Quartiersrundgang Gruppe vor Schule

Das Quartier als Ort für praktische BNE-Arbeit: Gutes Leben im Herner Stadtteil Wanne-Süd

BNE-Angebote, dort wo die Menschen leben, lernen und arbeiten

Warum BNE-Arbeit im Quartier? Weil nachhaltige Entwicklung vor Ort ansetzt: Das Quartier ist der öffentliche Raum direkt vor der eigenen Haustür. Hier leben, lernen sowie arbeiten die Menschen und können selbstwirksam werden. Hier werden soziale Netzwerke aufgebaut sowie soziale Dienste angeboten und nachgefragt.

Die Stadt Herne beschloss deswegen im Jahr 2021, sich mit der praktischen BNE-Arbeit schwerpunktmäßig auf ein Quartier zu fokussieren. Die Wahl fiel dabei auf das Stadterneuerungsgebiet „Soziale Stadt Wanne-Süd“, da dort u.a. finanzielle Ressourcen sowie ein Nachhaltigkeitskonzept bereits vorlagen. In Wanne-Süd sollen, ähnlich wie in einem Reallabor, modellhaft für die Gesamtstadt Arbeitsstrukturen, BNE-Bildungsangebote und -Projekte entwickelt, umgesetzt und für Bürger:innen erfahrbar gemacht werden. Dafür galt es zunächst, Partnerschaften zwischen lokalen Einrichtungen, KiTas, Schulen, Jugendzentrum, bestehenden BNE-Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie neuen BNE-Akteurinnen und -Akteuren auf- bzw. auszubauen.

Gruppe von Menschen vor einem Tauschschrank

Im Oktober 2021 wurde nach einer großen Auftaktveranstaltung eine motivierte Arbeitsgruppe, die „BNE-Ideenschmiede Wanne-Süd“ ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich regelmäßig am Thema Interessierte, überwiegend Vertreter:innen von Bildungseinrichtungen. Koordiniert von Barbara Kruse aus dem Regionalen Bildungsbüro Herne entwickeln die Teilnehmenden gemeinsam BNE-Projekte, -Aktionen und -Maßnahmen und setzen sie um.  

Eine der ersten Aktivitäten war ein Quartiersrundgang. Er diente dazu, dass sich die lokalen Akteurinnen und Akteure kennenlernten und Informationen über die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte, Strukturen sowie Potenziale und Projekte austauschten. Als Grundlage für die gemeinsame Arbeit erwies sich dies in der folgenden Zeit als sehr hilfreich.

Für das Bildungs- und Pflanzprojekt „Essbares Quartier Wanne-Süd – Wanne-Süd blüht auf“ im Herbst 2022 wurden dann gleich mehrere, auch neue BNE-Mitstreiter:innen aus dem Quartier ins Boot geholt und einige Vorhaben umgesetzt. Als großes Abschlussereignis wurden zeitgleich auf den Freiflächen an einer Grundschule, an einer KiTa, bei einer Pfarrgemeinde und bei einer Seniorenwohnanlage der Arbeiterwohlfahrt Obst-Büsche und -Bäume zum Naschen gepflanzt. Viele helfende Hände aus dem Quartier waren mit dabei. Eine fachliche Beratung sowie die Bauleitung erfolgte durch einen externen Experten, was wesentlich zum Erfolg der Aktion beigetragen hat. Die Arbeiterwohlfahrt agierte bei dieser Aktion als formale Antragstellerin; die Mittel dafür stammten aus dem Stadtteilverfügungsfonds „Soziale Stadt Wanne-Süd“.
Eine wichtige Basis für die strukturierte Entwicklung der naturpädagogischen Arbeit in der Kita bildete eine Teamfortbildung zum Thema. Diese Arbeit und auch die mit dem BUND begonnene Bildungsarbeit in Kita und Grundschule wird in 2023 durch weitere Projekte und Aktionen fortgesetzt. So hat beispielsweise die Kita-Leiterin weitere Fördermittel eingeworben für Materialien, die vom ganzen Quartier für die weitere Bildungsarbeit und gemeinsame Aktionen zur Verarbeitung der geernteten Früchte genutzt werden können

