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Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)? Warum ist sie wichtig?

Was charakterisiert Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und warum ist es notwendig, sich mit diesem Thema (im kommunalen Kontext) zu beschäftigen? Antworten hierzu gibt der nachfolgende Text und erlaubt so einen Überblick über die wesentlichen Aspekte von BNE.

Was ist BNE?

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beschreibt ein handlungsorientiertes (Bildungs-)Konzept, das sich auf die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften fokussiert. Für BNE selbst gibt es bisher keine allgemeingültige Definition. Jedoch gibt es Merkmale, die BNE charakterisieren. Einige von ihnen sind in der folgenden Zusammenstellung aufgeführt:

  • Ganzheitliche, partizipative Bildungsprozesse, die Menschen allen Alters im Sinne des lebenslangen Lernens zu zukunftsfähigem und verantwortungsvollem Denken und Handeln befähigen.
     
  • Vermittlung von Kenntnissen, Kompetenzen, interdisziplinärem Wissen und Werten, die notwendig sind für die individuellen und gesellschaftlichen Gestaltungs- und Partizipationsprozesse. Kreativität sowie innovatives und kritisches Denken sind hierfür essenziell und stärken autonomes Handeln sowie Teamfähigkeit.
     
  • Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Dimensionen von Nachhaltigkeit* und den damit verbundenen Zielkonflikten.
     
  • Vermittlung von kritischen Perspektiven und Zusammenhängen, die sowohl zeitliche (von der Vergangenheit, über das Aktuelle, bin hin zur Zukunft/vorausschauend) als auch räumliche (vom lokalen bis zum globalen) Blickwickel einnehmen.

Ziele von BNE

Das übergeordnete Ziel von BNE ist, dass Menschen gemeinsame Handlungs­strategien für konkrete, reale Aufgaben und Heraus­forderungen im Kontext nachhaltiger Entwicklung gestalten können. BNE-Bildungsaktivitäten sollen Individuen daher zu einer zukunftsfähigen, partizipativen Gestaltung von Gesellschaft befähigen. Außerdem lernen Menschen, ihre eigenen Handlungen und deren Auswirkungen zu reflektieren.
BNE beschränkt sich jedoch nicht auf den Einzelnen, sondern erweitert die Perspektive auch auf Institutionen, Organisationen, Bildungs­einrichtungen, kommunale Verwaltungen, Unternehmen etc. Alle müssen ihr Handeln und Wirken auf Nachhaltigkeit ausrichten und eine aktive Vorbildfunktion einnehmen (vgl. Whole Institution Approach).

Grundlagen und Orientierungsrahmen von BNE

Als Orientierung für BNE dienen die 17 universellen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen, die sich aus der Agenda 2030 ableiten. Sie gelten auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene und bilden die Grundlage für den Nationalen Aktionsplan (NAP) und die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.
 

Warum ist BNE wichtig?

Lokal, regional und global bestehen vielfältige ökologische, soziale, ökonomische und auch kulturelle Krisen, die die Gesellschaft bereits jetzt und verschärft in der Zukunft mit dramatischen Konsequenzen konfrontieren werden. Dazu zählen insbesondere die Klima- und Biodiversitätskrise, der Raubbau an natürlichen Ressourcen sowie die Verschärfung sozialer Krisen (Armut, Hunger).
(Vgl. Forschung des BMBF-beratenden Gremiums “Zukunftskreis”)

Es ist daher notwendig, in Bezug auf alle nachhaltigkeitsbezogenen Themen nicht nur etwas zu wissen, sondern auch handeln zu können. Dafür bedarf es Gestaltungs­kompetenzen, Gestaltungs­zugänge sowie eine entsprechende innere Haltung, um eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung („Transformation“) zu ermöglichen. Auch allgemeine gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen machen andere und neue Kompetenzen und Perspektiven erforderlich, damit jeder Mensch partizipieren und mitgestalten kann.

Alle Menschen können Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiges Verhalten lernen. BNE ist dadurch ein zentrales Werkzeug der Transformation, das (gemeinsam mit weiteren Ansätzen) eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Sprich: BNE nimmt Bildungs- und Aneignungs­kompetenzen in den Fokus, die Schlüssel­kompetenzen für das 21. Jahrhundert darstellen. Ihre Perspektive reicht sogar über die reine nachhaltige Entwicklung hinaus.

BNE im kommunalen Kontext

Viele Herausforderungen und Probleme einer (sozial, ökologisch, ökonomisch) nicht-nachhaltigen Gesellschaft müssen in den Kommunen unter Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Teilbereiche gelöst werden. Dazu zählen u.a. Zivilgesellschaft, Unternehmen und die Verwaltung selbst. Schließlich finden vor Ort die Bildungs­prozesse statt. Sie binden das Handeln der Menschen in den regionalen und den globalen Kontext ein (z.B. Betrachtung der Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die regionalen Niederschläge).
Kommunen haben den zentralen Auftrag der Daseins­vorsorge und setzen den Rahmen für politische Entscheidungen und Entwicklungen im ökonomischen, ökologischen und sozialen Bereich. Dazu gehört auch, dass sie aktiv daran arbeiten, dass nachhaltige Lebensbedingungen entstehen. Für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft ist der Wandel im Bewusstsein jedes Einzelnen genauso wichtig wie die günstigen strukturellen Rahmenbedingungen, die die Kommunen schaffen können.
BNE ist dabei ein wichtiger Baustein, um die Zukunfts­fähigkeit von Regionen zu unterstützen. Sie adressiert in allen Bildungs­bereichen (z. B. Kita, VHS, Vereine) genau die inhaltlichen Fragen, die notwendigen Perspektiven sowie die methodischen Kompetenzen, die dafür nötig sind. BNE hilft daher dabei, vor Ort besser mit (neuen) gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen (z. B. soziale Teilhabe, Bildungs­ungerechtigkeit, Digitalisierung) umzugehen und auf Krisen (z.B. Corona, Klimawandel) reagieren zu können.

Hintergrundinfomationen und erste Hilfestellungen zu BNE in Ihrer Kommune finden Sie in weiteren Artikeln unserer Infothek (s.u.) sowie auf dem BNE-Portal.

*Anmerkung
Im wissenschaftlichen Diskurs werden zum Teil drei bzw. vier Dimensionen beschrieben. Wird von drei Dimensionen ausgegangen, werden häufig die Ziele der kulturellen Dimension in denen der sozialen Dimension mit gefasst.

| Lisa Artmaier, Angela Firmhofer, Marco Schmidt
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