Politik und Verwaltung sind für die Steuerung von BNE in Kommunen verantwortlich. Zu dieser Aufgabe gehört es unter anderem, Ziele zu planen, Strukturen und Zuständigkeiten festzulegen, Ressourcen zuzuweisen sowie Akteurinnen und Akteure zu koordinieren.
Eine Besonderheit von Bildung für nachhaltige Entwicklung in der kommunalen Praxis besteht darin, dass es sich nicht um eine kommunale Pflicht-, sondern um eine freiwillige Aufgabe handelt. Für BNE gibt es daher selten geregelte Zuständigkeiten und fixe administrative Strukturen mit entsprechenden personellen Ressourcen sowie Regelungen und Abläufen. Meist ist im kommunalen Haushalt dafür auch kein fester Budget-Posten vorhanden. Wenn BNE in einer Kommune zudem ein relativ neues Handlungsfeld darstellt, dann ist oft nicht ganz klar, wie es im Einzelnen beschaffen ist und wie es gesteuert und koordiniert werden kann bzw. soll. Personen, die sich mit BNE-bezogenen Themen auseinandersetzen (müssen), bekommen diese Aufgabe oft zu ihren anderen Tätigkeiten „on top“ dazu. Doch dafür „müssen Ressourcen vorhanden sein und planbar zur Verfügung gestellt werden, um die freiwillige Aufgabe BNE strategisch ausgerichtet bearbeiten zu können“ (Jossin/Hollbach-Grömig 2020, S. 22).
Eine weitere Herausforderung bei der kommunalen BNE-Arbeit stellen häufige Personal- und Zuständigkeitswechsel dar. Auslaufende Projektstellen, Umstrukturierungen von Ämtern, Dezernaten oder Referaten oder auch ein einfacher Arbeitsplatzwechsel führen dazu, dass Rollen und Aufgaben für BNE-bezogene Themen neu verteilt werden. Keine oder unvollständige Übergaben haben schließlich zur Folge, dass Wissen fehlt, um Prozesse nahtlos und ohne zeitliche Verzögerung weiterführen zu können.
Vorgaben des Nationalen Aktionsplans BNE
Im Nationalen Aktionsplan BNE wird empfohlen: „Bis 2019 benennen die Kommunen eine zentrale Ansprechpartnerin/ einen zentralen Ansprechpartner für die Querschnittsaufgabe BNE“ (Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017, S. 97).
All diese Probleme sind der Grund, dass Kommunen unterschiedliche Ansätze aufweisen, wie sie BNE steuern und koordinieren. Welcher Ansatz für Sie der richtige ist, können und müssen Sie vor Ort definieren und entscheiden. Dabei können Sie beispielsweise auf bereits vorhandene Steuerungsansätze des kommunalen Nachhaltigkeitsprozesses oder auf Strukturen, die im kommunalen Bildungsmanagement entstanden sind, als mögliche Anknüpfungspunkte zurückgreifen und für die BNE-Arbeit weiterentwickeln.
In diesem Kapitel wollen wir Ihnen keine Einzelbeispiele vorstellen, sondern vor allem die Fülle der Möglichkeiten aufzeigen und ein Grundverständnis zur Funktionsweise vermitteln. So reichen die Steuerungs- und Koordinationsstrukturen beispielsweise von eher operativen, temporären Arbeitskreisen bis hin zu etablierten Steuerungsgruppen mit einer Geschäftsordnung. Manchmal wird die Steuerung von BNE sogar als Aufgabe der Verwaltungsspitze definiert und ist organisatorisch dieser unterstellt, zum Beispiel als Stabsstelle. Oder es gibt eine zentrale Stelle, die sich ausschließlich mit BNE beschäftigt. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die verschiedenen Varianten und anhand von zwei Beispielen, wie die Umsetzung in der Praxis aussehen kann.
