Bei der Ausstellungseröffnung; Foto auf Leinwand

Per Wanderausstellung zur kommunalen Rollenfindung

Die Kommune als Schlüsselfigur nachhaltiger Entwicklung

"Mission 2030. Globale Ziele erleben" ist eine Wanderausstellung des Kinderhilfswerks Plan International Deutschland. Auf Initiative des Landkreises Lüneburg macht die Ausstellung vom März bis Dezember 2023 Station im Museum Lüneburg. Wie solch eine Ausstellung nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb des Netzwerks BNE befördert, erzählt Kirsten Wolfrath, ehemals zuständig für das Kommunale Bildungsmanagement im Bildungs- und Integrationsbüro des Landkreis Lüneburg, im Interview.

Wie kam der Landkreis Lüneburg auf die Ausstellung von Plan International?

Der Landkreis Lüneburg möchte im Bereich BNE nicht nur Akteure gezielt vernetzen, um die Verbreitung von BNE zu intensivieren, sondern auch Bildung strategisch in Regional-Entwicklungsprozessen platzieren und eine unterstützende Infrastruktur entwickeln.

Um das zu erreichen, braucht es spezielle Formate, die Anlässe für Vernetzung und Austausch schaffen. Bei der Suche nach einem passenden Format kamen wir schnell auf eine Wanderausstellung. Sie bietet wichtige Vorteile: Eine Ausstellung ist in der Regel ein gut zugängliches Angebot, das BNE thematisieren und dabei beispielhaft umsetzen kann. Außerdem wollen wir Menschen nicht nur informieren, sondern emotional ansprechen und sie so zum Handeln motivieren. Auf der Suche nach der thematisch geeigneten Ausstellung hat uns der Prozessbegleiter vom BNE-Kompetenzzentrum Til Farke unterstützt.

Menschen in einer Ausstellung

Können Sie die Inhalte der Ausstellung kurz beschreiben?

Die Wanderausstellung „Mission 2030. Globale Ziele erleben“ veranschaulicht an acht ausgewählten Beispielen das komplexe Thema der Nachhaltigkeitsziele: Die Besucher:innen reisen in Regionen der Welt und lernen dort Menschen kennen, die sich für Ziele wie sauberes Wasser, Bildung, Frieden oder Gesundheit und Wohlergehen einsetzen. Die Ausstellung ist partizipativ gestaltet und will die Besucher:innen mit einer modernen, positiven Ansprache motivieren, selbst aktiv zu werden.

Das Museum Lüneburg war schnell begeistert von der Anregung aus unserem Bildungs- und Integrationsbüro, diese besondere Ausstellung in seine Räumlichkeiten zu holen. Ein großes Plus war dabei sicher auch das umfangreiche, von Plan International bereitgestellte Unterrichtsmaterial für Schulklassen zur Vor- oder Nachbereitung eines Besuchs.

Welche Rolle spielt die Ausstellung für die Verankerung von BNE im Landkreis Lüneburg? 

BNE in Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung ist ein zentrales Handlungsfeld für den Landkreis. Die Ausstellung ist dafür ein beispielhaftes Angebot: Einerseits geht es um die BNE-Vorhaben der Bildungsakteure an sich. Anderseits geht es aber auch um die Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Lernorten. Gerade als Schulträger möchte der Landkreis die Schulen bei der Umsetzung des in Niedersachsen seit 2021 gültigen BNE-Erlasses unterstützen. So ist die Öffnung von Schulen wichtig für handlungsfeldorientiertes Lernen, das die Grundlage für eine ganzheitliche und transformative Bildung bildet. Das bezieht sich sowohl auf die Inhalte als auch auf die Pädagogik.
Die Ausstellung thematisiert Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang auf sehr interessante Weise, rückt das Museum als engagierten außerschulischen Lernort in den Fokus und gibt Anlass, dass sich verschiedene Akteure vernetzen.

Wirkt die Ausstellung über die Zielgruppe der Museumsbesucher hinaus?

Die Ausstellung veranschaulicht das komplexe Thema der Agenda 2030 mit ihren für die Weltgemeinschaft verhandelten Nachhaltigkeitszielen, die auch den Referenzrahmen für kommunale Handlungsstrategien bilden sollten. Daher laden wir auch gezielt politische Ausschüsse und Arbeitsgruppen in die Räumlichkeiten des Museums ein, um dort zu tagen. Die Gruppen sind dann bei ihren Terminen in unmittelbarer Nähe zur Ausstellung zu den SDGs. Das sind starke Impulse.

