BNE

Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?

Warum ist sie wichtig?

Was charakterisiert Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und warum ist es notwendig, sich mit diesem Thema (im kommunalen Kontext) zu beschäftigen? 

Was ist BNE?

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beschreibt zum einen ein handlungsorientiertes (Bildungs-)Konzept und zum anderen ein (bildungs-)politisches Programm, welches das Ziel verfolgt, ersteres in alle Bereiche des Bildungssystems zu integrieren. Im folgenden Text wird auf BNE als Bildungskonzept eingegangen. 

BNE als Bildungskonzept fokussiert die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften. Somit ist BNE auch für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen wichtig. Eine stärkere Einbeziehung von BNE in (kommunale) Bildungsstrategien steht allerdings häufig vor der Herausforderung zu definieren, was BNE eigentlich ist und wie sie sich von anderen thematischen Bereichen abgrenzt (z.B. politische Bildung, MINT-Bildung, kulturelle Bildung). Dazu lässt sich bereits in aller Kürze sagen: Für BNE selbst gibt es bisher keine allgemeingültige Definition. Jedoch gibt es Merkmale, die das BNE-Bildungskonzept charakterisieren. Einige von ihnen sind in der folgenden Zusammenstellung aufgeführt:

  • Ganzheitliche, partizipative Bildungsprozesse, die Menschen jeden Alters im Sinne des lebenslangen Lernens zu zukunftsfähigem und verantwortungsvollem Denken und Handeln befähigen.
     
  • Vermittlung von Kenntnissen, Kompetenzen, interdisziplinärem Wissen und Werten, die notwendig sind für individuelle und gesellschaftliche Gestaltungs- und Partizipationsprozesse. Kreativität sowie innovatives und kritisches Denken sind hierfür essenziell und stärken autonomes Handeln sowie Teamfähigkeit.
     
  • Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Dimensionen von Nachhaltigkeit [1] und den damit verbundenen Zielkonflikten. (vgl. Abbildung 1)
     

[1] Im wissenschaftlichen Diskurs werden zum Teil drei bzw. vier Dimensionen beschrieben. Wird von drei Dimensionen ausgegangen, werden häufig die Ziele der kulturellen Dimension in denen der sozialen Dimension mit gefasst.

Vermittlung von kritischen Perspektiven und Zusammenhängen, die sowohl zeitliche (von der Vergangenheit, über das Aktuelle, bin hin zur Zukunft/vorausschauend) als auch räumliche (vom lokalen bis zum globalen) Blickwickel einnehmen.

Als inhaltliche Orientierung für BNE dienen die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), die sich aus der Agenda 2030 ableiten. Sie gelten auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene und bilden die Grundlage für den Nationalen Aktionsplan BNE (NAP) und die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.

Ziele von BNE

Das übergeordnete Ziel von BNE ist, Menschen dazu zu befähigen, gemeinsame Handlungs­strategien für konkrete, reale Aufgaben und Heraus­forderungen im Kontext nachhaltiger Entwicklung gestalten zu können. Diese Handlungsstrategien sollen auf eine zukunftsfähige, partizipative Gestaltung von Gesellschaft hin fokussieren. Dies kann nur gelingen, wenn Menschen lernen, ihre eigenen Handlungen und deren Auswirkungen zu reflektieren.

Jeder Mensch muss folglich in der Lage sein, Reflexions-, Gestaltungs- und Handlungskompetenzen zu lernen. Es gibt diverse Konzepte zu diesen Kompetenzen. Ein aktuelles Konzept, welches verschiedene Kompetenzmodelle zusammenführt ist von Marco Rieckmann (2021). Die Teilkompetenzen sind der Abbildung 2 zu entnehmen.

Wie ein Bildungsangebot strukturiert sein muss um diese Ziele pädagogisch zu erreichen wird im Text Was charakterisiert ein BNE-Bildungsangebot? thematisiert. BNE beschränkt sich jedoch nicht auf den Einzelnen, sondern erweitert die Perspektive auch auf Institutionen, Organisationen, Bildungs­einrichtungen, kommunale Verwaltungen, Unternehmen etc. Alle müssen ihr Handeln und Wirken auf Nachhaltigkeit ausrichten und eine aktive Vorbildfunktion einnehmen (vgl. Whole Institution Approach).