Es gibt kein einheitliches Verständnis der Begriffe Steuerung und Koordination; in der Praxis werden beide Vorgänge nicht klar getrennt, miteinander vermengt oder unterschiedlich bezeichnet. Wir bieten Ihnen in diesem Kapitel klare Definitionen für die Begriffe an und machen Vorschläge für Aufgaben und mögliche Anbindungen an bereits bestehende kommunale Strukturen.
Was ist Steuerung?
Mit Steuerung ist der sachliche, eher technische Aspekt politischen Handelns gemeint. Dabei geht es um die zielgerichtete und zweckorientierte Gestaltung gesellschaftlicher Bedingungen (Greiffenhagen 2002, S. 459). In Bezug auf Kommunen stehen die Möglichkeiten der Gestaltung von lokaler Politik im Mittelpunkt, also inwieweit die Kommunen auf Abläufe im Sinne bestimmter Ziele steuernd einwirken können. Daher liegt der Fokus bei der Steuerung auf den dafür zuständigen Instanzen, dem verfügbaren Instrumentarium, den Adressatinnen und Adressaten der Steuerung sowie nicht zuletzt auf dem politischen und sozialen Umfeld (Greiffenhagen 2002). Im Kern geht es bei der Steuerung um die Formulierung von konsensfähigen Zielen, effektiven Strategien und zu erwartenden Konsequenzen. Früher wurde Steuerung top-down gedacht, als hierarchisches Modell. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich eine eher horizontale Vorstellung davon durchgesetzt, die einen größeren Kreis von Akteurinnen und Akteuren einbezieht.
Aufgaben der Steuerung
Der Steuerung kommt eine zentrale Rolle dabei zu, Bildung für nachhaltige Entwicklung in einer Kommune zu verankern. Dafür bedarf es durchdachter und langfristiger Strukturen, festgelegter Zuständigkeiten und Abläufe sowie Ressourcen. Als politischer Auftrag erfolgt die Steuerung von der kommunalen Politik und Verwaltung aus. Zu den Aufgaben gehören damit unter anderem:
- Schaffung von Aushandlungsräumen
- Diskussion und Festlegung von Zielen
- Treffen von Entscheidungen
- Umsetzung direkter Aufträge von Politik bzw. Verwaltungsspitze
- (Langfristige) Planung
- Bildung von Strukturen
- Besetzung der Steuerungsstrukturen mit Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen
- Erteilung von Aufträgen an operative Einheiten
- Zuteilung von Ressourcen (Personal, Finanzen, Sachmittel)
- Verstetigung von BNE als kommunalem Handlungsfeld
Mögliche Anbindung an kommunale Strukturen
Für die Lokalisierung der Steuerung von BNE bestehen unterschiedliche Möglichkeiten. So kann die Steuerung zum Beispiel in Steuerungs- bzw. Lenkungsgruppen erfolgen. Das können Arbeitsgruppen in der Verwaltung oder sogenannte Runde Tische sein. Letztere kommen besonders häufig vor, wie unsere quantitative Erhebung in den Modellkommunen erbracht hat (siehe „Organisationsformen zur Steuerung von BNE“).
Organisationsformen zur Steuerung von BNE
In 75% der Modellkommunen gibt es einen Runden Tisch zu BNE.*
In 10% der Modellkommunen gibt es einen kommunalen BNE-Beirat.*
In 83% der Modellkommunen gibt es eine Ansprechperson für BNE.*
*laut der Mehrheit der Befragten
Quelle: Erhebung des BNE-Kompetenzzentrums (2022)
Runde Tische sind politische Strukturen, die sich unter anderem dafür eignen, die unterschiedlichsten Akteurinnen und Akteure einzubeziehen. Zum einen können die Beteiligten selbst Runde Tische ins Leben rufen und organisieren. Die Gruppe der Teilnehmenden geht dann in der Regel über die Verwaltung und Politik hinaus und umfasst zum Beispiel auch Vertreter:innen von Bildungsträgern, Organisationen und der Zivilgesellschaft. Solche Runden Tische haben vor allem koordinierende Funktionen: Hier wird die Kooperation zwischen den einzelnen Gruppen organisiert, das Handeln abgestimmt und das Vorgehen koordiniert. Meist werden hier die Beschlüsse und Vorgaben der politischen Ebene umgesetzt. Zum anderen gibt es aber auch Runde Tische, die von der kommunalen Politik bzw. Verwaltung initiiert wurden. Ihnen gehört ein ähnlicher Kreis von Akteurinnen und Akteuren an wie den selbst organisierten Formen, aber die Funktion ist eher steuernd bzw. lenkend ausgerichtet.
