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„Sport und Nachhaltigkeit – ein gutes Team“ – Heidelberger Broschüre nimmt Sportvereine in den Blick

Über 20 Millionen Menschen sind in Deutschland Mitglied in einem Sportverein. Vereine bieten nicht nur vielfältige Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung und um Gemeinschaft zu leben, sondern können für viele auch ein Vorbild und Lernort für Nachhaltigkeit sein. Um dieses Anliegen zu unterstützen, hat das Agenda-Büro im Umweltamt der Stadt Heidelberg die Broschüre „Sport und Nachhaltigkeit – ein gutes Team“ herausgegeben. Sie enthält nicht nur viele praxisnahe  Anregungen, wie lokale Sportvereine Nachhaltigkeit im Vereinsleben umsetzen können, sondern zeigt außerdem, wie Nachhaltigkeit strukturell verankert werden kann und knüpft damit an die N!-Charta Sport des Landes Baden-Württemberg an, die seit 2019 Sportvereine und -verbände bei der Einführung und Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements begleitet.

Cover Broschüre Sport und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ganz praktisch: Aktionstipps in fünf Bereichen

Im Zentrum der 42-seitigen Broschüre stehen die Aktionstipps für nachhaltiges Handeln. Sie beziehen sich auf fünf verschiedene Bereiche, die von Nachhaltigem Konsum über die Themen Abfall, Mobilität, Natur- und Artenschutz bis zum bewussten Umgang mit den Ressourcen Wasser und Energie reichen.

Wenn es um nachhaltigen Konsum geht, gibt es Vorschläge zur Bewirtung bei Veranstaltungen. So kann man z.B. Leitungswasser ausschenken sowie saisonal und regional einkaufen. In Hinblick auf Sportkleidung wird auf Second-Hand und das Berücksichtigen fairer Produktion, z.B. bei Sportbällen, hingewiesen. Außerdem eignen sich Sportbälle auch hervorragend als Thema für BNE-Angebote, z.B. zum Thema Fairer Handel.

Im Themengebiet „Abfall“ gibt es Tipps zur Vermeidung von Müll und Verpackung beispielsweise durch das Zurückgreifen auf Pfandsysteme, wie sie immer mehr Kommunen einführen. Außerdem können Vereine durch die Beteiligung an Müllsammelaktionen oder das sog. Plogging, also das Joggen in Kombination mit Müllsammeln, tätig werden. 

In Sachen Mobilität ist der Weg zur Sportstätte oder zum Wettkampf ganz wichtig. Hier gibt es Alternativvorschläge zum Auto. 

Auch wenn es um Klimaschutz und das Sparen von Energie und Wasser geht, können Sportvereine viel tun, z.B. durch die Installation von Solaranlagen auf Hallendächern. So können die Vereine ihre Emissionen spürbar senken. 

Doch die Broschüre geht über Tipps für das Vereinsleben hinaus und zeigt im Abschnitt Nachhaltigkeit in den Vereinsstrukturen, wie das Thema Nachhaltigkeit in Vereinssatzungen und Leitbildern von Sportvereinen Eingang finden kann. Damit wird der Whole Institution Approach verfolgt. Das bedeutet, dass der Verein selbst durch nachhaltiges Handeln zum Vorbild für seine Mitglieder wird.  

Das Thema Sport und Inklusion wird ebenfalls behandelt. Die Broschüre schlägt vor, die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten in den Blick zu nehmen und Sportstätten auf Barrierefreiheit hin auszurichten.

Ein Überblick über relevante Nachhaltigkeitssiegel, inklusive einer kurzen Einschätzung, wie diese zu beurteilen sind, und Informationen zu städtischen Nachhaltigkeits-Programmen und zentralen Ansprechpersonen runden die Publikation ab.

Die Broschüre richtet sich sowohl an Funktionär:innen wie auch an Mitglieder von Sportvereinen. „Sport und Nachhaltigkeit – ein gutes Team“ ist ein Gemeinschaftswerk von Kommune und Sportverband. Entwickelt wurde die Broschüre vom Agenda-Büro der Stadt Heidelberg, das im städtischen Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie angesiedelt ist, zusammen mit dem Sportkreis Heidelberg e.V. Dieser vertritt die Interessen der ca. 400 Sportvereine in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis.

