Fairtrade Straßenbahn an der Haltestelle Augustusplatz in Leipzig

Fairtrade Tram in Leipzig

Informationsangebot zu Fairen Handel und fairer Beschaffung

Vom 18.12.2019 bis zum 28.02.2021 fuhr auf der Strecke der Linie 11 eine besondere Straßenbahn von Markleeberg durch Leipzig bis nach Schkeuditz und zurück: die Fairtrade Tram. Ein fahrendes Informationsangebot zu Fairem Handel und fairer Beschaffung in den drei angrenzenden Städten.

Die Idee

Seit zehn Jahren trägt Leipzig die Auszeichnung "Fairtrade-Town". Seit 2018 arbeiten die Städte Leipzig und Markkleeberg zur Förderung des Fairen Handels und der fairen Beschaffung zusammen. Auf den gemeinsamen Steuerungsgruppensitzungen und jährlichen Netzwerktreffen entstand die Idee, eine gemeinsame, verbindende Aktion durchzuführen, um das Engagement der Fairtrade-Towns sichtbarzumachen. Verbunden sind die beiden Städte auch durch die Straßenbahnlinie 11.

Das Ziel

Das Ziel des Projektes bestand darin, auf ein bewusstes Konsumverhalten der Fahrgäste hinzuwirken und das Engagement der Fairtrade Towns sichtbarzumachen. Dafür wollte man sowohl Informationen anbieten als auch Handlungsimpulse setzen. Die gemeinsame und zu großen Teilen mit Fördermitteln finanzierte Aktion ermöglichte es den beteiligten Akteurinnen und Akteuren mit großer Reichweite Aufmerksamkeit für die Ziele des Fairtrade-Gedankens zu generieren.

Auftaktaktion mit dem Leipziger Bürgermeister für Umwelt, Ordnung, Sport, dem Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg, dem Botschafter Prof. Junhold sowie Akteur:innen des Netzwerks Leipzig handelt fair

Eine Gemeinschaftsaufgabe

Die Aktion hat viele Akteurinnen und Akteure zusammengebracht. Gemeinsam haben die Städte Leipzig und Markkleeberg einen Förderantrag gestellt. Aus der Verwaltung der Stadt Leipzig haben das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport, das Referat Kommunikation und das Amt für Statistik und Wahlen die Aktion durchgeführt bzw. unterstützt.

Möglich wurde das Projekt durch weitere Projektpartner vor Ort: Das Netzwerk „Leipzig handelt fair“, der „Eine Welt Leipzig e.V.“, den Zoo Leipzig – namentlich Direktor Professor Jörg Junhold als Botschafter des Netzwerks Leipzig handelt fair und die Stadt Schkeuditz. Gefördert wurde es durch „Engagement Global“ mit Ihrer „Servicestelle Kommunen in der einen Welt“ und mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Unterstützung gab es zudem von den Leipziger Verkehrsbetrieben und der Sachsen Media GmbH.

Die Umsetzung

Eine Tram der Linie 11 wurde mit dem Kampagnenslogan „Fairer Handel verbindet Städte – fairer Handel verbindet Menschen“ gestaltet. In der Straßenbahn wurden zum Auftakt im Dezember 2019 sowie im November 2020 TV-Spots der Fairtrade-Kampagne gezeigt. Plakate und spezielle Flyer, sogenannte Swing Cards, wurden genutzt, um das Thema zu vertiefen und auf kooperierende Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe hinzuweisen, die in ihrem Sortiment einen Schwerpunkt auf Produkte aus Fairem Handel legen. Gegen Vorlage der Swing Cards konnten die Fahrgäste bei ihnen einen Fairen Einkaufsbeutel und einen Fairen Einkaufsführer einlösen. Auch das Engagement der beiden Stadtverwaltungen und die Vorbildwirkung der öffentlichen Hand standen im Fokus. In Videoclips und auf Plakaten wurden Beispiele erfolgreicher fairer Beschaffungsmaßnahmen gezeigt. Begleitet wurde das Informationsangebot durch eine Auftaktaktion in der Straßenbahn sowie weitere Veranstaltungen, z.B. in den Aktionszeiträumen der Fairen Woche und der Fashion Revolution Week.

Die Kooperationspartner aus Einzelhandel und Gastronomie wurden durch direkte Ansprache, durch Veröffentlichungen im Leipziger Amtsblatt und durch die Newsletter von IHK und dem Einzelhandelsverband gewonnen. Die Kommunikation übernahm der Eine Welt e.V. Leipzig mit der Steuerungsgruppe Fairtrade Town Markkleeberg.

Das Netzwerk „Leipzig handelt fair“ lieferte mit seinem neuen Corporate Design die Basis für das Layout der Kampagne und konnte so den eigenen neuen Look zugleich stadtweit bekanntmachen. In dem Netzwerk arbeiten im Bereich Fairer Handel und Faire Beschaffung engagierte Akteurinnen und Akteure zusammen. Das Netzwerk gab sich zur gleichen Zeit eine Geschäftsordnung und konnte mit Professor Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos einen prominenten Botschafter gewinnen.

Ein Großteil der Finanzierung konnte über Fördermittel gestemmt werden. Etwas über 84 % der Kosten wurde durch diese Bundesmittel abgedeckt. Reichlich 10 % haben die Kommunen finanziert, etwas über 5 % hat die lokale Wirtschaft beigesteuert.

„10% der Befragten haben sich von der Fairtrade-Straßenbahn zum Kauf fairer Produkte anregen lassen“

Heiko Rosenthal
Bürgermeister für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig

Was wurde erreicht?

Trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnte das Thema Fairer Handel über 12 Monate lang öffentlichkeitswirksam präsentiert werden. Nur einzelne begleitende Aktionen mussten pandemiebedingt ausfallen. Die Wahrnehmung der Fairtrade Tram in der Bevölkerung belegt die Kommunale Bürgerumfrage 2020, in die das Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig drei Fragen zu der Maßnahme aufgenommen hat. In der Zusammenschau mit den Mediendaten der Werbepartner ergibt sich folgendes Bild: Im Jahr 2018 haben die Leipziger Verkehrsbetriebe 156,4 Millionen Fahrgäste befördert. Die Linie 11 ist dabei eine der am stärksten befahrenen Linien. 13% der Befragten haben die Bahn bewusst wahrgenommen, das entspricht ca. 78.000 Personen der Leipziger Stadtbevölkerung.

„Mich freut besonders, dass 10 von 13 % der Befragten sich dadurch anregen ließen, faire Produkte zu kaufen,“ sagt Heiko Rosenthal, Bürgermeister für Umwelt, Ordnung, Sport der Stadt Leipzig. Nur 3% ließen sich von der Aktion nicht beeinflussen.

Eine ausgezeichnete Aktion

Beim Wettbewerb "Hauptstadt des Fairen Handels" wurden die Stadt Leipzig und das Netzwerk "Leipzig handelt fair" gemeinsam mit der Stadt Markkleeberg von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) am 23. September 2021 mit einem 10.000 Euro dotierten Sonderpreis für ihre Fairtrade-Straßenbahn ausgezeichnet.

Anmerkung:

Dieses Praxisbeispiel beschreibt keine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im eigentlichen Sinne.
Als ein gutes Beispiel für den Anstoß des öffentlichen Diskurses zu nachhaltiger Entwicklung, soll es als Anregung für die Öffentlichkeitsarbeit im Themenfeld BNE dienen.

| Nora Böhme
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