Bei den Runden Tischen oder anderen Steuerungsgremien hat mitunter der/die Beigeordnete bzw. die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister offiziell die Leitung inne, in der Regel unterstützt von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter der Verwaltung. Vertreten sind Mitarbeiter:innen aus den (mit) zuständigen bzw. relevanten Ämtern und Ressorts wie etwa Umwelt, Bildung, Jugend und Soziales sowie aus kommunalen Einrichtungen wie Bibliotheken und Volkshochschulen (siehe Abb. Kommunale Steuerung von BNE).
Die Runden Tische bzw. Steuerungsgruppen treffen Entscheidungen über den Einsatz von Geld, Personal und Ressourcen. Zugleich sind sie die Schnittstelle zur politischen Ebene, zu den Stadträten bzw. Kreistagen, Fraktionen und Ausschüssen. Sie üben eine lenkende bzw. geschäftsführende Funktion aus. Hier wird noch zwischen der Entscheidungs- und der ausführenden Ebene unterschieden. Je nach Besetzung können die Gremien Entscheidungsfunktionen haben, aber sie können auch für die inhaltlichen Setzungen zuständig sein.
Was ist Koordination?
Koordination beinhaltet ganz allgemein gesprochen „die Abstimmung von Teilaktivitäten im Hinblick auf ein übergeordnetes Ziel“, die Lenkung von Personengruppen und Projekten (Piekenbrock/Hasenbalg 2014, S. 320f.). Dazu gehört vor allem die Koordination der Kooperation von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren. Koordination ist in aller Regel auf ein bestimmtes, einzelnes oder komplexeres Themen- oder Handlungsfeld sowie die verfolgten Ziele ausgerichtet. Beide sind häufig miteinander verknüpft. Zur Koordination bedarf es daher der Fähigkeit, verschiedene Einzelaufgaben bzw. Aktivitäten in einem komplexen Aufgabenfeld so organisieren zu können, dass sie sich sinnvoll und zweckgerichtet ineinanderfügen. In einer Kommune betrifft Koordination die operative Ebene, also die Organisation des Zusammenwirkens kommunaler Akteurinnen und Akteure.
BNE als Querschnittsaufgabe schließt verschiedene Ämter und Personen bei der Bearbeitung ein. Unterschiedliche Zuständigkeiten und teils widersprüchliche Haltungen zu BNE können es erschweren, dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden. Daher ist die Koordination von BNE-Aktivitäten sowie der Akteurinnen und Akteure eine zentrale Tätigkeit, um Bildung für nachhaltige Entwicklung erfolgreich in der kommunalen Bildungslandschaft zu verankern. Die Koordinierungsstelle ist die Schnittstelle zwischen der strategisch-steuernden Ebene und der operativen Ebene.
