und Erfahrungen der Mitarbeitenden abbilden. Außerdem können Sie sich die Frage stellen, ob es ausreichend politischen Rückhalt gibt. 

Prozessqualität bezieht sich hingegen auf Aktivitäten, Verfahren und Vorgänge. Sie könnten im Hinblick auf die BNE-Bildungslandschaft beispielsweise erheben, ob eine Steuerungsgruppe regelmäßig tagt, ob partizipative Prozesse ermöglicht oder alle relevanten Fachbereiche sowie Akteurinnen und Akteure der Stadtgesellschaft einbezogen werden. Bildungsträger können zudem die Qualität der Bildungsvermittlung evaluieren. 

Die Struktur- und die Prozessqualität geben zusammen Auskunft über die strategische Verankerung von BNE in einer Kommune. Diese ist wiederum mit entscheidend dafür, ob BNE-Angebote bedarfsgerecht konzipiert und langfristig bereitgestellt werden können. 

Ergebnisqualität bezieht sich zum Beispiel auf die Frage, inwiefern die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bildungsträgern dabei mithilft, die Bildungsziele zu erreichen. Hier geht es um die Wirkungen von Maßnahmen in der BNE-Bildungslandschaft, also um die Frage, ob die BNE-Angebote die gewünschten Gestaltungs- und Handlungskompetenzen bei den Teilnehmenden befördern können.

„Das Angebot soll so aufgebaut sein, dass die Lernenden die Möglichkeit zum Erwerb der Kompetenzen haben, an der zukunftsfähigen Gestaltung der Weltgesellschaft aktiv und verantwortungsvoll mitzuwirken und im eigenen Lebensumfeld einen Beitrag zu einer gerechten und umweltverträglichen Weltentwicklung leisten
zu können.“

de Haan 2002, S. 14f.

Kriterien für die Bewertung von BNE-Angeboten

BNE-Angebote sollten nach Möglichkeit nicht nur inhaltlichen, sondern auch pädagogisch-didaktischen Kriterien genügen. Wir empfehlen Ihnen, bei der Bewertung der Angebote folgende Fragen zu berücksichtigen (de Haan 2008; Künzli/Bertschy 2008) und sich von den BNE-Qualitätskriterien, die der Landkreis Kitzingen zusammengestellt hat, inspirieren zu lassen (siehe Beispiel aus der Praxis).

1. Decken die BNE-Angebote die thematische Bandbreite der Nachhaltigkeitsziele ab?

BNE-Angebote sollten soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen bzw. die Themenfelder der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) abdecken. Außerdem sollten sie idealerweise globale Bezüge herstellen und Auswirkungen unseres Handelns auf künftige Generationen in den Blick nehmen. 

2. Erreichen die BNE-Angebote unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen? 

Die Ziele des Agenda-2030-Prozesses können nur gesamtgesellschaftlich umgesetzt werden. Aus diesem Grund muss BNE idealerweise auch die gesamte Gesellschaft erreichen und sollte keine Gruppe ausschließen. Im Hinblick auf dieses Kriterium können Sie erfassen, ob genügend BNE-Angebote für unterschiedliche Zielgruppen vorhanden sind: Gibt es neben Angeboten für Kinder und Jugendliche auch Weiterbildungsangebote für möglichst alle anderen Menschen in Ihrer Kommune? So sollten zum Beispiel Fachkräfte, Personen in Entscheidungspositionen und Mitarbeiter:innen der Kommunalverwaltung als BNE-Zielgruppe unbedingt mitgedacht werden, da sie maßgeblich an der Ausgestaltung von Nachhaltigkeitsprozessen beteiligt sind. 

