BNE-Bildungslandschaft

Was ist eine kommunale Bildungslandschaft mit BNE-Fokus?

Warum ist sie wichtig?

Im Nationalen Aktionsplan BNE heißt es: "Kommunen fördern den Aufbau und die Weiterentwicklung lokaler und regionaler Bildungslandschaften mit BNE-Fokus" (vgl. z.B. Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung 2017, S. 33). Was genau ist damit gemeint? Und was zeichnet lokale bzw. kommunale Bildungslandschaften mit BNE-Fokus aus? Um diese Fragen zu beantworten, ist es zunächst notwendig zu klären, was eine kommunale Bildungslandschaft im Allgemeinen ist.

Kommunale Bildungslandschaft

Der Begriff der kommunalen Bildungslandschaft ist in wissenschaftlichen und fachpolitischen Diskursen weit verbreitet. Dabei ist festzustellen, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was unter einer kommunalen Bildungslandschaft zu verstehen ist. Dennoch lässt sich ein gemeinsamer Kern identifizieren. Ausgangspunkt fast aller Verständnisse einer kommunalen Bildungslandschaft ist ein erweiterter Bildungsbegriff (BMFSFJ 2005).

Bildung in einem modernen Verständnis ist ein individueller Prozess der Aneignung, der nicht an formale Bildungsinstitutionen (wie z.B. die Schule) und an bestimmte Lebensphasen gebunden ist. Bildung geschieht an unterschiedlichen Orten und lebenslang. Bildung auf Schule zu reduzieren würde bedeuten wesentliche Aspekte von Bildung völlig auszublenden. Auf diesen Umstand verweist die mittlerweile in den meisten Bildungsberichten verwendete Differenzierung von formalen, non-formalen und informellen Bildungs- und Lernaktivitäten (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020).

An dieser Stelle gehen die Vorstellungen darüber, was unter einer Bildungslandschaft zu verstehen ist, auseinander. In einem offenen Verständnis sind kommunale Bildungslandschaften immer schon da und bestehen aus den verschiedenen Bildungsorten, die eben beschrieben wurden. Auf der anderen Seite wird unter kommunalen Bildungslandschaften eine Zielvorstellung verstanden, die es erst herzustellen gilt. In diesem zweiten Verständnis wird davon ausgegangen, dass sich die Bildungschancen von Menschen verbessern lassen, wenn die lokalen Akteur:innen von Bildung strukturiert zusammenarbeiten und sich abstimmen. Damit sind nicht nur die konkreten Anbieter:innen von Bildungsangeboten gemeint, sondern auch Organisationen und Institutionen, die indirekt beteiligt sind (z.B. Stiftungen, Kammern, Jobcenter, Dezernate usw.).

Dieses Verständnis von Bildungslandschaft als etwas, das erst hergestellt werden muss, liegt auch der häufig verwendeten Definition von Bleckmann und Durdel zugrunde. Nach ihnen sind kommunale Bildungslandschaften „langfristige, professionell gestaltete, auf gemeinsames, planvolles Handeln abzielende, kommunalpolitisch gewollte Netzwerke zum Thema Bildung, die – ausgehend von der Perspektive des lernenden Subjekts – formale Bildungsorte und informelle Lernwelten umfassen und sich auf einen definierten lokalen Raum beziehen“ (Bleckmann/Durdel 2009, S. 12). 

Kommunale Bildungslandschaften mit BNE-Fokus

Bezieht man diese Überlegungen auf die Thematik einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kommunen, ergeben sich folgende Merkmale:

  • Ziel ist es, allen Menschen in einer Kommune BNE-Bildungsgelegenheiten anzubieten (vgl. Was charakterisiert ein BNE-Bildungsangebot?).
     
  • Da dies von keiner einzelnen Organisation bzw. Institution geleistet werden kann, bedarf es der Zusammenarbeit aller an Bildung Beteiligter hinsichtlich dieses Ziels.
     
  • Damit die Zusammenarbeit gelingen und auf Dauer sichergestellt werden kann, werden wiederum Strukturen und Handlungsroutinen benötigt, die ein gemeinsames und planvolles Handeln hinsichtlich BNE ermöglichen.

 

Erst wenn die genannten Ziele erreicht und auf Dauer gestellt sind, kann von einer kommunalen Bildungslandschaft mit BNE-Fokus gesprochen werden. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass kommunale Bildungslandschaften mit BNE-Fokus ein Entwicklungsziel darstellen, welches sich nur schwer kurzfristig umsetzen lässt. Zudem muss berücksichtigt werden, dass das Wie der Umsetzung in jeder Kommune neu erarbeitet werden muss. Die Ausgangslagen in Kommunen sind sehr unterschiedlich. Dies betrifft sowohl den strukturellen Rahmen (z. B. Finanzen, demografische Entwicklung) als auch bereits vorhandene bzw. nicht vorhandene BNE-Strukturen und BNE-Maßnahmen. Zudem unterscheiden sich Kommunen hinsichtlich der vorhandenen Akteurinnen und Akteure und deren Möglichkeiten und Bereitschaft, an der Entwicklung einer kommunalen Bildungslandschaft mit BNE-Fokus mitzuwirken. Aus diesen Gründen sind auch die möglichen Wege hin zu einer Struktur, welche allen Menschen in einer Kommune Bildungsangebote im Bereich BNE dauerhaft ermöglicht, höchst verschieden. Dennoch lassen sich erfolgversprechende Ansatzpunkte beim Weg zu kommunalen Bildungslandschaften mit BNE-Fokus – der strukturellen Verankerung von BNE in Kommunen – finden. Weiterführende Informationen hierzu finden Sie im Text „Was ist eine strukturelle Verankerung von BNE in Kommunen?” sowie in unserem „Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten”.

 


Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2020): Bildung in Deutschland 2020: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung in einer digitalisierten Welt. Bielefeld

Bleckmann, Peter/ Durdel, Anja (2009): Einführung: Lokale Bildungslandschaften – die zweifache Öffnung. In: Bleckmann, Peter/ Durdel, Anja (Hrsg.): Lokale Bildungslandschaften: Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommunen. Wiesbaden, S. 11-16

BMFSFJ (2005): Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin

Eulenberger, Jörg/ Rink, Dieter/ Schmidt, Marco / Schütze, Lea (2023): Um was geht es? Grundbegriffe kurz erklärt. In: Autorengruppe BNE-Kompetenzzentrum: Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten. München

Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung. (2017). Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum UNESCO-Weltaktionsprogramm. Berlin

| Dr. Jörg Eulenberger