Aufgaben der Koordination
Die Zusammenarbeit verschiedenster BNE-Akteurinnen und -Akteure muss koordiniert werden. Ob von einer oder mehreren Personen ist abhängig von den Rahmenbedingungen vor Ort. Wichtig ist jedoch, Rollen und Aufgaben der Person oder Personen der Koordinierungsstelle klar zu benennen und zu kommunizieren. Die Koordinierungsstelle BNE – egal, ob es sich um eine Einzelperson oder ein Team handelt – ist die zentrale Anlaufstelle für Fragen zu BNE. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören:
- Schaffung von Transparenz über BNE-Aktivitäten
- Information der Öffentlichkeit über BNE-bezogene Themen
- Anstoßen von Vernetzungsprozessen und Bedienen von Netzwerken
- Förderung und Unterstützung des Informationsaustauschs zwischen den BNE-Akteurinnen und -Akteuren
- Koordination des Einsatzes von Ressourcen
- Vor- und Nachbereitung sowie Moderation von Gremien
- Adressatengerechte Kommunikation von Ergebnissen
- Fachliche Unterstützung und Abstimmung von Gremien
- Umsetzung beschlossener Maßnahmen
Mögliche Anbindung der Koordinierungsstelle in der Kommune
Die Anbindung einer Koordinierungsstelle BNE ist auf vielfältige Weise möglich. Knüpfen Sie am besten an vorhandene und funktionierende Strukturen und Verfahren an, um Doppelungen zu vermeiden und Etabliertes zu nutzen. Dies kann vor allem anfangs mitentscheidend sein für die Akzeptanz und Wahrnehmung der Koordinierungsstelle und die Wirksamkeit der Arbeit langfristig beeinflussen. Das Vorgehen sollte daher gut überlegt sein.
Die Anbindung beispielsweise an ein Amt oder einen Fachbereich (siehe Abb. Beispiel einer möglichen Anbindung der Koordinierungsstelle BNE) kann einerseits den direkten Zugang zu Fachexpertise und Strukturen, Ressourcen, Fachlichkeit, vorhandenen Netzwerken innerhalb und außerhalb der Verwaltung sowie Routinen auf operativer Ebene sicherstellen. Andererseits kann es an dieser Stelle schwierig sein, eine ämterübergreifende Perspektive einzunehmen und direkt mit weiteren relevanten Ämtern zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten.
Die Anbindung über eine Stabsstelle an die Verwaltungsspitze kann die Bedeutung von BNE stärken. Die ämterübergreifende Perspektive erleichtert es, BNE als Querschnittsaufgabe zu verankern. Allerdings besteht bei dieser Art der Einbindung die Gefahr, dass der fachliche Austausch mit der operativen Ebene zu kurz kommt.
Stabsstellen müssen nicht zwingend an der Verwaltungsspitze angesiedelt sein. Sie können zum Beispiel auch auf Ebene der Dezernate oder in Fachbereichen eingerichtet werden. Für diese Stabsstellen sind dann – je nachdem, wo sie in der Organisation positioniert sind – sowohl Faktoren einer Einbettung in eine Fachstruktur als auch Faktoren einer übergeordneten Einbettung relevant.
Die Verortung der Koordinierungsstelle BNE in der kommunalen Verwaltung allein ist jedoch noch keine ausreichende Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in Strukturen und Prozesse. Zusätzlich ist es wichtig, die Bedeutung von Personen und Organisationen in der konkreten BNE-Praxis sowie formale Zuständigkeiten zu klären.
Verwaltungsinterne Kommunikation und Kooperation als Aufgaben der Koordination
Sowohl die verwaltungsinterne Kommunikation als auch die verwaltungsinterne Kooperation stellen zentrale Aufgaben der Koordination von BNE in kommunalen Bildungslandschaften dar. In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr über die Bedeutung dieser Bereiche.