In dieser Kooperation werden auch sogenannte Sport-Umwelt-Teams weitergebildet. Diese Teams, die aus sogenannten „Nachhaltigkeits-Coaches“ bestehen, sind sportartenunabhängig aktiv. Sie beraten und setzen kurzfristige Aktionen oder längerfristige Projekte aus einem breiten Themenspektrum um. 22 der ca. 120 Heidelberger Sportvereine beteiligen sich derzeit aktiv daran.

Menschen im Kanu

Interview mit Nicole Juling, BNE-Koordinatorin beim Agenda-Büro der Stadt Heidelberg

Welche Herausforderungen gibt es beim Thema Sport und Nachhaltigkeit?

Für die Sportvereine war die Corona-Pandemie eine sehr große Herausforderung, die z.T. mit Mitgliederverlusten und Schließungen einherging. Das Thema Nachhaltigkeit trat daher vorübergehend in den Hintergrund.

Unsere Broschüre leistet einen Beitrag dazu, bei Nachhaltigkeit neben Ökologie auch an soziale Themen wie Integration und Inklusion zu denken. Einige Sportvereine haben daraufhin erkannt, dass die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit den eigenen Verein voranbringt.

Wer hat den ersten Impuls gegeben, solch eine Broschüre zu schreiben?

In Heidelberg sind seit den 90er Jahren sog. Sport-Umwelt-Teams aktiv. Diese Teams bestehen aus Mitgliedern der Vereine aus ganz verschiedenen Ebenen: Es machen z.B. Jugendleiter:innen mit, Platzwarte aber auch Geschäftsführer:innen und Vereinsvorsitzende. Die Teams werden vom Agenda-Büro im Umweltamt der Stadt Heidelberg und dem Sportkreis Heidelberg e.V. beraten.

Gemeinsam entstand die Idee, den Vereinen konkrete Aktionstipps für nachhaltiges Handeln an die Hand zu geben. Im Januar 2019 wurde bei einem Treffen mit allen Sport-Umwelt-Teams ein Entwurf einer Broschüre vorgestellt. Gemeinsam wurde sie erweitert und darauf geachtet, sportartenübergreifende Themen, wie z.B. Ernährung, besonders zu berücksichtigen.

Was war besonders wichtig für den Erarbeitungsprozess?

Die direkte Rückkoppelung mit den Verantwortlichen aus dem Bereich Sport war sehr wichtig, damit die Broschüre praxisnah und alltagsrelevant wurde. Zum Austausch treffen wir uns regelmäßig mit dem Sportkreis Heidelberg. 

Wie war die Resonanz auf die Broschüre?

Die Resonanz auf die Broschüre war sehr gut und einige Vereine meldeten sich, um sich weitergehend beraten zu lassen. Die Broschüre dient inzwischen auch als Leitfaden für größere Sportveranstaltungen und hat Vereine dazu angeregt, das Thema Nachhaltigkeit in ihr Leitbild aufzunehmen. Über Vereine werden auch Menschen angesprochen, für die das Thema Nachhaltigkeit bis dahin noch keine große Relevanz hatte.

Außerdem sind neue Ideen entstanden: So konnten wir z.B. Vereine darin unterstützen, Holzmedaillen für Preisverleihungen und den Umstieg auf Mehrwegsysteme bei Bewirtungen zu verwirklichen.

Welche Herausforderungen gab es bzw. welche besonderen Dinge haben Sie bei der Erstellung der Broschüre gelernt?

Es ist im Dialog mit den Multiplikator:innen immer wieder eine Herausforderung, die Potenziale von BNE kurz und verständlich rüberzubringen. Manchmal gibt es gleich eine Abwehrhaltung aus der Sorge heraus, dass Vereine oder Institutionen mit einem weiteren neuen Thema „belastet“ werden. Es ist wichtig, dann zu ermutigen, mit kleinen, einfachen Schritten anzufangen und da hinzuschauen, wo es bereits Ansätze gibt.

Image
Bild von Nicole Juling

Nicole Juling

BNE-Koordinatorin im Agenda-Büro der Stadt Heidelberg

Sie war verantwortlich für die Erstellung der Broschüre „Sport und Nachhaltigkeit – ein gutes Team“.


Kontaktdaten
nicole.juling@heidelberg.de
Telefon 06221 58-21250

| Henrik Althöhn
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