3. Werden die pädagogisch-didaktischen Ansprüche umgesetzt? 

Alle Lernenden sollten die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen erwerben, um eine nachhaltige Entwicklung fördern zu können. BNE-Angebote sollen daher den Teilnehmenden nicht nur das Wissen, sondern auch die Fähigkeiten, Werte und Gestaltungskompetenzen vermitteln, die für eine Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft erforderlich sind. BNE ist damit immer auch ein pädagogischdidaktisches Konzept, dessen Grundsätze Sie ebenfalls zur Bewertung der Bildungsangebote heranziehen können. Außerdem sollen sich die Angebote am Beutelsbacher Konsens („Überwältigungsverbot“) orientieren (Bundeszentrale für politische Bildung 2011). Dies bedeutet, dass Lernende in die Lage versetzt werden sollen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Tipp

Eine Übersicht zu den Lernzielen für alle 17 SDGs finden Sie in der Broschüre „Die Ziele für nachhaltige Entwicklung im Unterricht“ von Engagement Global.

Die folgenden Fragen können bei der Prüfung eines BNE-Angebots hilfreich sein:

  • Ermöglicht das Angebot ein Verständnis von globalen Zusammenhängen und der Vernetzung von Themen?
  • Werden die Lernenden angeregt, nachhaltige Zukunftsvisionen zu entwickeln?
  • Erfolgt ein Kompetenzerwerb im Sinne einer Handlungsund Reflexionsorientierung?
  • Können die Teilnehmenden die Lerninhalte mitgestalten?
  • Werden die Lernenden in die Lage versetzt, sich eine eigene Meinung bilden zu können?

Beispiel aus der Praxis: BNE-Qualitätskriterien im Landkreis Kitzingen

Der Landkreis Kitzingen hat seit 2017 ein Konzept zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dieses bezieht sich für die (Weiter-)Entwicklung von Bildungsangeboten auf die BNE-Qualitätskriterien der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK 2012; Landkreis Kitzingen 2017). Unter anderem darauf aufbauend hat sich der Landkreis die folgenden Kriterien für die Beurteilung von BNE-Angeboten erarbeitet (BNE-Koordinierungsstelle Kitzingen o. J.):

  • Zukunftsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein: Die Angebote beinhalten eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Zukunftsfähigkeit. Handlungsoptionen werden aufgezeigt und kritisch hinterfragt. Dadurch wird verantwortungsbewusstes Handeln erreicht.
  • Zieldimensionen: Ökonomische, ökologische und soziale Zieldimensionen werden angesprochen. Lokale und globale Zusammenhänge werden aufgezeigt und gemeinsam erarbeitet. Die Angebote sind in der Regel themenübergreifend und vernetzend.
  • Nachhaltigkeitsziele: Die Angebote haben Bezug zu mindestens einem der 17 Nachhaltigkeitsziele.
  • Perspektivenwechsel: Die Angebote fördern durch die aktive Teilnahme der Beteiligten ein konstruktives Miteinander und die selbstständige Meinungsbildung. Sie ermöglichen somit die Entwicklung vielfältiger Sichtweisen, wodurch Stereotype aufgebrochen werden.
  • Zielgruppenorientierung: Die Angebote sind zielgruppengerecht ausgestaltet und beziehen die jeweilige Zielgruppe aktiv mit ein. Angestrebt wird ein ganzheitliches Einbeziehen in Planung, Durchführung und Evaluation.
  • Komplexität und Aktualität: Die Angebote nehmen aktuelle globale Herausforderungen in den Blick und versuchen, ihrer Komplexität gerecht zu werden.
  • Gestaltungskompetenz: Ziel der Angebote ist es, die Gestaltungskompetenz bei den Teilnehmenden zu fördern.

Der Landkreis plant eine BNE-Station, die Qualifizierungsmaßnahmen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bildungssektor und in der Wirtschaft durchführen soll. Auch die Angebote dieser Institution werden sich in Form und Inhalt an den hier genannten BNE-Kriterien orientieren.


Wirkungsorientierung in der Praxis

Wirkungen ergeben sich als Folge von Maßnahmen. Aber wie lässt sich die Wirkung von BNE-Angeboten sichtbar machen und erfassen? 