Nachhaltige Entwicklung muss als Transformationsprozess verstanden werden (Stoltenberg/Burandt 2014), der eine klare und stetige Kommunikation erfordert (Strottner/Huck-Sandhu 2022). Diese Kommunikation lässt sich anhand von drei Kernaufgaben beschreiben (siehe Kap. 3 „Netzwerke und Kooperation“, Kap. 4 „Wissensbasierung und Berichterstattung“ und Kap. 6 Sichtbarkeit und Kommunikation“).:
- Informationsvermittlung: einen gezielten Informationsaustausch sowie Transparenz schaffen über die aktuelle Situation, Absichten, Ziele, Notwendigkeiten, Auswirkungen, erwartete Ergebnisse, Mehrwerte
- Beteiligung: aktive Integration, Mobilisierung, Motivation, damit sich Akteurinnen und Akteure eigenständig einbringen
- Beratung und Befähigung: erste Anlaufstelle bei Fragen und selbst Vorbild sein (Strottner/Huck-Sandhu 2022, S. 200).
Verwaltungsinterne Kommunikation zu BNE-bezogenen Themen ist inhaltlich vielschichtig. Daher müssen Sie einen ämter- und fachbereichsübergreifenden Informationsaustausch sicherstellen und gegebenenfalls Widerstände aushalten oder überwinden.
Wenn es um die Kommunikationskanäle geht, ist es hilfreich, an bereits Bestehendes anzuknüpfen. Nehmen Sie Ihre Leitungskräfte sowie Kolleginnen und Kollegen außerdem von Anfang an mit und informieren Sie sie stetig über Vorhaben, Ideen und Entwicklungen zu BNE-Aktivitäten. Dieser Informationsfluss stellt zusätzlich sicher, dass das Wissen nicht an einzelne Personen gebunden ist. Besonders wichtig ist dies, wenn ein Personal- oder Zuständigkeitswechsel ansteht.
Wie bereits Ute Stoltenberg und Simon Burandt (2014) zu Arbeitsweisen in Bezug auf BNE erläutern, trägt eine fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit wesentlich zum Gelingen eines BNE-Prozesses bei. Dadurch wird Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen berücksichtigt und ein Perspektivwechsel ermöglicht. Außerdem werden Chancen aufgezeigt, wie Sie Probleme bearbeiten und lösen können (Stoltenberg/Burandt 2014, S. 579). Daher braucht es innerhalb und auch außerhalb der Verwaltung Kooperationen zwischen relevanten Akteurinnen und Akteuren.
Die Aufgabe der Koordinationsstelle besteht vornehmlich darin, Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationseinheiten
anzuregen und zu moderieren (Euler u. a. 2016, S. 16). Achten Sie für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen institutioneller Eigenständigkeit und enger Abstimmung zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren (Kolleck 2015, S. 28) sowie auf „gleichberechtigte Aushandlungs- und Abstimmungsprozesse“ (Grapentin-Rimek 2019, S. 243). Knüpfen Sie an bestehende Kontakte und Kooperationen an, wenn bereits vertrauensvolle Beziehungen bestehen. Denn besonders Vertrauen ist eine entscheidende Voraussetzung für gelingende Zusammenarbeit zwischen Kooperationspartnerinnen und -partnern (siehe Kap. 3 „Netzwerke und Kooperation“).
Beispiele aus der Praxis
STADT KIEL
Runder Tisch BNE
Der „Runde Tisch BNE“ in Kiel ist ein verwaltungsinternes Gremium mit „Verantwortung für BNE als Ganzes“9. Die Geschäftsführung übernimmt die Projektkoordinationsstelle Nachhaltigkeit und BNE. Das Gremium setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Ämter, Dezernate sowie Referate zusammen (siehe Abb. 11). Es tagt alle zwei bis drei Monate. Aufgrund der breiten, ämterübergreifenden Zusammensetzung hat dieser Runde Tisch sowohl eine Steuerungsfunktion als auch koordinierende Aufgaben im BNE-Prozess der Stadt.
STADT MÜNCHEN
Zentrale Fachstelle BNE
Der Münchener Stadtrat beauftragte im November 2018 das Referat für Bildung und Sport
(RBS) und das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU), bis zum Jahr 2022 eine Konzep-
tion zur Bildung für nachhaltige Entwicklung für die Stadt zu erstellen. Sie soll dazu beitragen,
BNE strukturell in allen Bildungsbereichen inklusive der Stadtverwaltung in der Landeshauptstadt zu verankern. In einem stadtweiten partizipativen Prozess entstand die Konzeption „BNE VISION 2030“.