Kinder pflanzen
Programm Adventsaktion

Im Dezember 2022 konnte nach dem Bildungs- und Pflanzprojekt das Vorhaben „Wanne-Süd leuchtet auf – Die nachhaltige Adventsaktion im Quartier“ durchgeführt werden, an dem 16 Einrichtungen beteiligt waren. Im Rahmen dieser Aktion fanden an jedem Tag vom 1. bis zum 24. Dezember Adventsaktionen statt. Sie förderten die Begegnung und den Zusammenhalt der Bewohner:innen in Wanne-Süd und umfassten auch Nachhaltigkeitselemente und Bildungsangebote.


"Wir wollen weiterhin einen Mehrwert und Freude schaffen!"

Interview mit Barbara Kruse vom regionalen Bildungsbüro Herne. Sie ist die Koordinatorin des BNE-Modellprojekts in Wanne-Süd.

 

Wenn Sie auf die bisherige BNE-Arbeit im Quartier „Wanne-Süd“ zurückblicken, was war Ihr persönliches Highlight?

Mich begeistert vor allem die Dynamik, die sich mit der gelungenen Pflanzaktion innerhalb der bestehenden Arbeitsgruppe entwickelt hat. Bereits während der gemeinsamen Pressekonferenz haben sich Verabredungen zwischen Kita und Senioreneinrichtung ergeben. Es wurden aus der Gruppe heraus neue Fördermittel eingeworben, um die begonnene Bildungs- und Gemeinschaftsarbeit fortsetzen zu können. Die nachhaltige Adventsaktion wurde aus der Gruppe heraus angeregt und binnen kürzester Zeit mit vereinten Kräften und viel Engagement jedes Einzelnen organisiert und umgesetzt. Und in der Auftaktsitzung der Ideenschmiede in 2023 wurden zahlreiche neue Schwerpunkte und Projektideen für dieses Jahr formuliert sowie erste Termine verabredet.

Was sind die größten Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit so vielen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren?

„Auf einen Nenner zu kommen“ bei den Sitzungsthemen und auch Projekten ist eine Herausforderung. Außerdem ist es eine Kunst, alle Engagierten weiter zu motivieren: Wie bei allen größeren und gemischten Gruppen gibt es Befindlichkeiten und Eigeninteressen. Alle wollen gesehen und bei Laune gehalten werden. Sitzungen dürfen nicht zu lang sein und müssen hinreichend interessant bleiben. Sitzungen und Projekte oder Vorhaben müssen die jeweils eigenen Interessen der Beteiligten berühren und bedienen, schließlich haben alle z.T. sehr begrenzte Zeit- und Personalressourcen.

Außerdem finde ich es sehr anspruchsvoll, Akteurinnen und Akteure zur wirklich eigenverantwortlichen Organisation von Gemeinschaftsprojekten zu bringen.

Was wünschen Sie sich für die BNE-Arbeit im Quartier „Wanne-Süd“?

Ich wünsche mir, dass die Motivation der Teilnehmenden erhalten bleibt und wir mit unserer Arbeit weiterhin einen echten Mehrwert und Freude schaffen. Da sehe ich v.a. die Freude, die aus der Selbstwirksamkeit resultiert und neues Engagement hervorbringt.

Darüber hinaus ist es wünschenswert, dass wir die BNE-Arbeit nach und nach immer strukturierter gestalten, die Mitmachenden ein gemeinsames Verständnis von BNE entwickeln und daran arbeiten.

Ich hoffe, dass sich uns zusätzliche Bildungseinrichtungen aus dem Quartier aktiv anschließen und dass weitere innerstädtische Akteurinnen und Akteure/Verwaltungsstellen die Chancen erkennen, im Quartier kooperativ an Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten und das Projekt somit auch zu ihrem machen. Außerdem wären mehr Personalressourcen und auch Eigeninitiative hilfreich für die zahlreichen Aufgaben, die zum Teil immer noch sehr stark von mir als Projektmanagerin in Teilzeit wahrgenommen werden.

| Alexandra Kandzi