BNE hat den ambitionierten Anspruch, dass alle Menschen Gestaltungskompetenzen bezogen auf nachhaltige Entwicklung erwerben. Um die Zusammenhänge zwischen Maßnahme und Wirkung abbilden zu können, wären aufwendige Erhebungsverfahren notwendig. Eine solche kausale Interpretation ist schon auf individueller Ebene schwierig und auf gesellschaftlicher Ebene kaum möglich. Daher sollten Sie sich bei der Qualitätsarbeit und Wirkungsorientierung auf die Bereiche fokussieren, die erfassbar sind und auf die Sie Einfluss haben. Dies sind in der Kommune vor allem die Strukturen und Prozesse in Bezug auf BNE sowie die Aspekte zu inhaltlichen, pädagogisch-didaktischen Kriterien und die Zielgruppenorientierung der Angebote.

Einen einfachen Prozess, wie Sie Wirkungsorientierung in Ihrer Kommune umsetzen können, wollen wir Ihnen im Folgenden vorstellen (siehe Abb. 21).

1. Ziele und Zielgruppen festlegen

Stellen Sie sich zunächst die Frage, was Sie verändern möchten. Formulieren Sie dann Ihr Ziel möglichst genau. Es kann strukturelle Maßnahmen („Die BNE-Koordination soll mehr Arbeitsstunden bekommen“) oder Ihr BNE-Angebot betreffen („Das BNE-Angebot in der Kommune soll noch mehr Menschen oder neue Zielgruppen erreichen“). Geht es beispielsweise um ein Angebot, dann definieren Sie die Zielgruppen und fragen Sie sich, was zu tun ist, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.

Wenn solche Wirkungsziele partizipativ erarbeitet werden, sorgt dies bei allen Beteiligten für ein gemeinsames Verständnis und erhöht zudem die Identifikation mit den Zielen.

Überlegen Sie, welche Möglichkeiten (zum Beispiel BNE-Angebote und Ressourcen) zur Verfügung stehen und welche Leistungen Sie anbieten können (siehe Kap. 1 „Strategie und Ziele“). Dafür können Sie die Arbeit der BNE-Akteurinnen und -Akteure in Ihrer Kommune insgesamt oder nur Teilaspekte in den Blick nehmen. Auch sollten Sie Kooperationsmöglichkeiten in Betracht ziehen. Eine genaue Prüfung des BNE-Angebots verschafft Ihnen einen Überblick und wird auch eventuelle Angebotslücken identifizieren.

2. Schritt: Analysekriterien für die Datensammlung festlegen

Wir empfehlen Ihnen, sich von vornherein darüber Gedanken zu machen, welche Informationen und Daten zu welchen qualitäts- bzw. wirkungsrelevanten Aspekten für eine spätere Wirkungsanalyse gesammelt werden können (zum Beispiel Informationen zu geplanten oder bereits stattfindenden BNE-Maßnahmen und BNE-Angeboten). Prüfen Sie, welche Daten leicht zu beschaffen sind (beispielsweise Prozessdaten der Verwaltung), und versuchen Sie, Rückmeldungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der BNE-Angebote zu bekommen.

3. Schritt: Ergebnisse mit Zielen abgleichen (Wirkungsanalyse)

In der Wirkungsanalyse geht es darum, Erkenntnisse zu gewinnen, die Ihnen dabei helfen, Ihre Arbeit noch besser in Richtung Ihrer Ziele steuern zu können. Dafür können Sie sich nach der Umsetzung der Maßnahmen fragen: Was war in Bezug auf Maßnahmen und Wirkungen geplant und was wurde erreicht? Wodurch und warum? Und eventuell: Warum nicht? 

Hierzu können Sie oder andere Beteiligte Daten auswerten, Erkenntnisse ableiten und Empfehlungen entwickeln (siehe Kap. 4 „Wissensbasierung und Berichterstattung").

4. Schritt: Angebote weiterentwickeln

Besprechen Sie die Erkenntnisse und Empfehlungen der Wirkungsanalyse im zuständigen BNE-Gremium, zum Beispiel in der Steuerungsgruppe, der BNE-AG oder beim Runden Tisch. Erarbeiten Sie gemeinsam Handlungsschritte, wie die BNE-Angebote weiterentwickelt und Aktivitäten und Zielvorgaben angepasst werden können, wenn es um die gewünschte Wirkung geht.