Dabei wurde deutlich, dass eine zentrale Steuerung und Koordination für die Umsetzung notwendig sind. Daraufhin wurden drei
Gremien geplant, die zusammen den Kern der stadtweiten Organisationsstruktur bilden sollen. Dies sind die Fachstelle BNE, die BNE-Koordinierungsstellen für verschiedene Bildungsbereiche sowie die Steuerungsgruppe BNE (siehe Organigramm).
Die Fachstelle BNE dient als Hauptanlauf- und Kompetenzstelle und soll die Umsetzung der BNE-Konzeption steuern und koordinieren. Die BNE-Koordinierungsstellen für verschiedene Bildungsbereiche koordinieren innerhalb ihrer Fachbereiche, und die Steuerungsgruppe BNE unterstützt und begleitet die Umsetzung. Gemeinsam haben die Gremien das Ziel, BNE in der Landeshauptstadt München zu verankern.*
*Die Fachstelle BNE, die BNE-Koordinierungsstellen und die Steuerungsgruppe befinden sich derzeit noch im Aufbau. Stand Januar 2023 sind entsprechende Stellenkapazitäten für die BNE-Fachstelle und die Koordinierungsstellen frühkindliche Bildung, Schule, Berufliche Bildung und Erwachsenenbildung bewilligt.
Wie starten?
Folgende Fragen können Sie dabei unterstützen, sich einen Überblick über das Handlungsfeld Steuerung und Koordination in Ihrer Kommune zu verschaffen:
Wenn Sie sich noch am Anfang Ihres BNE-Prozesses befinden, können Sie im Handlungsfeld Steuerung und Koordination mit den folgenden Schritten starten:
- Am Anfang steht die Verortung von Steuerung und Koordination. Bestimmen Sie, wo eine Steuerungsstruktur oder eine Koordinierungsstelle BNE am sinnvollsten angebunden sein kann. Berücksichtigen Sie dabei sowohl bereits vorhandene Strukturen als auch (neu) gesteckte Ziele der BNE-Arbeit.
- Benennen Sie die ausführende Stelle bzw. die Steuerungsstruktur, um Zuständigkeiten und Verantwortung festzulegen. Klären Sie Rollen und Aufgaben, um bereits zu Beginn Missverständnissen und Widersprüchen entgegenzuwirken. Personen, die keine klaren Aufgabenbereiche haben, fällt es schwer, Handlungsspielräume zu identifizieren und diese aktiv zu gestalten. Achten Sie außerdem darauf, dass Aufgaben an Funktionseinheiten und nicht an einzelne Personen gebunden werden.
- Wenn Sie als ausführende Stelle bzw. als Mitglied der Steuerungsstruktur benannt wurden, machen Sie sich bekannt. Schaffen Sie Anlässe, um über Ihre Stelle, Ihre Aufgaben und Ziele zu informieren und motivierte Kolleginnen und Kollegen zu involvieren. Gibt es einen Newsletter? Wunderbar! So erreichen Sie die Akteurinnen und Akteure auf unkomplizierte Weise.
- Starten Sie nun die konkrete Zusammenarbeit mit engagierten Kolleginnen und Kollegen. Durchleuchten Sie gemeinsam Bereiche, Aufgaben und Ziele. Arbeiten Sie Anknüpfungspunkte, gemeinsame Interessen und Synergien heraus. Bilden Sie gegebenenfalls eine Kerngruppe.
- Bringen Sie BNE in Routinen ein. Bauen Sie eigene Besprechungsroutinen auf. Nutzen Sie verschiedene Gremien (zum Beispiel Soziales, Kinder und Jugend oder Umwelt) für die interne Kommunikation. Machen Sie BNE zu einem regelmäßigen Tagesordnungspunkt in den Gremien.