Die Ausstellung bietet den tagenden Politiker:innen außerdem den Anlass ins Gespräch zu gehen, wie die Kooperation zwischen z.B. Schule und außerschulischen Lernorten gestaltet werden kann, welche Rahmenbedingungen unterstützend wirken. Da geht es dann um Fragen, wie sich Lehrkräfte zu ergänzenden Angeboten informieren, wie Schulklassen die Ausstellungsbesuche finanzieren können. Das alles sind Strukturthemen, die u.a. darüber bestimmen, ob und wie außerschulische BNE-Angebote genutzt und in schulische Abläufe eingebunden werden können.

Zwei Menschen in einer Ausstellung

Wie arbeitet der Landkreis Lüneburg mit dem Museum und anderen Beteiligten? Wie kam diese Kooperation zustande?

Es gab bereits gute Erfahrungen mit dem Museum Lüneburg mit Wanderausstellungen in den Bereichen Demokratiebildung und politische Bildung. Für „Was´ los, Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte“ kooperierten das Museum Lüneburg, das Bildungs- und Integrationsbüro und weitere lokale Partner wie der Kriminalpräventionsrat und die VHS Region Lüneburg für ein umfangreiches Rahmenprogramm. Diesmal kamen das Regionale Landesamt für Schule und Bildung und der Kinderschutzbund dazu. 

Wie sind die Rollen in der Kooperation verteilt und wer hat welche Aufgabe?

Tatsächlich braucht es Kooperation, um einerseits eine vermeintlich „einschlägige“ aber grundlegende Ausstellung wie „Mission 2030“ den verschiedenen Zielgruppen nahezubringen und um andererseits den langen Ausstellungszeitraum von März bis Dezember zu bespielen. Deshalb haben wir uns als Anlaufstellen für die verschiedenen Zielgruppen zusammengetan: das Bildungs- und Integrationsbüro als Schnittstelle zu den diversen Bildungsakteuren, zu politischen Gremien und in die Verwaltung hinein, der Kinderschutzbund für die Rechte der Kinder und Jugendlichen, die VHS als Anlaufstelle für die Erwachsenenbildung auf kommunaler Ebene und die Fachberatung BNE im Regionalen Landesamt für Schule und Bildung als Zugang zu den Schulen.   

Das Museum Lüneburg hingegen ist Gastgeberin der Ausstellung und Vertragspartnerin für Plan International. Zur Betreuung der Ausstellung und für Gruppen koordiniert und bildete es in Absprache mit Plan International eine Gruppe ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen aus. Außerdem ist es im Grunde unser „Lagerfeuer“ – also der Ort, wo wir als Akteure zusammenkommen.

Und last but not least: Der Landkreis Lüneburg übernahm die Verfahrensabstimmung für Schulbesuche, begleitende Kommunikation und in enger Abstimmung mit dem Museum die Koordination eines Begleitprogramms, um möglichst viele Menschen mit der Ausstellung zu erreichen.

Jugendlich an einem Kicker in einer Ausstellung

Gibt es Besonderheiten bei der Förderung des Projektes?

Hier setzen wir generell an unterschiedlichen Punkten an: Damit die Ausstellung die Kernzielgruppe der weiterführenden Schulen erreicht, wurde das bereits bestehende Angebot an Schulen zur kulturellen Bildungsförderung neu gerahmt: von der Betonung auf Finanzierung von Ausflügen hin zur Ermöglichung von außerschulischem, projektorientierten Lernen.

Außerdem übernimmt der Landkreis die Kosten für die Begleitung durch die Ausstellung mit einer Einführung und Abschlussgespräch für alle Schulen aus der Bildungsregion Lüneburg.

Der Fachdienst Bildung und Kultur arbeitet außerdem eng mit dem Fachdienst Mobilität für guten Schülertransport zusammen. Wenn zukünftig außerschulische Lernorte eine stärkere Rolle für Schule spielen sollen, müssen wir auch dieses Thema für künftige Lösungen mitdenken.

Vielen Dank für das Interview, Frau Wolfrath.

| Alexandra Kandzi
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