Die Weiterentwicklung von BNE-Maßnahmen und BNE-Angeboten ist ein dynamischer, zyklischer Prozess, der nie abgeschlossen ist. In folgenden Prozessdurchläufen lassen sich die Aktivitäten und Ergebnisse erneut überprüfen und anpassen. Im Lauf der Zeit können hier Erfahrungen einfließen, welche Instrumente und Verfahrensweisen bei der Analyse besonders gut funktioniert haben. Auch diese können für den nächsten Prozessdurchlauf verbessert und angepasst werden.

Eine gute Arbeitshilfe bietet Ihnen das kostenfreie „Kursbuch Wirkung“, das die einzelnen Schritte des Wirkungskreislaufs ausführlich erläutert (Kurz/Kubek 2021).

Qualitätsprüfung und Zertifizierung

Eine unabhängige Qualitätsprüfung oder eine Zertifizierung kann sinnvoll sein, um qualitative Standards der Bildungsangebote zu gewährleisten. Sie schaffen Vertrauen in das Angebot und können eine Basis für die Vergabe von Auszeichnungen und Förderungen für Bildungseinrichtungen sein. BNE-Qualitätszertifikate werden unter anderem von BNE-Zertifizierungsstellen vergeben.Eine Zertifizierung setzt die Verständigung auf ein gemeinsames Qualitätsverständnis für BNE voraus. Sie müssen allerdings keine eigenen Qualitätskriterien dafür entwickeln, wenn diese durch die Zertifizierungsstellen bereits vorgegeben sind. Wie die Stadt Norderstedt (siehe Beispiel aus der Praxis, S. 92) können Sie darauf hinwirken, dass sich Ihre kommunalen Bildungsträger um eine BNE-Zertifizierung bemühen.


Abbildung 22 bietet einen Überblick über BNE-Zertifizierungsmöglichkeiten verschiedener Bundesländer.


Beispiel aus der Praxis: Norderstedt – Zertifizierung von BNE-Angeboten

Die Stadt Norderstedt legt großen Wert auf qualitativ hochwertige BNE-Angebote für alle Bildungsphasen. Die Kommune motiviert und unterstützt daher die kommunalen Bildungsträger, sich als BNE-Bildungsstätten zertifizieren zu lassen. Auch Anbieter aus dem Bereich der non-formalen Bildung und des informellen Lernens beteiligen sich an der Qualitätsoffensive. In Norderstedt sind unter anderem die folgenden Zertifizierungen und Qualitätsaktivitäten zu finden:

  • Einrichtungen der frühkindlichen Bildung: Zertifizierung „FaireKITA“, eine Auszeichnung des Vereins Eine Welt im Blick, und die Auszeichnung „KITA21“ der S.O.F. Save Our Future – Umweltstiftung, Teilnahme am bundesweiten Förderprogramm „Haus der kleinen Forscher“.
  • Schulische Bildung: UNESCO-Projekt-, Zukunfts-, Europa- und Fairtrade-Schulen sowie Schulen, die sich am Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beteiligen.
  • Stadtpark: „nun-Zertifizierung“ (https://www.nun-zertifizierung.de/), eine Zertifizierung zum Beispiel von Einrichtungen oder Netzwerken, die sich als non-formale Bildungsträger für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.
    Stadtmuseum und Weltladen: Zertifizierung als Bildungspartner für nachhaltige Entwicklung bzw. als außerschulischer BNE-Lernort.
  • Stadtbücherei: Initiative „Zukunftsbibliotheken-sh“, ein Zusammenschluss von Bibliotheken, die Qualitätsentwicklung durch Fortbildungen, Austausch und Beratung zu den globalen Nachhaltigkeitszielen voranbringen

Wie starten?

  • Gründen Sie eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema Qualität und Wirkungsorientierung befasst, und beginnen Sie „einfach“!
     
  • Überlegen Sie, welche Maßnahme oder welches Angebot für eine Pilotierung geeignet ist.
     
  • Beziehen Sie Vertreter:innen möglichst aller beteiligten Organisationseinheiten der Verwaltung, aber auch die eingebundenen verwaltungsexternen Akteurinnen und Akteure (zum Beispiel Bildungsträger) ein.
     