Hilfreiche Fragen
... zu Steuerung und Koordination
- Welche Gremien bzw. Lenkungsgruppen werden für die interne Abstimmung von Strategien, Zielen und Maßnahmen zu BNE genutzt?
- Welche Koordinationsstrukturen bestehen in der Verwaltung und darüber hinaus zu welchen Themenfeldern?
- In welcher Form ist eine direkte Kommunikation der koordinierenden Stelle bzw. der Steuerungsstruktur für BNE mit der Verwaltungsspitze möglich?
- Wie ist die Zusammenarbeit der Ämter im Kontext BNE organisiert?
- Wie ist die Anbindung von BNE an die relevanten Querschnittstrukturen im Bereich Bildung und Nachhaltigkeit (zum Beispiel Bildungsbüro, Agendabüro, Umweltamt und Regionalentwicklung) geregelt?
Lesen Sie diesen und weitere Texte in unserem Praxishandbuch
Literatur
Euler, Dieter/Sloane, Peter F.E./Fäckeler, Sina/Jenert, Tobias/Losch, Simone/Meier, Christoph/Meier, Karin/Rüschen, Eva/Schröder, Helmut (2016): Kommunales Bildungsmanagement - Kernkomponenten und Gelingensbedingungen. In: Schriftenreihe Wirtschaftspädagogisches Forum (Band 50). Detmold
Grapentin-Rimek, Theresa (2019): BNE-Bildungslandschaften – Kommunen als Schlüsselstellen für eine gesellschaft-
liche Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung. Executive Summary. Berlin
Greiffenhagen, Martin (2002): Politische Steuerung. In: Greiffenhagen, Martin/Greiffenhagen, Sylvia (Hrsg.): Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden, S. 459–462
Jossin, Jasmin/Hollbach-Grömig, Beate (2020): Fallstudien guter Praxis der BNE-Verankerung in Kommunen. Projektbericht. Deutsches Institut für Urbanistik. Berlin
Kolleck, Nina (2015): Von der Bildungslandschaft zur nachhaltigen Bildungslandschaft. In: Fischbach, Robert/Kolleck, Nina/Haan, Gerhard de (Hrsg.): Auf dem Weg zu nachhaltigen Bildungslandschaften. Lokale Netzwerke erforschen und gestalten. Wiesbaden, S. 27–37
Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (Hrsg.) (2017): Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm. Berlin
Piekenbrock, Dirk/Hasenbalg, Claudia (Red.) (2014): Kompakt-Lexikon Wirtschaft. 12. Aufl. Wiesbaden
Stoltenberg, Ute/Burandt, Simon (2014): Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. In: Heinrichs, Harald/Michelsen, Gerd (Hrsg.): Nachhaltigkeitswissenschaften. Berlin/ Heidelberg, S. 567–594
Strottner, Lea/Huck-Sandhu, Simone (2022): Mit Herz und Verstand: Rolle der internen Kommunikation für die Etablierung neuer Nachhaltigkeitsstrategien. In: Nachhaltigkeitsmanagement Forum, H. 29, S. 197–216
Links
Landeshauptstadt Kiel (2022): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Kiel. https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/bildungsregion/bildung_fuer_nachhaltige_entwicklung/index.php (06.06.2023)
Landeshauptstadt München (2022a): BNE VISION 2030. München lernt gemeinsam nachhaltig zukunftsfähig. München. http://www.pi-muenchen.de/bnevision2030/ (15.11.2022)
Landeshauptstadt München (2022b): 1. Fachstelle, Steuerungsgruppe und Organisationsstruktur. München. https://www.pi-muenchen.de/wp-content/uploads/2021/02/BNE-VISION-2030_Fachstelle-BNE-1.pdf (15.11.2022)