Warum ist BNE wichtig?

Lokal, regional und global bestehen vielfältige ökologische, soziale, ökonomische und auch kulturelle Krisen, die die Gesellschaft bereits jetzt und verschärft in der Zukunft mit dramatischen Konsequenzen konfrontieren werden. Dazu zählen insbesondere die Klima- und Biodiversitätskrise, der Raubbau an natürlichen Ressourcen sowie die Verschärfung sozialer Ungleichheit (Armut, Hunger). (Vgl. Forschung des BMBF-beratenden Gremiums “Zukunftskreis”)

Es ist daher notwendig, in Bezug auf alle nachhaltigkeitsbezogenen Themen nicht nur etwas zu wissen, sondern auch darüber reflektieren, diskutieren und entsprechend handeln zu können. Dafür bedarf es sowohl den bereits genannten Gestaltungs­kompetenzen als auch Gestaltungs­zugängen sowie einer entsprechenden inneren Haltung, um eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung („Transformation“) zu ermöglichen. Auch allgemeine gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen machen andere und neue Kompetenzen und Perspektiven erforderlich, damit jeder Mensch partizipieren und mitgestalten kann.

Alle Menschen können Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiges Handeln lernen. BNE ist dadurch ein zentrales Werkzeug der Transformation, das (gemeinsam mit weiteren Ansätzen) eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Sprich: BNE nimmt Bildungs- und Aneignungs­kompetenzen in den Fokus, die Schlüssel­kompetenzen für das 21. Jahrhundert darstellen. 

BNE im kommunalen Kontext

Viele Herausforderungen und Probleme einer (sozial, ökologisch, ökonomisch) nicht-nachhaltigen Gesellschaft müssen in den Kommunen unter Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Teilbereiche gelöst werden. Dazu zählen u.a. Zivilgesellschaft, Unternehmen und die Verwaltung selbst. Schließlich finden vor Ort die Bildungs­prozesse statt. Sie binden das Handeln der Menschen in den regionalen und den globalen Kontext ein (z.B. Betrachtung der Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die regionalen Niederschläge und damit einhergehende proaktive (Klimaschutz-) und reaktive (Klimaanpassungs-) Maßnahmen).
Kommunen haben den zentralen Auftrag der Daseins­vorsorge und setzen den Rahmen für politische Entscheidungen und Entwicklungen im ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereich. Dazu gehört auch, dass sie aktiv daran arbeiten, dass nachhaltige Lebensbedingungen entstehen. Für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft ist der Wandel im Bewusstsein jedes Einzelnen genauso wichtig wie die strukturellen Rahmenbedingungen, die die Kommunen schaffen können. Insofern sind Kommunen zentrale Akteurinnen im Rahmen des (bildungs-)politischen Programms BNE, welches das langfriste Ziel verfolgt, allen Menschen BNE-Bildungsangebote zu ermöglichen.
BNE ist dabei ein wichtiger Baustein, um die Zukunfts­fähigkeit von Regionen zu unterstützen. Sie adressiert in allen Bildungs­bereichen (z. B. Kita, VHS, Vereine) genau die inhaltlichen Fragen, die notwendigen Perspektiven sowie die methodischen Kompetenzen, die dafür nötig sind. BNE hilft daher dabei, vor Ort besser auf Krisen (z.B. Corona, Klimawandel) reagieren zu können und mit (neuen) gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen (z. B. soziale Teilhabe, Bildungs­ungerechtigkeit, Digitalisierung) umzugehen.(Vgl. Der kommunale Mehrwert von Bildung für nachhaltige Entwicklung)


Literatur

Rieckmann, Marco (2021): Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ziele, didaktische Prinzipien und Methoden. In: merz-Zeitschrift für Medienpädagogik, 65. Jg., Nr. 4, S. 10-17

| Lisa Artmaier, Angela Firmhofer, Marco Schmidt