  • Wenn Sie BNE-Ziele erarbeiten, sollten Sie bereits zu Beginn auch Qualitäts- und Wirkungsziele formulieren. Überlegen Sie, welche Informationen und Daten Sie zur Kontrolle und Reflexion von Qualität und Wirkung nutzen können und welche gegebenenfalls zusätzlich erhoben werden sollten. Beziehen Sie sich dabei auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Wenn Sie sich mit der Qualität von BNE-Angeboten befassen wollen, können die folgenden Leitfragen hilfreich sein:
     
    • Welche Zielgruppen werden angesprochen?
    • Sind die pädagogisch-didaktischen Anforderungen an ein BNE-Bildungsangebot berücksichtigt?
       
      • Vernetztes Lernen
      • Entwicklung von Zukunftsvisionen
      • Kompetenzerwerb, Handlungs- und Reflexionsorientierung
      • Partizipation
         
  • Sind die inhaltlichen Dimensionen der 17 Nachhaltigkeitsziele abgedeckt?
     
    • Soziale, ökologische und ökonomische Dimension
    • Globale Bezüge und solche zu künftigen Generationen
       
  • Werten Sie die Ergebnisse gemeinsam aus, diskutieren Sie diese mit den anderen Beteiligten und machen Sie Ihre Schlussfolgerungen transparent.

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Literatur

Bergmüller, Claudia/Quiring, Eva (2019): Einleitung. In: Bergmüller, Claudia/Causemann, Bernward/Höck, Susanne/Krier, Jean-Marie/Quiring, Eva: Wirkungsorientierung in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit. Münster, S. 13–22 

DUK – Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.) (2012): Bildung für nachhaltige Entwicklung in der außerschulischen Bildung: Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Leitfaden für die Praxis. Bonn 

Engagement Global gGmbH (Hrsg.) (o. J.): Die Ziele für nachhaltige Entwicklung im Unterrricht. Bonn 

Haan, Gerhard de (2002): Die Kernthemen der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. In: ZEP – Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 25. Jg., H. 1, S. 13–20 

Künzli, Christine/Bertschy, Franziska (2008): Didaktisches Konzept. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Bern 

Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (Hrsg.) (2017): Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNESCOWeltaktionsprogramm. Berlin 

Links 

BNE-Koordinierungsstelle für den Landkreis Kitzingen (o. J.): Qualitätskriterien für BNE-Angebote. Kitzingen. https:// www.kitzingen.de/fileadmin/Medien_Landratsamt/ BNE/BNE_Qualitaetskriterien.pdf (08.02.2023) 

Bundeszentrale für politische Bildung (2011): Der Beutelsbacher Konsens im Wortlaut. https://www.bpb.de/die-bpb/ ueber-uns/auftrag/51310/beutelsbacher-konsens/ (13.12.2022) 

Die Bundesregierung (2020): Qualitätsmanagement. https://www.verwaltung-innovativ.de/DE/Steuerung/ Qualitaetsmanagement/qualitaetsmanagement_node. html (13.12.2022) 

Haan, Gerhard de (2008): Die zwölf Kompetenzen der BNE. https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/ files/link-elements/die_zwoelf_kompetenzen_der_bne_ de_haan.pdf (13.12.2022) 

Kurz, Bettina/Kubek, Doreen (2021): Kursbuch Wirkung. Das Praxishandbuch für alle, die Gutes noch besser tun wollen. 6. überarb. Aufl. Berlin. https://www.phineo.org/ kursbuch-wirkung (08.02.2023) 

Landkreis Kitzingen (2017): Konzept zur Bildung für nachhaltige Entwicklung im Landkreis Kitzingen. Kitzingen. https:// www.kitzingen.de/fileadmin/Medien_Landratsamt/ BNE/BNE-Konzept_05.17_Sitzungsdienst.pdf (30.01.2023) 

PHINEO gAG (2021): Wirkung lernen. Glossar. https://www. wirkung-lernen.de/anhang/glossar/ (08.02.2023)

| Nora Böhme, Ronald Gebauer