Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wirkungsorientierung in der Bildung für nachhaltige Entwicklung

Grundbegriffe kurz erklärt:
Mit Wirkungsorientierung sollen Planung, Steuerung und Kontrolle des öffentlichen Handelns (bzw. anderer Sektoren) auf intendierte Wirkungen ausgerichtet werden. Wieso ist das Konzept so wertvoll für die BNE? Und wo gibt es Anknüpfungspunkte für Kommunen?

"Menschen mit Zielen haben Erfolg, weil sie wissen, wohin sie gehen.“

Earl Nightingale

Wirkung & BNE

Als das BMBF im Jahr 2014 die nationale Abschlusskonferenz zur UN-Dekade zu BNE in Bonn ausrichtete, einigte man sich auf den Titel „UN-Dekade mit Wirkung – 10 Jahre BNE in Deutschland“. Der damalige Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission, Walter Hirche, bezifferte die Wirkung der UN-Dekade anhand der über 1.900 Projekte, 49 Maßnahmen und 21 Kommunen, die während des Jahrzehnts ausgezeichnet wurden (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission e. V. 2015, S. 7).

Die Vereinten Nationen sehen in einer Bildung für nachhaltige Entwicklung für alle Menschen ein zentrales Gelingensmoment für den gesellschaftlichen Wandel hin zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (vgl. Vereinte Nationen 2015). Damit ist Bildung für nachhaltige Entwicklung kein Selbstzweck, sondern in eine Wirkungslogik eingebunden, die es zu berücksichtigen gilt. In der Wirkungslogik vergegenwärtigt man sich, wie das Zusammenspiel von Ressourcen (Inputs), Leistungen (Outputs) und Wirkungen bei der Zielgruppe einer Maßnahme (Outcome) auf eine Wirkung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene (Impact) einzahlt.

Welche Relevanz hat Wirkungsorientierung für Kommunen hinsichtlich BNE?

Einige Beispiele

Eine der thematischen Säulen einer BNE sind partizipative Beteiligungsverfahren. Diese fördern zum einen die Akzeptanz der Bevölkerung bei Maßnahmen und somit die demokratische Legitimation. Zum anderen entwickeln Teilnehmende bei Beteiligungsverfahren eben jene Gestaltungskompetenzen, die einer BNE zu Grunde liegen.

Gerade für kommunale Verwaltungen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, auf unterschiedliche Gruppierungen einzuwirken – sei es in der frühkindlichen Bildung (Umweltbildungsamt 2020) oder durch Beteiligung an Entscheidungsfindungsprozessen (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und Bundeskanzleramt 2011).

Ein weiterer Aspekt ist die (Ko-)Finanzierung geförderter Maßnahmen, sei es durch öffentliche Geldgeber wie Ministerien, die private Hand bzw. Stiftungen, oder durch Kommunen selbst. Immer öfter wird in Förderrichtlinien eine Ausrichtung auf intendierte Ziele und Wirkungen eingefordert (Stiftung Nord-Süd-Brücken 2020). Dieses Mittel ermöglicht es Geldgebern anhand überprüfbarer Indikatoren und Kennzahlen, Projekte einer Fortschrittskontrolle zu unterziehen. Kommunale Bildungsträger professionalisieren dadurch ihr Projektmanagement, von der Planung über die Steuerung bis hin zur Evaluation.

Ein gutes Beispiel, wie eine Kommune das Thema Wirkung in Bezug auf Nachhaltigkeit angeht, gibt die Stadt Freiburg: Mit dem 4. Nachhaltigkeitsbericht erhielten kommunale Entscheidungsträger:innen eine Steuerungsgrundlage, wie die eigens gesetzten Nachhaltigkeitsziele umgesetzt und auf deren Wirkung untersucht werden können (Stadt Freiburg i. B. 2020), Der 5. Bildungsbericht widmete sich 2022 schließlich ganz dem Thema BNE (Stadt Freiburg i. B. 2022).
Lesen Sie zur Entstehungsgeschichte hier ein Interview mit dem Leiter des Freiburger Bildungsmanagements, Hartmut Allgeier.

Praxis-Tool: Die Wirkungstreppe

Mit dem Modell der Wirkungstreppe lassen sich soziale Wirkungen planen und bestimmen. Entlang verschiedener Stufen auf der Output- bis hin zur Impact-Ebene werden Prozesse dahingehend analysiert, inwiefern/inwieweit Aktivitäten Einfluss auf eine definierte Zielgruppe nehmen. Von „Wirkungen“ spricht man ab Stufe 4, wenn eine Zielgruppe tatsächlich ihr Bewusstsein bzw. ihre Fähigkeiten ändert. Auch der Erwerb von Gestaltungskompetenzen im Sinne einer BNE (de Haan 2008) setzt an genau dieser Stelle an.

Übertragen wir das Modell auf einen kommunalen BNE-Prozess, erhalten wir folgendes (hypothetisches) Beispiel:

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Tibor Manal

Tibor Manal

Prozessbegleitung BNE
Standort Süd
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Literatur:

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und Bundeskanzleramt (2011): Praxisleitfaden zu den Standards der Öffentlichkeitsbeteiligung, Version: 2011, Wien, abrufbar unter: https://partizipation.at/wp-content/uploads/2021/06/standards-der-oeffentlichkeitsbeteiligung-praxisleitfaden.pdf (10.10.2022)

Stadt Freiburg i. B. (2020): 4. Freiburger Nachhaltigkeitsbericht 2020, Freiburg, abrufbar unter: https://www.freiburg.de/pb/site/Freiburg/get/params_E1872819964/1648033/Nachhaltigkeitsbericht_Freiburg_2020_barrierearm%20%282%29.pdf (10.10.2022)

Stadt Freiburg i. B. (2022): 5. Freiburger Bildungsbericht – Bildung für nachhaltige Entwicklung, Freiburg, abrufbar unter: https://www.freiburg.de/pb/site/Freiburg/get/params_E658200453/1914777/Bildungsbericht_2022_WEB.pdf (10.10.2022)

De Haan, G. (2008): Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept für Bildung für nachhaltige Entwicklung, in: n: Bormann, I., De Haan, G. (Hrsg.): Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung, Wiesbaden, S. 23–44

Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (2015): UN-Dekade mit Wirkung - 10 Jahre „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Deutschland, Bonn

Phineo (2021): Kursbuch Wirkung, Berlin, abrufbar unter: https://www.phineo.org/kursbuch-wirkung (10.10.2022)

Stiftung Nord-Süd-Brücken (2020): Förderrichtlinie zur Sächsischen Landesstrategie Bildung für Nachhaltige Entwicklung, abrufbar unter: https://nord-sued-bruecken.de/assets/files/files/foerderprogramme/in-sdg/Foerderrichtlinien.pdf (10.10.2022)

Umweltbildungsamt (2020): Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung – zielgruppenorientiert und wirkungsorientiert!, Berlin, abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbildung-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung (10.10.2022)

Vereinte Nationen (2015): Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, New York, abrufbar unter: https://www.un.org/depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf (10.10.2022)

| Tibor Manal
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